Molise Sternritte – Ein Reisebericht von Dagmar Engel MacDonald
Am ersten Reittag lassen wir es gemütlich angehen. Nach dem Frühstück gehen wir zum Stall und begutachten die Pferde – wunderschöne Tiere, die uns neugierig betrachten. Über eine Boxentür schaut mich eine Quarter Schimmelstute an.
„Das ist Patsy!“ sagt Sandra, unsere Führerin. „Die kannst Du heute reiten.“ Es geht in den Wald und wir reiten über blühende Felder, die alpine Flora gibt ihr Bestes. Tatsächlich sind wir über 1.000 m hoch. Das offene Feld lädt zu langen Galoppaden ein. Unser Sonntagsritt führt uns auf den Monte Ingotta. Am frühen Nachmittag sind wir zurück, versorgen die Pferde und setzen uns zu Käse, Tomaten und Brot an den Holztisch vor dem Haus. Abends erwartet uns ein reichhaltiges Menü im Ristorante des Reitzentrums, der Wein fließt in Strömen, und morgen reiten wir richtig los….
Am 2. Reittag reite ich die Haflingerstute Ebe. Wir ziehen wir mit Carmine los, es wird ein langer Tag. Wir schlagen uns durch den Wald über schmale Wege und durch dunkle Laubtunnel. Mein Alpen-Quarter und ich können uns gut verständigen. Schließlich erreichen wir ein weites Feld, und los geht’s im Galopp. Yee-haw! Ich habe mein Pony gefunden! Heute jagt ein Galopp den nächsten, wir machen ordentlich Strecke. Schließlich tauchen wir in ein Eichenwäldchen ein, und es geht stetig bergan. Wir halten an einem wunderschönen Platz, wo eine steinerne Pferdetränke und zwei Holztische wie von ungefähr zum Picknick einladen. Carmine packt eine selbstgebackene Fritatta und einen ‚Caciocavallo‘ – einen regionalen Hartkäse – auf den Tisch, außerdem Wein und Bier, Brot….. anschließend ist Zeit für ein Nickerchen im Schatten. Auf dem Rückweg galoppieren durch das Valle Fredda dem Abend entgegen…. Glücklich und erschöpft erreichen wir den Hof.
Am nächsten Morgen bewegen wir uns auf kleinen Hohlwegenauf auf Carovilli zu. Im Ort lassen wir uns an einem kleinen Tischchen in der Sonne zu einem „Aperitivo“ nieder. Anschließend folgt ein Aufstieg hoch zur Ruine der Kirche von Castiglione, in deren Hof wir die Pferde parken, bevor wir auf den Glockenturm steigen, um die noch tönende Glocke zu läuten. Der Heimweg lädt wieder zu einem flotten Galopp ein.
Der 4. Reittag führt uns hinunter an ein Flüßchen, welches durchquert wird. Ebe nutzt dies zu ausgiebigem Plantschen. Es folgt ein tapferer Aufstieg durch lichte Wälder bis auf eine Hügelkuppe, die uns einen schönen Blick auf Pietrabbondante schenkt. Das Gras steht hoch – ein wunderbarer Platz für die Mittagspause.
Schnell ist die rot karierte Picknickdecke ausgebreitet, und Carmine tischt Wein, Käse, Brot und Pizza auf. Für die Pferde gibt es sattes grünes Gras. Danach erwartet uns als kultureller Höhepunkt des Tages ein Besuch des alten samnitischen Theaters. Schließlich steigen wir wieder auf und beginnen den langen Heimritt. Zeit genug, ein Wanderreiterlied für meine Truppe zu dichten!
Am letzten Reittag wird galoppiert, was das Zeug hält. Wir haben viel Platz … unser Weg führt uns über den alten Triftweg Tratturo Castel di Sangro-Lucera Richtung Pescolanciano. Im flotten Trab reiten wir nebeneinander auf den Ort zu – jetzt könnte man die Titelmelodie von „Bonanza“ einspielen. Wir tränken die Pferde am Dorfbrunnen. Unser Zug durch Pescolanciano gleicht einer Karnevalsprozession. Leute winken, Kinder jubeln …. Ziel ist eine kleine Trattoria, wo wir unseren Mittagsimbiß einnehmen.
Danach geht es in das nahegelegene Schwimmbad, und ich verbringe 2 Stunden fast nur im Wasser. Die Pferde haben brav gewartet. Ein letztes Mal geht es in den Sattel. Die Stunden vergehen wie im Fluge, wieder jagt ein Galopp den anderen. Ich reiße die Arme hoch – ich werde wiederkommen – zu diesen wunderbaren Menschen, den Triften, den Bergen – und zu Ebe.
PFERD & REITER ist nach wie vor telefonisch zu den gewohnten Zeiten und auch per E-Mail erreichbar.