Koppelsaison – die schönste Zeit im Jahr
Endlich ist es soweit: die Pferde sind ordentlich angeweidet und verbringen ihre Tage in der Herde auf der Wiese. Fressen, spielen – da freuen sich Herrchen und Frauchen, dass es ihren Lieblingen gut geht. Doch, was ist mit dem Gras? Nicht jeder Stallbetreiber hat genug Flächen, um die Tiere im Sommer umzustellen und oft sieht man dann tief abgefressene Wiesen, auf denen auch Pferde kaum noch Futter finden.
„Richtiges Weidemanagement ist in den letzten Jahren immer wichtiger geworden“, berichtet Katharina Weihrauch vom LLH Hessen. „Bedingt durch den Klimawandel hatten wir mehrere sehr trockene Sommer hintereinander. Auch dieses Jahr war das Frühjahr teilweise trockener als üblich. Um nachhaltige Narbenschäden zu vermeiden, sollte eine Überbeweidung unbedingt vermieden werden.“
Denn, überall dort, wo sich Lücken in der Grasnarbe bilden, finden unerwünschte Pflanzen oft einen guten Platz, um sich auszubreiten. Wertvolle Obergräser dagegen sind empfindlich. Wenn sie zu tief abgefressen werden, können sie sich nicht mehr regenerieren. Deshalb gilt generell, dass die Grasnarbe nicht mehr als fünf Zentimeter tief abgefressen werden sollte. Bei Beurteilung dieser Länge muss jedoch berücksichtigt werden, dass Pferde sehr selektiv fressen. An manchen Stellen mit schmackhaftem Untergras mehr und lieber als an anderen. Deshalb sollte auf diese ‚Lieblingsstellen‘ ein besonderes Augenmerk gerichtet werden. Sind beim Abfressen die fünf Zentimeter erreicht, bedarf die Weide einer Ruhepause von zwei bis vier Wochen, je nach Wetterlage.
Doch Ruhe allein reicht nicht aus – auch eine erneute Pflege empfehlen die Fachleute des Verbandes der Landwirtschaftskammern. Katharina Weihrauch weist in diesem Zusammenhang noch einmal ausdrücklich auf die Beseitigung der sogenannten Geilstellen hin. „Das sind die Stellen, an denen Pferde ihre Exkremente absetzen, oft aber auch feuchte Stellen auf einer Wiese, an denen weniger schmackhaftes Gras wächst“, erklärt sie uns. Um diese Stellen wieder in einen für Pferde ‚fressfähigen‘ Zustand zu versetzen, hilft am besten nachmulchen, sagt sie. „Denn durch das Mulchen werden die Halme
zerkleinert und können sich zersetzen – wird ausschließlich gemäht, bleiben die langen Halme oben liegen und hemmen im Zweifelsfall das Wachstum des Grases darunter.“
Doch, was tun, wenn die Pferde für die notwendige Ruhepause der Wiese nicht einfach auf eine andere Koppel gebracht werden können, weil nicht mehr Weidefläche vorhanden ist? „Dann hilft es nur noch die Futterfläche abzuzäunen damit dort kein Schaden entsteht und an anderer Stelle zuzufüttern“, meint die Fachfrau. „Im Idealfall sollte im Management zwischen Futter- und Bewegungsflächen unterschieden werden, um Überbeweidung und Tritt-Schäden auf einen möglichst kleinen Radius zu beschränken. Denn ganz gleich, ob im Winter oder Sommer, trocken, oder nass – durch eine zu starke Beanspruchung wird die Grasnarbe nachhaltig zerstört. Und wenn man dort wieder Futterfläche haben will, muss nachgesät werden. Das ist arbeitsaufwändig und teuer. Deshalb macht es Sinn diese Bereiche möglichst klein zu halten.“
„Auch um die Futterbestände zu schonen ist es daher sinnvoll, einen Trail abzuzäunen, auf dem dann zugefüttert wird, wenn der Wiederaustrieb der Gräser durch Trockenheit und/oder Hitze gehemmt wird. Auf diesem Trail wird die Grasnarbe naturgemäß stark leiden. Allerdings ist der Schaden dann überschaubar, sodass der Aufwand und die Kosten zur Regulierung im Rahmen bleiben.“
Für all diejenigen, die sich mit dem Thema Weide für Pferde näher auseinandersetzen wollen oder müssen empfiehlt Weihrauch das ‚Praxishandbuch Grünland für Pferde‘. Es ist gegen einen Kostenbeitrag von 15,00 Euro u.a. bei ihrem Kollegen Hubert Kivelitz von der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen erhältlich und beschäftigt sich ausführlich mit den Themen Giftpflanzen, Weideparasiten, Weideverfahren etc. Darüber hinaus gibt es wertvolle Tipps zur Grünlandpflege, den diversen Gräserarten ihren Inhaltsstoffen sowie deren angemessenen Nährstoffversorgung, sprich Düngung.
Kontakt:
Katharina.Weihrauch@llh.hessen.de
Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen
„Stallgeflüster“ / E. Stamm