Grünlandpflege im Frühjahr: Bald, ab Mitte/Ende April ist die Zeit, Herbstzeitlose zu bekämpfen
Das Frühjahr steht vor der Tür, die Tage werden länger und man sieht in der Natur bereits erste Knospen sprießen. So mancher Pferdebesitzer freut sich bereits auf die Koppel-Saison und macht Pläne fürs Anweiden. Doch zuvor sollte man seine Grünflächen einer genauen Inspektion unterziehen, rät Katharina Weihrauch, Grünlandexpertin beim LLH (Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen).
„Bald/ab Mitte/Ende April ist die beste Zeit Herbstzeitlose erfolgreich zu bekämpfen“, erklärt sie ‚Stallgeflüster‘. „Am besten erkennt man Herbstzeitlose tatsächlich im Herbst, dann, wenn sie blühen. Im Frühjahr treiben sie lediglich ihre Blätter aus und, anders als andere Pflanzen, bereits jetzt ihre Samenkapseln. Deshalb ist ihre Bekämpfung in dieser Zeit besonders wirkungsvoll.“
„Herbstzeitlose sind überaus giftig – vor allem die Blätter und Samenkapseln“, erklärt Weihrauch. „Oft hört man, dass Pferde diese Pflanzen nicht fressen oder aus ihrem Heu aussortieren – doch zeigen jüngste Untersuchungen, dass dies eine Fehleinschätzung ist: Nur zwei von sechs untersuchten Pferden gelang es, die tödliche Giftpflanze aus dem Heu auszusortieren. Die Herbstzeitlose behält auch in getrocknetem Zustand ihre hochgiftige Wirkung und gehört auf gar keinen Fall –weder auf die Weide – noch ins Heu, das gilt nicht nur für Pferde, sondern auch für jede andere Tierart.“
Generell wächst die Herbstzeitlose am liebsten auf nährstoffreichen Wiesen an halbschattigen oder sonnigen Standorten, überall da, wo es warm und windgeschützt ist. Meist bilden diese Pflanzen richtige ‚Nester‘, aber sie können auch vereinzelt auftreten. „Ihre Samen sind, im Vergleich zu anderen Gift-Pflanzen, wie beispielsweise dem Jakobskreuzkraut, relativ schwer und verteilen sich nicht so gut. Dennoch stellen wir beim LLH in letzter Zeit fest, dass sie zunehmend auch in Gegenden vordringen, in denen sie früher kaum oder gar nicht auftraten. Wir führen das auf die extrem trockenen Sommer der letzten Jahre zurück, denen dann heftige Regenfälle folgten, mit denen die Samenkapseln der Herbstzeitlosen in andere Gebiete weg geschwämmt wurden.“
Herbstzeitlose haben im Frühjahr steil aufwärts stehende dicklich steife, tulpenähnliche, bis zu 40 cm lange Blätter, in deren Mitte die Samenkapsel heranreift. Ungeübte Kräutersammler können sie leicht mit Bärlauch verwechseln, was im vergangenen Jahr in Bayern zu zwei Todesfällen führte. Die Giftnotrufzentralen warnen gerade jetzt, wo Kräuter sammeln wieder ‚in‘ ist, zunehmend vor derartigen, oft tödlich endenden Irrtümern.
Doch zurück zur Bekämpfung der Pflanze auf landwirtschaftlich genutzten Flächen. „Hier hilft am besten Mulchen“, rät Katharina Weihrauch. „Im Frühjahr, dann, wenn die Samen-Kapsel der Pflanze bereits zu sehen ist, meist gegen Mitte bis Ende April kann man den Besatz mit einem Wirkungsgrad von ca. 90 Prozent durch zweimaliges Mulchen, im Abstand von 4-6 Wochen, verdrängen. Zwei Mulchdurchgänge im Abstand von 4-6 Wochen sind unbedingt erforderlich, um die Pflanze nachhaltig zu schwächen. Der erste sollte erfolgen, wenn die Samenkapsel sichtbar wird und so hochgewachsen ist, dass sie bei einem tiefen Mulchgang erfasst wird. Langsam und tief – am besten mit einer Mulch-Tiefe von drei Zentimetern und einer Geschwindigkeit von drei Km/h, damit sicher alle Samenkapseln erfasst werden. Der zweite Mulchgang erfolgt dann ca. vier bis sechs Wochen später, so gegen Mitte bis Ende Mai.“
„Natürlich vernichtet man bei solcher Mulchtiefe auch eine Reihe Nutzgräser. Deshalb sollte, wenn es das Wetter zulässt, direkt nachgesät werden“, rät die Expertin. „Denn, da wo Nutzgräser wachsen und der PH-Wert des Bodens stimmt, haben Giftpflanzen wenig Chancen.
Vor dem Mulchen sollte auf keinen Fall gedüngt werden, da sonst eine zu dicke Mulchmatte entsteht.Bei der Auswahl der Nachsaat empfiehlt es sich den Rat eines unabhängigen Grünlandberaters der jeweiligen Landesstelle (LLH, DLR, Landwirtschaftskammern etc.) einzuholen. Denn oft enthalten die von Herstellern für bestimmte Einsatzgebiete empfohlenen Saatmischungen nicht die Grassorten, die man für seinen Zweck tatsächlich benötigt.“
Einen Tipp für die Verdrängung von Herbstzeitlosen, ohne dass durch das Mulchen zu viel der Fläche geschädigt wird, hat Katharina Weihrauch auch: „Wer nur vereinzelte ‚Nester‘ auf den Wiesen hat, kann diese im Herbst Beispielsweise mit einem Weidestab) markieren und braucht dann im Frühjahr nicht die komplette Fläche mulchen, sondern lediglich die betroffenen Stellen.“
Kontakt:
Katharina.Weihrauch@llh.hessen.de
Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen
„Stallgeflüster“ / E. Stamm