Faszination Pferd: Wie aus einem Theaterkind ein Pferdemensch wurde.
Mitja Hinzpeter ist wohl einer der bekanntesten und erfolgreichsten hessischen Reiter im Working Equitation.
Diese Reitdisziplin ist in Deutschland noch nicht lange vertreten – erst 2007 / 08 gab es hier die ersten Turniere. Mitja war von Anfang an dabei und startete sein erstes Turnier im Jahr 2009. Wie er dazu kam und was ihn an Pferden so fasziniert, dass er sein ganzes berufliches und privates Leben auf Pferde ausgerichtet hat, das fragte ‚Stallgeflüster‘ den zweifachen Deutschen Meister und Team-Weltmeister in München 2018.
In Friedberg geboren hatte der hessische Junge, wie so viele Kinder, seine ersten Pferde-Kontakte beim Voltigieren. Später durfte er dann in Niederursel Reitunterricht nehmen. „Meine Eltern sind Schauspieler und waren den ganzen Tag über beschäftigt, da hatte ich das Glück, dass sie ihre Freizeit auf dem Land verbringen wollten. So wuchs ich außerhalb der Stadt auf und konnte mich mit Pferden und Reiten beschäftigen.“
Aber schon im Reit-Unterricht merkte der junge Mann, dass ihm die klassischen Disziplinen, Dressur und Springen, nicht so sehr lagen. „Ich hatte mehr Spaß an alternativen Dingen mit Pferden“, erzählt er ‚Stallgeflüster‘. „Ich habe damals mit dem Western-Reiten geliebäugelt und mich dann intensiv mit den Stierkampf-Pferden beschäftigt.“
Doch die Pferde waren zunächst Hobby, denn Mitja musste erst einmal in Frankfurt sein Abitur machen und trat – wie könnte es anders sein in einer Schauspieler-Familie – ab und zu auch einmal in einer kleinen Rolle im Theater oder Fernsehen auf. Doch nach dem Abitur ging es wieder zu den Pferden. Praktika bei Klaus Schöneich und anderen Trainern sowie bei Hufbeschlagschmied Peter Baumann folgten. Im Jahr 2000 absolvierte Mitja seine Prüfung zum Tierheilpraktiker und lernte dann Hufbeschlagschmied. Nach bestandener Prüfung arbeitet er als selbständiger Hufbeschlagschmied seit 2003.
„Klar, dass meine Eltern gegenüber meinem Berufswunsch zunächst ein wenig zurückhaltend waren. Mein Vater meinte, ‚Du kannst Dein Geld auch leichter verdienen, ohne dass Du so hart arbeiten musst. Vielleicht studierst Du erst einmal.‘ Aber ernsthaft dagegen waren meine Eltern nicht. Schließlich hatten auch sie sich in ihrem Beruf für einen bestimmtem Weg entschieden und konnten mich verstehen. Die Schauspielerei war für mich keine wirkliche Option: Da wirst Du immer mit Deinen Eltern verglichen.“
Ein wenig Theater-Blut hat Mitja aber doch geerbt: 2005 begann er mit ersten lokalen Show-Auftritten mit seinem Hengst Macchiato und nahm dann an immer größeren Showveranstaltungen, z.B. Oldenburger Pferdetage oder Equitana, teil. Auch Gastritter spielte er öfter, u.a. für die Aventurier.
Bei Gernot Weber hatte Mitja einen Sattel gekauft, längst bevor Working Equitation nach Deutschland kam. Auch Stefan Baumgartner und er kannten sich bereits vorher. „Bei den ersten Turnieren habe ich nur zugeschaut, aber 2009 bin ich dann zum ersten Mal gestartet. Mitglied der erfolgreichen Deutschen Nationalmannschaft in dieser Reitdisziplin ist Mitja seit 2011.
„Pferde faszinieren mich. Sie sind wunderschöne Tiere, haben Temperament, haben trotz ihres Fluchtinstinkts teilweise so eiskalte Nerven, dass auch ich nach so vielen Jahren mit ihnen manchmal überrascht bin. Aber das wichtigste ist ihre Sensibilität. Sie spiegeln ‚ihren Menschen‘ augenblicklich wider – egal, ob der versucht, sich zu verstellen oder nicht.
Man kann ihnen nicht das geringste vormachen. Deshalb steige ich nie aufs Pferd, wenn ich schlecht ‚drauf‘ bin, denn da geht dann nichts.“
– ‚Stallgeflüster‘ im Gespräch mit Mitja Hinzpeter –