Genussreiten durch die „Toscana“ Deutschlands, von der Pfalz bis ins Elsaß
„Wir denken nicht in Kilometern, wir denken in schönen Stunden im Sattel.“ Wanderreiten bietet Urlaubsfeeling pur – und wenn dann noch das Umfeld passt mit Unterkünften zu bezahlbaren Preisen, hervorragendem Essen nach einem langen Ritt durch wildromantische Landschaften und vorbei an manch kultureller Sehenswürdigkeit, dann war die ‚Auszeit zu Pferd‘ eine echte Erholung.
Eine Auszeit von der viele Reiter, die sich gerne im Gelände bewegen träumen. Und das noch mit dem eigenen Pferd – schlichtweg zum Träumen. Aber wie das mit Träumen so ist –die Realität sieht anders aus: Wie organisiert man einen solchen Urlaub, damit es dem vierbeinigen Partner auch wirklich gut geht. Wo kann man übernachten und wie finde ich in der fremden Umgebung den für uns beide passenden Weg? So mancher Reiter stößt hier an seine Grenzen und verzichtet dann lieber. Die Frühjahrszeit ist die Zeit der Urlaubsplanung. Deshalb sprach „Stallgeflüster“ mit Jutta Müller-Weiland, Vorsitzende des Wanderreitvereins ‚Die Pfalz zu Pferd‘ und gleichzeitig Betreiberin einer Wanderreitstation ganz in der Nähe der französischen Grenze. Selbst begeisterte Wanderreiterin beschrieb sie uns, was den Gast einer solchen Wander-Route dort – abgesehen von qualifizierten und Verein zertifizierten Unterkünften für zwei- und Vierbeiner – erwartet. Sie beschreibt uns Teile des Weges über den „Circuit de Palatinat“ im deutsch-französischen Grenzgebiet, der durch den Pfälzer Wald und die angrenzenden Wälder der Nordvogesen und selbstverständlich auch durch Weinberge der Pfälzer und Elsässischen Weinstraßen führt. Die Stille des herrlichen Mischwaldes, wunderschöne, sandige Wege die zum flotten Galopp einladen, bunte Sandsteinfelsen, plätschernde Bäche, geschichtsträchtige Burgruinen…. Kein Wunder, dass diese Gegend das Wanderreiterherz höher schlagen lässt!
Aus tiefstem Herzen kommt der Spruch der Pfälzer „Gott erhalts, zum Wohl die Pfalz!“, erzählt sie uns. Er bezieht sich auf das größte zusammenhängende Waldgebiet Nordeuropas, das Biosphärenreservat Pfälzerwald-Nordvogesen. Allein auf deutscher Seite mit über 1500 Quadratkilometer Wald. Unzähligen weichen Waldwegen, mit uraltem Buchen und Eichen Bestand, grandiosen Aussichten, den bizarren Bundsandstein-Formationen des Dahner Felsenlandes, mystisch, sagenumwoben, geheimnisvoll und mit unzähligen Burgen und Burgruinen, welche die Geschichte erfühlbar machen. Im Osten anschließend sind die mediterran geprägten Weinlagen der Südlichen Weinstraße, an welcher Feigen- und Pfirsichbäume prächtig gedeihen.
Mandelbäume, die im März/April die Landschaft in rosa Blüten tauchen und ganze Wälder voll mit Eßkastanienbäumen, die im Juni/Juli ihre Blütenpracht zeigen und bekannt für den Pfälzer Kastanienhonig sind. Die „Keschde“ oder Kastanien reifen dann im Herbst. Kastanien mit Neuem Wein, Kastanienbrot oder auch der pfälzer Saumagen dann mit Kastanienfüllung sind über die Grenzen hinaus bekannt und beliebt.
„Es ist eine Natur, die einem den Atem raubt und die ihresgleichen sucht“, begeistert sie sich immer wieder. „Umgeben von Weinbergen mit vorzüglichen Weinen und der Nähe zum Elsaß mit pfälzer und elsässischen Spezialitäten, welche schon Altkanzler Kohl zu schätzen wußte, lebt es sich buchstäblich ‚hüben wie drüben‘ wie Gott in Frankreich oder eben auch auf der Pfälzer Seite. Hier wird Genuß-Reiten mit allen Sinnen im Gleichklang der Hufe erleb- und fühlbar. Wer einmal hier geritten ist, kommt nicht mehr los.“
„Einen Grenzüberritt bemerkt man nicht und dank den modernen Zeiten ist ein Ritt über die Grenze auch problemlos.“
Aus diesem Grunde haben Die Pfalz zu Pferd e. V. Und Der Comité Départemental de Tourisme Equestre (Ausschuss für Wanderreiten in Frankreich) der eine Einrichtung der Fédération Française d’Equitation ist, im Frühjahr 2023 eine Kooperation gegründet. Die Wanderreit-Stationen in der Südpfalz und im Elsaß arbeiten nun eng zusammen. So geben wir Empfehlungen für die Touren als Rundtour von der deutschen Seite der Stationen über die franz. Stationen und wieder zurück. Natürlich können auch nur einzelne Etappen geritten werden, je nach Trainingszustand der Pferde und Reiter. Unser Ziel ist es, das Wanderreiten voranzutreiben und zu bewerben und zwar grenzüberschreitend und zusammen mit unseren französischen Freunden“, erklärt Müller-Weiland.
Den Wanderreiter erwarten Pfälzer Waldhütten, Lokale, Burgen und Burgruinen welche auf Wanderreiter und ihre Pferde bestens eingerichtet sind und bieten Anbindestangen sowie Sitzmöglichkeiten für die Reiter. Essen und Trinken in Sichtnähe zum Pferd, sowie Wasser zum Tränken und einige extra „Möhrchen“ für den vierbeinigen Freund. Auf der französischen Seite mit ausgewiesenen Picknick-Plätzen und Anbindestangen sowie wunderbaren Aussichten, leckerem Essen und auch hier mit der bekannten Gastfreundlichkeit der Elsässer. Hier geht das Biosphären-Reservat Pfälzer Wald nahtlos in die Nordvogesen Frankreichs über und eröffnet dem Wander-Reiter ein schier unbegrenztes atemberaubendes Reitgelände, welches seines gleichen sucht.
Einer der ersten „Wanderreiter“ war wohl Kaiser Barbarossa, welcher mit seinem Hofstaat von Kaiserpfalz zu Kaiserpfalz geritten ist und gut köstlich in seinen Pfalzen bewirtet wurde. So wundert es nicht, dass sich fast mehr als 1000 Jahre später, vor über zwanzig Jahren, die ‚Pfalz zu Pferd e. V.‘ gegründet hat, um Wanderreit-Urlaube im Gebiet der Pfalz zu ermöglichen. Sie ist ein Zusammenschluss von qualitätsgeprüften und zertifizierten Wanderreitstationen, die ihre Wanderreiter-Gäste und deren Partner Pferd vom Heuhotel bis zur Sterne-Übernachtung des DTV herzlich willkommen heißen. Hier wird jeder Gast mit seinem Pferd wie ein Kaiser begrüßt, bewirtet und reitet oft als liebgewonnener Freund weiter. Im Hambacher Schloß am 27. Mai 1832 wurde die Wiege der deutschen Demokratie gelegt. Auch heute noch bedeutet dies auf die freiheitsliebenden Pfälzer übertragen, freies Reiten, lediglich gebunden an die Vorgaben des Bundeswaldgesetzes. So verwundert es auch kaum, dass alle Premium Wanderreit-Stationen der ‚Pfalz zu Pferd e. V.‘ ihren Gästen eine nach deren Wünschen (Kilometerlänge, Höhenmeter etc.) individuell geplante Tour planen und zur Verfügung stellen können, z.B. als Kartenausdruck 1:25 000 oder als gpx-Datei für das Smartphone oder Navi- Gerät. Gegen eine kleine Gebühr kann ein Navi-Gerät auch bei einigen Stationen ausgeliehen werden. Da sie nicht an bestehende Reitrouten oder Reitwege gebunden sind, weder auf der pfälzischen Seite noch auf der französischen ist es das Besondere der Wanderreit-Stationen, dass sie die Touren so planen können, dass sie auch aufgrund witterungsbedingter Einflüsse direkt und nachhaltig einen sanften Wanderreit-Tourismus bieten, um die Natur zu schützen und das Erlebnis für jeden Reiter zu erhalten und zu einem unvergessenen Wanderritt zu machen. Hier steht die Überzeugung eines nachhaltigen Wanderreit-Erlebnisses und der Schutz unserer aller Natur an oberster Stelle.
Unterstützt wird diese Inititaive auf deutscher Seite durch Landesforsten und einige speziell dafür ausgebildete zertifizierte berittene Naturführer der Wanderreit-Stationen, die ihre Gäste auf Wunsch bei geführten Ritten zu Flora, Fauna, Geologie und Historie der Gegend fachkundig als Themen-Ritte begleiten und führen. Dieser Service setzt sich auf der französischen Seite fort, so dass jeder Wander-Reiter eine auf seine Wünsche zugeschnittene Betreuung erhält und mit seinem Pferd bestens versorgt ist.
Ein Highlight dieses Rundrittes auf dem „Circuit de Palatinat“ sind die vielen Burgen und Burgruinen, die wie rote Edelsteine auf den Bergkämmen thronen. Hier erlebt man Geschichte zum Anfassen, in einer Natur mit ihren grandiosen Aussichten, die einen süchtig werden lässt.
Man könnte jetzt noch endlos weiter erzählen z. B. über die Burg Berwartstein, die einzig erhaltene Burg in die man hinein reiten kann und die für die Reiter eine willkommene Mittagsrast mit gutem Essen ist. Die Pferde stehen dann bestens und windgeschützt an der alten Burgmauer. Hier hauste der bekannte Raubritter Hans Trapp, der historisch belegt, im Mittelalter auch das Elsaß überfiel. Gott lob sind heute andere Zeiten. Oder über den Trifels, die alte Stauferburg. Wahrer der Reichsinsignien, in der schon Richard Löwenherz nach der Rückkehr vom Kreuzzug bis zur Zahlung seines Lösegeldes inhaftiert war. Auch die Überreste der Maginot-Linie sind aus dunkleren Zeiten noch vorhanden und mahnen noch heute.
Die Anzahl der Burgen und Ruinen und auch die Südl. Weinstraße verbinden Südpfalz und Elsaß. So ist das grenzüberschreitende Wanderreiten problemlos möglich.
Nähere Infos: www.diepfalzzupferd.de
und auf https://alsaceacheval.com/de/rundwanderritt-zwischen-pfalz-und-elsass/
Ansprechpartner für Tourenplanung:
Jutta Müller-Weiland,
1.Vors. Die Pfalz zu Pferd e. V.
06346/98 98 86 oder 0174/310 37 67
contact@schoenbachhof-pfalz.de
„Stallgeflüster“ / E. Stamm