Steiler Start im Springen: Jan Wernke
Erst im Dezember hatte Jan Wernke mit seiner Holsteiner Stute Queen Mary das Frankfurter Publikum im Großen Preis überrascht: Er gewann das Springen und das Auto als Ehrenpreis. Doch bereits Mitte Januar sorgte das Paar erneut für Schlagzeilen: In Leipzig gewannen sie das Zeitspringen. ‚Stallgeflüster‘ sprach mit dem 30jährigen aus dem niedersächsischen Holdorf über seinen sportlichen Werdegang und seine Zukunftsplanung. „Ich bin in unserem Familienbetrieb aufgewachsen“, erzählt uns der junge Mann. „Mein Vater hatte einen Viehbetrieb und dann einen Pferdeverkauf. Klar, bin ich da als Kind gerne mal auf einem Shettie über den Hof geritten. Doch mit richtigem Reiten habe ich erst relativ spät begonnen. Meine Eltern hatten mir ein wirklich gutes Pony geschenkt, das sich dann aber so verletzte, dass es nicht mehr reitbar war. Da hatte ich dann keine Lust mehr und habe lieber Fußball gespielt.“
Erst mit zwölf stieg Jan dann wieder in den Sattel, ritt erste Reiterwettbewerbe und E-Springen. Mit dreizehn kamen dann auch A-Springen dazu und mit vierzehn schließlich schon L. „Da bin ich dann direkt auch vom Pony auf ein Groß-Pferd umgestiegen und durfte auf besseren Turnieren starten und Erfahrungen sammeln.“
Bereits mit fünfzehn startete Jan Wernke sein erstes S-Springen – das zweite, das er ritt, war dann sofort ein Sieg. „Mein Vater war auch Springreiter. Als er sicher war, dass ich beim Sport und Reiten dabeibleiben würde und die Verantwortung für ein Pferd sieben Tage in der Woche tragen konnte und wollte, schenkte er mir Pia Sandrina. Ein Traum-Pferd für einen jugendlichen Turnier-Einsteiger. Allein mit Pia Sandrina habe ich acht S-Springen gewonnen und bekam mein Goldenes Reitabzeichen schon mit achtzehn oder neunzehn Jahren.“
Neben dem Sport schloss der erfolgreiche Reiter aber auch die Schule ab und beendete erfolgreich die Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann. Eine zweite Lehre als Pferdewirt schloss er ebenfalls mit Erfolg ab. Derzeit widmet er sich hauptsächlich dem Pferdehandel des Familienunternehmens, denkt aber auch schon mal darüber nach, sich später eventuell tiefer in den zweiten Zweig des Familiengeschäfts einzuarbeiten, den ‚Grünen Sand‘, ein Bodenbelag den nahezu jeder Reitplatzbesitzer kennt.
„Wenn man als Jugendlicher auf einer Erfolgswelle schwimmt, so wie ich damals, denkt man nicht groß darüber nach. Heute mache ich mir mehr Gedanken – manchmal fast zu viele. Da hat man zum Beispiel in einem Springen den ‚letzten um‘. Im nächsten fixiert man sich dann darauf ‚Nicht schon wieder den ‚letzten um‘. Und prompt fällt die Stange. Pferde merken eben, was man denkt und worauf man sich fixiert.“
Queen Mary, mit der er in Frankfurt und Leipzig gewann, reitet Jan Wernke jetzt seit zwölf Jahren. „Sie ist jetzt achtzehn und eigentlich habe ich sie im letzten Jahr eher geschont. An vorderer Stelle stand für mich Nashville. Mit ihm war ich letztes Jahr Deutscher-Vize Meister. Da er viele Turniere gegangen war, habe ich ihn in Frankfurt zu Hause gelassen. Queen Mary ist noch top fit und darf deshalb noch das eine oder andere Turnier gehen. Und da springt das alte Mädchen doch tatsächlich auf den ersten Platz“, freut er sich über die Stute.
Derzeit hat Jan Wernke rund dreißig bis vierzig Pferde auf dem Hof. „Aber es ist für mich kein Problem, sie an einen anderen Reiter abzugeben und mich zu freuen, wenn er damit erfolgreich ist oder die Pferde besser werden. Damit bin ich eben aufgewachsen – das ist für mich kein Problem. Meine Schwester Pia, die ebenfalls reitet, ist da anders.“
Für das kommende Vierteljahr hat der junge Mann bereits seine Turnier-Pläne fertig. „Es gibt Turniere, die ich gerne reiten würde und da schaue ich natürlich, wie und wo ich mich dafür qualifizieren kann. Aber richtig fest planen kann man das natürlich nicht. Schließlich müssen die Pferde fit sein, ich will sie auf keinen Fall überlasten. Es muss eben alles passen. Und so hoffe ich, dass ich mich wieder für die Deutschen Meisterschaften qualifizieren kann und dass ich auf der Weltrangliste unter den besten 600 Reitern rangieren kann.“
Generell ist Jan Wernke mit den Dingen, so wie sie jetzt sind, recht zufrieden. „Ich habe viel gesehen, tolle Turniere erlebt und viele Erfahrungen gesammelt“, erzählt er uns. Neben Beruf und Sport lässt er auch seine Freunde nicht zu kurz kommen, schwimmt, wenn es die Zeit erlaubt recht gern und packt regelmäßig einmal die Woche seine Fußballschuhe aus.
‚Stallgeflüster‘ ist bereits jetzt gespannt, was wir in Zukunft noch von diesem symphatischen jungen Springreiter hören werden und wird die Entwicklung weiterhin aufmerksam verfolgen.
„Stallgeflüster“ / E. Appenrodt
© Fotos: Archiv Wernke