Impact und Emotionen – Trakehner Körung 2021
Impact heißt der Trakehner Siegerhengst 2021 und er brachte den Zuchtleiter und Geschäftsführer des Trakehner Verbandes, Lars Gehrmann, zum Schwärmen: „Dieser Hengst ist ein Edelpferd, wie man es hinsichtlich Adel und Noblesse nur bei den Trakehnern finden kann.“ Ein typvoller Veredler mit Spitzenqualität in der Bewegung und unnachahmlicher Ausstrahlung gesegnet, tanzte in der Konkurrenz der Köranwärter zum Sieg.
32 Hengste hatten sich um das Körprädikat beworben, mit 16 Youngstern wurde exakt die Hälfte gekört, von denen wiederum die fünf besten mit einer Prämie ausgezeichnet wurden. Aus diesem Prämienlot proklamierte die Körkommission den Sieger und den Reservesieger.
Der Siegerhengst Impact, ein Sohn des Starvererbers Millennium, kam in Groß Buchwald in Schleswig-Holstein im Züchterstall von Jörg Bustorff zur Welt und entstammt einer Familienzucht im besten Sinne: Vor mehr als 50 Jahren begann Claus Bustorff auf seinem landwirtschaftlichen Betrieb Trakehner zu züchten und gab diese Passion an seine Kinder weiter. Der erste Siegerhengst aus der Familienzucht war „ein ganz unglaubliches Gefühl“ für Jörg Bustorff, dessen wertvolle Stute Impatie vor einigen Jahren den Reservesieger Instagram stellte. Die Stute sollte seinerzeit eigentlich über die Hengstmarktauktion verkauft werden, verletzte sich aber kurz vorher und durfte so im Stall Bustorff bleiben. Ihr Hengstfohlen Impact fand vor zwei Jahren über die Trakehner Fohlenauktion neue Besitzer. Der Besitzergemeinschaft, Renate Stahnke, zweite Vorsitzende des Trakehner Zuchtbezirks Schleswig-Holstein, und Familie Langels, Gestüt Schäplitz, war schon früh klar, dass sie etwas ganz Besonderes in petto hatten – mit dem Siegerhengst wurden hohe Erwartungen jedoch noch übertroffen. Bei der abendlichen Auktion erzielte er 100.000 Euro und wird künftig in Hamburg zuhause sein.
Emotional ist auch die Geschichte des Reservesiegers, der den Namen Dein Erbe trägt. Eine Hommage an die berühmte Züchterin Veronika von Schöning, die vor einigen Jahren verstarb und deren Zucht von ihrem Sohn Philipp und Schwiegertochter Maria weitergeführt wird. Viele Generationen von Pferden aus Schöning’scher Zucht versammeln sich im Pedigree des Rapphengstes. „Der Hengst überzeugt mit großen Linien, komfortabler Oberhalspartie, drei guten Grundgangarten und Athletik beim Freispringen – ein wahres Abschiedsgeschenk seines Vaters Hirtentanz, der seit zwei Jahren in den USA lebt“, lobte der Zuchtleiter. Für 60.000 Euro wechselte der Reservesieger nach Bayern. Prämiert wurde mit Goldfieber von Le Rouge ein sportiver Hengst aus dem Züchterhaus Langels, dessen Trabablauf zu den Spitzen des Jahrgangs zählte und in der Auktion für 50.000 Euro zugeschlagen wurde. Auch der großrahmige Millennium-Sohn Kenneth, ausgestellt vom Gestüt Sprehe, verdiente sich mit Raumgriff, Kadenz und Selbsthaltung bei seinen sportiven Auftritten die Prämie. Aus dänischer Zucht und Aufzucht kam Imperial Valley von Preussentanz, der sich als eines der komplettesten Pferde der Kollektion empfahl. Ausbalanciert, stets im Takt und mit moderner Mechanik ausgestattet wechselte er zum Spitzenpreis von 210.000 Euro ins Rheinland.
Der beste Springhengst der Körung war gleichzeitig der Hengst mit dem höchsten Spezialblutanteil: Der Schimmelhengst „Kadre Blanc“, ein Sohn des Springderby-platzierten Anglo-Arabers Bonaparte N AA, bringt Talent und ein Pedigree der Sonderklasse mit. Eine Besitzergemeinschaft sicherte sich den sportlichen Spezialisten für den Championatsreiter Andreas Ostholt, der aktuell mit Höhenflug TSF, einem väterlichen Halbbruder des Junghengstes CCI4*-erfolgreich ist.
Die 13 gekörten Hengste erzielten einen Durchschnittspreis von 56.192 Euro. Bei der Stutenkollektion, sieben an der Zahl, gab es im Durchschnitt 27.714 Euro. Das höchste Gebot gab es für Pfingstrose, eine Tochter des S-Siegers Hibiskus.
„Die Stimmung war fantastisch,“ resümierte Dr. Norbert Camp, Erster Vorsitzender des Trakehner Verbandes. „Die Freude der Hengstmarktbesucher, sich endlich wiederzusehen, war spürbar, wir hatten sensationelle Stuten, eine nahezu ausverkaufte Gala und einen modernen, sportiven Hengstjahrgang.“
Höhenflüge beim Trakehner Freispring-Cup
Für den hoch dotierten 6. Trakehner Freispring-Cup hatten sich die zwölf besten drei- und vierjährigen Trakehner qualifiziert und das erstmals mit internationaler Beteiligung. Die Richter, Championatsreiter Andreas Ostholt und Körkommissar Elmar Lesch, sahen am heutigen Tag den dreijährigen Wallach SF Oblivion, einen Sohn des in Polen gezogenen Hengstes Adorator, mit der Wertnote 9,1 vorn. Seine Züchter und Besitzer, Simone und Frank Schönbeck aus Neunkirchen, setzen mit ihrer exklusiven kleinen Trakehner Zucht ganz auf Springgenetik und Top-Interieur. Sie waren bereits mit fünf Nachwuchstalenten im Freispring-Cup dabei – mit SF Oblivion, der im Besitz von Brigit Rybski aus Köln steht, gelang jetzt erstmals der Sieg.
Die schöne Helena überstrahlt die Konkurrenz
Abwechslung rund um die Uhr – das war der zweite Tag des Internationalen Trakehner Hengstmarktes in den Holstenhallen Neumünster. Das Freispringen der Hengste am Vormittag zeigte die ganze Bandbreite der modernen Trakehner Zucht. Die Körkommission sah Springtalente, doppelt veranlagte Youngster und natürlich auch Dressurvererber von morgen, die hier zeigten, dass sie mit Kraft und Geschick mit ihrem Körper umgehen können.
Ein Tageshöhepunkt war die Auswahl der Trakehner Jahressiegerstute. Die elf besten dreijährigen Stuten des Jahrgangs waren eingeladen – und diese züchterischen Zukunftshoffnungen begeisterten das Richtertrio und die Zuschauer. Es galt, die Schönste des Tages zu küren: Das Rennen machte die lackschwarze Schönheit „Salvana’s Helena“ von Helium aus der Zucht der Zuchtgemeinschaft Rüdel, Felde, und im Besitz von Helmar Bescht, Schlieckau. „Wenn man so eine tolle Stute hier sieht, mit diesen Bewegungen, der Losgelassenheit und diesem Interieur, da kann man als Züchter und als Besitzer einfach nur stolz sein. Eine überragende Jahressiegerstute – wir können gar keine Worte finden für so ein Pferd“, schwärmten die Richter. Das Züchter- und Besitzerduo stellte bereits im Vorjahr mit Helenas Vollschwester „Helene“ die Jahressiegerstute. Als Reservesiegerin strahlte die Millennium-Tochter Donauspiel aus der Zucht von Hans-Joachim Gross, Schwaförden, die im Besitz den jungen Gestüts Grafing bei München steht. Der Endring mit fünf Stuten veranlasste die externen Richter Dr. Axel Brockmann, Landstallmeister im Landgestüt Celle, und Gerd Sosath, Oldenburger Hengsthalter und Springreiter, zum Kommentar: „Wir haben in Hannover und Oldenburg gute Dressurstuten, aber wenn wir diese modernen Stuten mit ihrem überragenden Schritt sehen, können wir nur sagen: herzlichen Glückwunsch!“
Tina Siebenhaar