Mustang Makeover – ein ganz besonderes Event in Aachen
Mustang – allein schon dieses Wort reicht aus, um mein ‚Kopf-Kino‘ sofort und ohne Umschweife ins Rollen zu bringen.
Da sehe ich die großen nordamerikanischen Prärien vor mir, von denen Karl May so anschaulich berichtete, dass ich sie mit eigenen Augen sehen konnte, die riesigen Büffel- und Mustang-Herden. Noch anschaulicher drängt sich Fury ins Bild – der schwarze Hengst meiner Kinder-Tage.
Doch die unendlichen Prärien – in Wirklichkeit ein Kindertraum. Tatsächlich sind die Flächen in den USA keineswegs unendlich – und, sie werden landwirtschaftlich (vor allem zur Viehzucht) genutzt. Der Mustang gehörte Anfang der 70er Jahre zu den vom Aussterben bedrohten Tierarten. Auf rund 20.000 Tiere schätzte man die Zahl der damals noch existierenden Herden. Gegen Ende des 2. Weltkrieges hatte man nämlich in den USA begonnen, die wild lebenden Pferde, einzufangen und zu töten. Die Mustangs, deren Ursprung auf die von den Spaniern im 15. Jahrhundert importierten Tiere, in die später Berber und Araber-Pferde eingekreuzt wurden, blieben zunächst ‚auf der Strecke‘.
„Bereits 1971wurde der Mustang in den USA unter Schutz gestellt und gesunde, vermittelbare Mustangs durften nicht mehr getötet werden. Heute gilt ein generelles Schlachtverbot in den USA. Das Bureau of Land Management (BLM) kümmert sich seitdem um den Erhalt der Wildpferde, die u.a. dazu beitragen, eine Verbuschung der Flächen zu verhindern“, berichtet Silke Strussione. Sie und ihr Mann Michael haben sich des Themas ‚Mustang‘ in Deutschland angenommen und das den Mustang Makeover in Aachen ins Leben gerufen.
‚Stallgeflüster‘ besuchte das Ehepaar in Taunusstein, um Näheres über die Gründe und Hintergründe für dieses Event zu erfahren. „Der erste Kontakt zu Mustangs war eigentlich ein Zufall“, erklärt uns Michael Strussione. In einer Zeitschrift hatten sie über einen Mustang gelesen und schauten ihn sich darauf hin persönlich an. „Diese erste Begegnung war etwas ganz Besonderes. Sie hat uns so berührt, dass wir beschlossen, uns näher mit diesen Tieren zu beschäftigen.“ So kam es, dass die Strussiones den ersten Kontakt nach Amerika aufnahmen, und ganz besondere Trainer kennenlernten. Diese suchten zusammen mit Strussiones ihren ersten Mustang aus, den schwarzen Hengst Blackjack. Eineinhalb Jahre dauerte es, bis der Mustang in Strussiones Stall stand und das war der Beginn einer speziellen Liebe.
Denn dieser besondere Mustang zeigte Strussiones wie fein, und charakterlich außergewöhnlich diese Tiere sind. „Wir wußten bereits am Tag seiner Ankunft, dass er nicht der einzige Mustang bleiben wird, denn ihn umgab eine Magie, der man sich nicht verschließen konnte.“ „Dadurch, dass Mustangs in großen, gemischten Herden aufwachsen, sind sie extrem gut sozialisiert, haben einen überaus ausgeglichenen Charakter und schließen sich oft dem Menschen sehr schnell an. Sie beeindrucken durch ihre immer währende Präsenz und selbst wenn es in einer Herde einmal Rang-Diskussionen gibt, bei denen unsere Pferde hier beißen oder treten würden – ein Mustang hat das nicht nötig. Da reichen kleinste Gesten und die Sache ist ausdiskutiert. Das gleiche gilt bei der Erziehung und Ausbildung. Da reicht ein Wink mit dem kleinen Finger.“
Seit der Ankunft ihres ersten eigenen Mustang hat das Ehepaar noch diverse Pferde importiert und setzt dies fort, denn nachdem die Mustang-Population in den USA geschützt war, erholte sie sich recht schnell. Derzeit leben in den ausgewiesenen Schutzgebieten rund 73.000 Pferde und Esel auf einer Fläche, die allerdings nur für rund 27.000 Tiere ausreichend Nahrung bietet. Aus diesem Grund hat man Auffangstationen eingerichtet, in denen eingefangene Tiere leben. Derzeit sind rund 46.000 Pferde und Esel dort untergebracht, die zum Teil zur Adoption bzw. Vermittlung frei gegeben sind.
„Wir haben es uns zum Ziel gesetzt, unseren Beitrag für diese wundervollen Pferde hier in Europa zu leisten“, erzählt uns Michael Strussione. „So kamen wir dann, nachdem wir ähnliches bereits in den USA gesehen hatten, auf die Idee mit dem Mustang Makeover in Aachen. Und das war im vergangenen Jahr ein voller Erfolg.“
Rund 14.000 Besucher kamen zu der Veranstaltung, bei der unsere Trainer ‚ihre‘ Tiere und Arbeitsweisen vorstellten.“
Im Augenblick laufen die Vorbereitungen für die diesjährige Trainer Challenge und das Mustang Makeover auf vollen Touren: In der letzten April-Woche treffen in der Animal-Lounge des Frankfurter Flughafen zweiundzwanzig Mustangs ein. „Die einzige Vorbereitung, die sie auf den Transport und den Umgang mit Menschen hatten, ist der, dass sie lernten auf engem Raum zu stehen, ohne in Panik zu geraten. Manche von ihnen haben auch schon die menschliche Hand kennengelernt und lassen sich anfassen – allerdings nur einige“, berichtet Silke Strussione, „aber alle sind daran gewöhnt, in geschlossenen Bereichen geführt und verladen zu werden.“
„Nach ihrer Ankunft werden sie bundesweit an 22 Trainer verteilt, die 100 Tage mit ihnen arbeiten, bevor es dann nach Aachen zur großen Schau – und natürlich nicht zuletzt, auch zur Auktion geht.“ ‚Stallgeflüster‘ wird eines dieser Pferde und seinen Trainer während der kommenden Wochen begleiten und weiter berichten.
„Stallgeflüster“ / E. Stamm