Sparwahnsinn beim Sattelkauf – Nicht auf Kosten der Pferde!
Am Mittwoch, den 14.12.2016 trafen sich rund 40 Interessierte im Landgestüt Dillenburg zum Sattelseminar mit Frank Peter. Unter den Gästen waren Freizeit-, Western- und Turnierreiter, Osteopathen, Physiotherapeuten, Tierärzte, Sattlermeister für Westernsättel. Sogar Teilnehmer aus Bremen und Hannover waren angereist.
Sattlermeister Frank Peter, vereidigter Sachverständiger für das Sattlerhandwerk, Mitglied im Bundesverband der Sattlermeister (BVFR) und der Society of Mastersaddlers erklärte den Anwesenden, dass die Bezeichnung „Sattler“ kein geschützter Beruf ist.
Lediglich der Sattlermeister hat die Qualifikation und Ausbildung für eine pferdegerechte Sattelanpassung.
Dem aussterbenden traditionellen Handwerk steht der ansteigende Internetverkauf entgegen. Aktuell werden jährlich ca. 95.000 Sättel online bestellt. Nur selten seien auch die Infos über das erworbene Prachtstück korrekt. Die Wahrscheinlichkeit der perfekten Passgenauigkeit sei jedoch sehr gering. Dies ginge dann auf Kosten der Pferde und eine Korrektur seitens des Sattlers sei dann unumgänglich.
Frank Peter sprach über die Geschichte von Pack-, Bock- und Militärsätteln bis hin zum heutigen modernen Sattel. Er erwähnte die Weiterentwicklung der Dressur-, Spring- und Vielseitigkeitssättel und gab einen kurzen Einblick in die Veränderungen im Laufe der Jahre über die Kammerweite, den tiefen Sattelsitz, die schmale Baumtaille, die kurzen und langen Strupfen.
Sättel werden aus den verschiedensten Materialien und Lederarten hergestellt; Rind, Wasserbüffel, Alcantara, Elch, Schwein oder Kunstleder.
Es folgte eine interessante Darstellung über den Aufbau des Sattels, vom Sattelbaum aus verschiedenen Materialien wie z.B. Holz, Leder oder Kunststoff bis hin zu den Kissenformen und Füllungen aus Ross- und Rehhaar (früher), Schafwolle oder Synthetikmaterialien und den sogenannten Fertigpolstern aus Kautschuk.
Hier wurden auch die weiterentwickelten Kniepauschen mit Klett und verschiedenen Strupfenvariationen erwähnt.
Gemäß LPO ist ein baumloser Sattel nicht erlaubt. Ein pferdegerechter Sitz ist ohne Sattelbaum nicht möglich, da keine Luftzirkulation stattfinden kann und eine Gewichtsverteilung über den gesamten Pferderücken nicht gewährleistet ist. Jedoch spräche nichts gegen kurze Ritte, z.B. bei schweren und runden Pferden.
Sattlermeister Peter stellte dann noch diverse ausgeklügelte Messsysteme vor.
Angefangen von dem Messgitter von Rieser, der Arc Device Skala, dem Albion Messsystem mit Wasserwaage, dem Biegelineal mit Kugelgelenken von Prestige, dem 3D Rückenscanner „Horseshape“ bis hin zu dem bundeseinheitlichem Messsystem mit dem 25 Punkte Rückenabbilder. Letztendlich wurden noch Sattelunterlagen und Zubehör vorgestellt. Modernste Farben und Variationen lassen auf dem heutigen Markt keine Wünsche offen.
Satteldecken dienen aber lediglich dem Schweißschutz. Lammfellpads mit oder ohne Taschen seien sehr gut zur Korrektur während des erwünschten Muskelaufbaues geeignet. Gelpads sollten nie direkt auf den blanken Pferderücken gelegt werden, da es auf Dauer zu einem Radiergummieffekt führt. Sattelgurte sollten beidseitig elastisch oder ohne Elastizität sein. Diese sollten jedoch häufig nachgegurtet werden. Auch hier gibt es zahlreiche Variationen; Schnurengurte, Ledergurte mit Stollenschutz, anatomisch geformte Sattelgurte, Mondgurte, etc.
Der hochwertig verarbeitete Sattel ist das Bindeglied zwischen Mensch und Pferd. Um den richtigen Schwerpunkt und die perfekte Passform zu finden.
Fazit: Ein qualifizierter Sattler findet die perfekte Passform.
Der Kunde sollte sich beim Kauf genügend Zeit lassen, um langfristig zufrieden in den Sattel zu steigen. Sattlermeister Peter wies noch auf die Sattlermap im Internet unter www.bvfr.org hin.
Trust your saddler – gegen Sparwahnsinn beim Sattelkauf.
-Zum Wohle unserer Pferde-
„Stallgeflüster“ / Anja Schmidt