Voltigieren stärkt Vertrauen und Team-Geist
Viele Kinder möchten schon ganz früh aufs Pferd – doch nicht alle Eltern sind in der glücklichen Lage, sich ein Pony leisten zu können oder die Zeit bzw. die Möglichkeit zu haben, Kind und Pony auszubilden. Viele Kids steigen deshalb erst mit zehn oder elf Jahren – als Anfänger – in den Sattel. „Voltigier-Kinder haben es da leichter“, sagt Lisa Moser, Voltigier-Beauftragte im Reit- und Fahrverein Waldgirmes.
Der rund 400 Mitglieder zählende Verein hat derzeit sechs Voltigier-Gruppen à acht bis zehn Kinder. „Etwa 60 Vereins-Mitglieder sind Voltigierer“, berichtet Lisa Moser, die deren Interessen im Vorstand vertritt und beim Training die jeweiligen Longen-Führer aktiv unterstützt. „Wir nehmen Kinder ab einem Alter von fünf Jahren“, erzählt Sina Radovic, die selbst mit dem Voltigieren eine typische ‚Einsteiger-Karriere’ in den Reitsport hinter sich brachte.
„Ich habe für Volti allerdings erst spät angefangen – mit zehn, weil die Reitstunden damals alle belegt waren.“ Heute ist Sina Trainerin und arbeitet mit den Kleinen. „Unsere Gruppen 5 und 6 sind die Gruppen, in denen die jüngsten spielerisch den Umgang mit dem Pferd lernen, ihr Gleichgewicht und Körperkoordination auf dem Pferd entwickeln. Dazu sind wir immer zwei bis drei Ausbilder“, erzählt sie uns. Aber auch in den fortgeschrittenen Turniergruppen 4 bis 1 unterstützen sie sich gegenseitig. „Voltigieren ist eben ein Team-Sport – der Gemeinschaftsgedanke steht da ganz vorn. Schließlich muss man dem Partner, ebenso wie dem Pferd zu 100 Prozent vertrauen, wenn man zu zweit oder zu dritt dort oben turnt. Das steht beim Voltigieren an erster Stelle. Einzel-Küren bzw. Einzel-Voltigieren gibt es erst in den höheren Klassen im Turniersport – das spielt am Anfang noch keine so große Rolle.“
Allerdings mischen die Voltigierer aus Waldgirmes auch im Turniersport eifrig mit. Zum Einen sind sie stolz, dass die Gruppe 1, die M*-Gruppe, im Jahr 2012/13 sich für den Start beim M-Cup in Hohenhameln, bei dem die Gruppen aus ganz Deutschland im Wettbewerb zueinander stehen, qualifiziert hatte. Zum Anderen finanzieren sie ihre Arbeit durch eigene Voltigier-Turniere. „Zwar unterstützt uns der Verein nach Kräften – auch unsere Volti-Pferde gehören dem Verein – aber mit den Turnieren oder Sommer-Veranstaltungen wie Ferienpass-Aktionen, Zeltlager etc. können wir auch einen nicht unerheblichen Beitrag leisten“, so Moser.
So hatte die Voltigier-Truppe voriges Jahr beispielsweise eine Sichtung für den bundesweiten A- und L-Cup ausgeschrieben, vor zwei Jahren das Finale im A- und L-Cup, die Sichtung zum M-Cup und die Bezirksmeisterschaften. „Da war mit rund 500 Teilnehmern hier ordentlich was los“, erzählen Sina Radovic und Lisa Moser. Auch in diesem Jahr findet in Waldgirmes wieder ein Voltigier-Turnier statt: Für den 19. und 20. September hat der Verein ein Turnier bis zur Klasse S ausgeschrieben.
Doch bevor dieses beginnt, müssen die vier Turnier-Gruppen noch ein wenig trainieren – vor allem die M*-Gruppe. Sie hat seit einigen Monaten ein neues Voltigier-Pferd, eine 8jährige, riesige Stute, Camara, die sich noch nicht ganz sicher ist, was sie davon hält, dass sich mehrere Menschen auf ihrem Rücken befinden. „Auch Muskulatur muss sie noch aufbauen“, meint Lisa Moser, denn schließlich steht und fällt der Erfolg einer Voltigier-Gruppe vor allem mit ihrem Pferd.
„Stallgeflüster“ / Elke Stamm