Die Pferde mit dem Ritterkreuz
Offen – Liberal – Fortschrittlich. Diesem Motto folgt der Zuchtverband für deutsche Pferde (ZfdP) seit 1982. Er betreut dabei etwa 40 verschiedene Pferderassen, führt dessen Zuchtbücher und verwendet das Kreuz der deutschen Ordensritter als aktive Kennzeichnung der eingetragenen Pferde. War er in den Anfangsjahren noch Treffpunkt von Unzufriedenen und Nörglern aus allen möglichen anderen Verbänden, so hat er sich seit langem in der Szene der deutschen Pferdezucht und auch als FN-Mitgliedsverband etabliert.
Damals wie heute gilt aber die gleiche These: „Bewährtes erhalten und offen für Neues sein.“ Der ZfdP war Vorreiter des heutigen EU-Rechts das besagt, dass in der Pferdezucht gleiches auch gleich behandelt werden muss. Deshalb hat der ZfdP von Anfang an die Arbeit der anderen Züchtervereinigungen anerkannt und zum Beispiel Hengste, die von einem anderen Zuchtverband gekört wurden, auch in seinem Zuchtbuch eingetragen.
Zurzeit sind etwa 4000 Pferde registriert, wobei das Deutsche Pferd mit 1300 Tieren die größte Gruppe darstellt, gefolgt von dem Deutschen Reitpony und dem Isländer. Bei den Knabstruppern ist der ZfdP mit fast 200 eingetragenen Pferden sogar federführend. Auch bei Pferden der Rasse der Lewitzer sind hier wesentlich mehr Tiere eingetragen, als im Ursprungszuchtbuch in Mecklenburg.
Weil der Zuchtverband für deutsche Pferde, im Gegensatz zu den regionalen deutschen Pferdezuchtverbänden, bundesweit tätig ist, muss er natürlich einen großen Aufwand für seine Tätigkeit betreiben. Neben den Brenn- und Eintragungsreisen, die alle von der Geschäftsstelle in Verden an der Aller aus organisiert werden und den Zuchtleiter durch ganz Deutschland führen, finden jährlich Körveranstaltungen in Bayern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein statt. Außerdem veranstaltet der Verband mehr als 20 Regional- und Bundesschauen alleine für das Deutsche Pferd und das Deutsche Reitpony .
Das ehemalige, an der hessisch-thüringischen Grenze gelegene Hauptgestüt, Altefeld bietet seit langem die wunderschöne Kulisse, als Austragungsort der jährlich stattfindenden Bundesschau der großen ZfdP-Familie. Dabei werden neben den Stuten- und Fohlenklassen auch Eignungs- und Reitpferdechampionate bewertet und gerichtet.
Das oberpfälzer Örtchen Kreuth bei Rieden hat sich durch sein großes Pferdezentrum mit der famosen Ostbayernhalle zu einem richtigen Mekka im Punkto Winter-Körung des ZfdP gemausert. Hier buhlen jährlich nicht nur die Reitpferdehengste, sondern auch die Jahrgangsbesten Junghengste der Reitpony- und Spezialpferderassen um die begehrte Zuchtzulassung.
Wie bei jedem anderen Pferdezuchtverband gibt es auch bei dem Zuchtverband für Deutsche Pferde ein sehr strenges Auswahlverfahren. Die Messlatte liegt für die Hengstanwärter sehr hoch und es erhalten auf Grund der starken Selektion, nur etwa 15 Prozent der angetretenen Köraspiranten letztendlich ein positives Urteil zur Zuchtzulassung.
Diese strengen Vorgaben des Verbandes führten in diesem Jahr sogar dazu, dass der eigentliche Siegerhengst der Körung seinen Titel und sein positives Körurteil verloren hat. Denn leider waren auf den Röntgenbildern seiner Sprunggelenke sogenannte „Chips“ (kleine abgekapselte Knochenfragmente) entdeckt worden. Weil die Neigung zu solchen röntgenologischen Veränderungen eventuell vererbt werden können, wurde dem Hengst im Nachhinein seine Zulassung wieder aberkannt.
Selbst zwei Söhne des berühmten Dressurhengstes „Totilas“ hielten dem strengen Auge der Körkommission nicht stand und wurden trotz ihrer Abstammung nicht gekört. Die Zeiten, in denen man hinter vorgehaltener Hand getuschelt hat, dass der Zuchtverband für Deutsche Pferde alle Hengste kört, egal wie sie aussehen und sich bewegen, sind längst vorbei. Aus dem ehemaligen Eldorado der Streithähne und Besserwisser ist ein starker bundesweiter Pferdezuchtverband von Liebhabern vieler verschiedener Rassen geworden.
„Stallgeflüster“ / Ulrich Schmelzer