Rasantes Gold Cup-Wochenende in Frankfurt: Spannende Spiele, tolles Tempo
Mitte September lud der Frankfurter Polo Club zum elften Mal Spieler, Gäste und Sponsoren auf den Georgshof zum Gold Cup ein. Ein Turnier, das in diesem Jahr überschattet wurde durch den Tod von Georg Diehl, Besitzer des Georgshofs und Förderer des Polo-Sports in Frankfurt.
Der Frankfurter Polo Club, 1902 gegründet, ist nach Hamburg der zweitälteste Polo Club in Deutschland. Während der Zeit des Nationalsozialismus wurde er wegen der jüdischen Herkunft seiner Gründer und Eigentümer geschlossen. Vor allem Georg Diehl, Eigentümer des Georgshofs und Polo-Fan, war die Wiederbelebung des Polo-Sports in Frankfurt im Jahr 1992 zu verdanken.
„Nur zehn bis fünfzehn Minuten von der City entfernt – eine bessere Lage für zwei ausgezeichnete Polofelder kann man sich kaum vorstellen“, erklärt Klaus Droste, seit August neuer Vorsitzender des Frankfurter Polo Clubs gegenüber ‚Stallgeflüster‘. Auch geographisch ist Frankfurt äußerst günstig gelegen: Hier können sich Spieler aus dem Norden und Süden bequem treffen, ohne allzu weite Reise-Strecken für die Pferde.“ „Nach einem Brand im Jahr 2006 auf dem Georgshof war der Frankfurter Polo Club ein wenig in einen Dornröschenschlaf verfallen“, berichtet Droste.
Jetzt will der neue Vorstand wieder für mehr „Leben im Sport sorgen und den Verein vorwärts bringen.“ Ideen dazu seien schon geboren. So habe man beispielsweise ein neues Sponsoren-Konzept im Auge. Dieses soll Sponsoren eine dauerhafte Beziehung ermöglichen, unabhängig vom jeweiligen Turnier. Auch die Polo-Schule und die Infrastruktur auf dem Georgshof sollen weiter gefördert werden. Denn aus der Schule kommen neue Mitglieder. Derzeit zählt der Verein etwa dreißig Mitglieder, davon 20 Aktive mit ca. 60 Pferden in ihrem Besitz. Dass Polo ein Sport für Privilegierte sei, weist Droste ganz klar zurück: „Von den besten zwanzig Polospielern Deutschlands sind etwa fünfzehn weit unter zwanzig Jahre alt. Meist kommen sie aus Poloschulen und werden durch ihre Vereine weiter unterstützt. Auch der Frankfurter Polo Club“, erzählt er ein wenig stolz, „hat zwei Nachwuchstalente, die einmal richtig gut werden.“ Generell sei Polo in Deutschland noch immer eine relativ unterentwickelte Sportart, aber eine mit Perspektive. Denn Polo sei jetzt auch hier im Kommen und die Nachfrage nach Turnieren sei von der Spielerseite her groß. Deshalb plant der Polo Club seine Veranstaltungen von bisher drei Turnieren auf vier bis fünf im Jahr aufzustocken. Das alles sei bereits mit Georg Diehl besprochen gewesen, doch nun müsse man erst einmal abwarten, bis die Erbengemeinschaft aus den drei Schwestern Georg Diehls sich sortiert habe. „Generell stehen auch sie dem Polo positiv gegenüber und wollen die Anlage weitgehend im Sinn des Verstorbenen fortführen. Aber jetzt braucht es zunächst ein wenig Zeit, bis alles geregelt ist“, meint Droste.
Noch während unseres Gesprächs spielten bereits die Mannschaften Thomas Cook und Hajo um den dritten und vierten Platz. Und gleich darauf startete der Juniors Polo. Zwei Jugend-Mannschaften mit Jugendlichen zwischen 11 und 16 Jahren zeigten in vier Chukkas ihr Können und begeisterten die Zuschauer mit rasanten, teilweise überaus gekonnten Manövern rund um den Ball-Besitz. Da ging es auch beim Nachwuchs schon richtig zur Sache!
Neben Spaß und Spiel hatte der Frankfurter Polo Club bei seinem 11. Gold Cup wieder eine Charity-Aktion ins Leben gerufen. Die Erlöse aus der Tombola kommen zu einhundert Prozent dem Clementine Kinderhospital und der Panoramaschule Frankfurt mit Förderschwerpunkt geistige Entwicklung zugute. Da freute sich bei der Verlosung während der Spielpause so manch einer, dass er nicht nur eine gute Tat vollbracht, sondern dabei auch noch einen tollen Preis gewonnen hatte.
Spannung, Tempo und brillante Reitmanöver gab es dann bei dem letzten Spiel zu sehen. Hier kämpften die Mannschaften Wempe und Degussa um den Golden Crown Award. Der Boden war nach dem langen trockenen Sommer zwar hart und staubig, aber dennoch bereitbar – schließlich hatte der Wettergott ein Einsehen gehabt und es einige Male in Frankfurt regnen lassen. Doch selbst die überaus professionelle Moderatorin, Jan-Marie Kiesel, die in diesem Jahr an Stelle von Georg Diehl einsprang, hatte einige Male Probleme den Ball in den Staubwolken zu sehen.
So mancher Zuschauer zog die Luft etwas tiefer ein, wenn die Spieler beim Abreiten (erlaubtes Manöver zur Erlangung des Balls) fast Körperkontakt in Höchstgeschwindigkeit hatten und dann der Ball mit ebensolchem Tempo in Richtung Tor gespielt wurde. Dass der Schiedsrichter überaus streng agiert, interessiert hier niemanden.
„Beim Polo muss er, anders als beim Fußball, pfeifen, bevor es zum Foul kommt. Denn bei den Geschwindigkeiten, die hier erreicht werden, kann ein Zusammenstoß durchaus tödlich enden“, erläutert Klaus Droste, der ebenso viel Spaß an dem Spiel hat, wie ‚Stallgeflüster‘-Redakteurin Elke Stamm.
„Stallgeflüster“ / E. Stamm