Unfassbar! 35.000 mal kaut Ihr Pferd am Tag
Die Beschäftigung mit dem natürlichen Verhalten unserer Pferde ist in den letzten Jahren weiter fortgeschritten – auch in Bezug auf die Fütterung.Hatte man sich in früheren Jahren verstärkt mit der Futter-Wirkung auf die sportliche Leistungsfähigkeit beschäftigt, erforschen Verhaltensforscher heute zunehmend die Wirkung der Haltung auf das psychische Befinden der Tiere.
Im Hinblick auf das Fressverhalten unserer Vierbeiner stellten die Wissenschaftler fest, dass beim Pferd anders als beim Menschen das Sättigungsgefühl nicht durch den Blutzuckerspiegel bestimmt wird. Das Pferd, das frei in der Steppe lebte, verbrachte mehr als die Hälfte des Tages fressend, bewegte sich dabei im Schritt bis zu dreizehn Kilometer weit fort. Dabei registriert das Zwischenhirn die Anzahl der Kauschläge. Diese mechanische Registrierung gibt dem Gehirn Auskunft darüber, wann das Tier satt ist. Die Wissenschaftler sind sich relativ einig, dass ein Pferd pro Tag rund 35.000 Kauschläge benötigt, um satt zu sein.
Für den Verzehr von einem Kilogramm Heu, so die Wissenschaftler, benötigt das Pferd etwa eine Stunde und 3.500 Kauschläge. So ist das angeborene Kaubedürfnis also erst mit 10 kg Heu gedeckt. Wilde Pferde bewegten sich bei der Nahrungsaufnahme den ganzen Tag über in der Steppe fort, verbrauchten also Energie.
Heute stehen viele Pferde in Boxenhaltung, erhalten Heu und zusätzlich Krippenfutter. Um ein Kilo Hafer zu fressen, benötigt das Pferd etwa zehn Minuten mit nur 800 Kauschlägen. Häufig auftretendes Problem: „Die Tiere sind zu fett“, klagen Tierärzte, die sich zunehmend mit Stoffwechselerkrankungen befassen müssen.
Manche Pferdebesitzer – vor allem solche von leichtfuttrigen Pferderassen – versuchen, über ein Heu-Netz die Heu-Aufnahme zu kontrollieren und möglichst lange hinauszuzögern. Doch das allein reicht oft nicht aus. Den recht probaten Rat eines Fachmannes hörte ‚Stallgeflüster‘-Redakteurin Elke Stamm während eines Vortrages von Thorsten Hinrichs, Geschäftsführer der HIT-Aktivstall. „Gerade bei leichtfuttrigen Rassen hat es sich in der Praxis bewährt, zusätzlich zum normalen Heu-Netz ein weiteres engmaschiges Spar-Netz aufzuhängen und dies mit Stroh zu bestücken.“
„Stallgeflüster“ / E. Stamm