Das Criollo Pferd
Criollos sind DIE Pferde der südamerikanischen Cowboys, der Gauchos. Es sind relativ kleine Pferde, aber robust, wendig, ausdauernd und nervenstark.
Die in den Weiten Südamerikas hinter Rindern galoppieren oder eine Gruppe von Jungpferden zusammentreiben.
Oben drauf ein waschechter Gaucho, der tagtäglich seinen Mate Tee schlürft und abends am Lagerfeuer steht, wo gerade noch das Asado am schmoren ist. Die Rasse der Criollos versteht man am besten, wenn man ihre Geschichte und Verwendung heutzutage kennt.
Sie stammen von den iberischen Pferden des 16. Jahrhunderts ab, die von den spanischen Eroberern nach Amerika gebracht wurden. Dort vermehrten sie sich über 350 Jahre und unterlagen nur der natürlichen Auslese. Sie passten sich den natürlichen und harten Bedingungen an und so entstand eine sehr widerstandsfähige Rasse, die bis heute diese Charaktereigenschaften im Blut hat.
Während diese Pferde in Nordamerika, bis auf wenige Reste (heute bekannt als „Spanish Mustangs“) ausgerottet wurden, erkannten Anfang des 20. Jahrhunderts in Südamerika weitsichtige Viehzüchter den Wert dieser Pferde für die Arbeit auf den Estanzien, den großen Viehzuchtbetrieben. Sie beein-druckten vor allem die Gesundheit, Ausdauer, Gelassenheit und ihre Leichtfuttrigkeit. Einige Enthusiasten um Dr. Solanet, ein Professor für Landwirtschaft und Tiermedizin aus Argentinien, spürten noch unverkreuzte Tiere bei den Indios auf und definierten auf dieser Grundlage den Rassestandard der Criollos.
Seit 1923 gibt es das Stutbuch in Argentinien.
Die inneren Eigenschaften und Werte der Criollos leiten sich von seiner Verwendung ab. Ausdauer wird für die großen Distanzen auf den teilweise riesigen Estanzien, in den Weiten Südamerikas, verlangt. Schnelligkeit und Wendigkeit braucht der Criollo, um in der Rinderarbeit mithalten zu können. Nach getaner Arbeit muss das Pferd ohne zu mucken vor der Kneipe warten und danach seinen Herren sicher und bequem nach Hause bringen. Dabei darf ein Criollo nie ernsthaft krank werden, denn der Tierarzt ist oftmals weit weg und teuer. Als Nahrung reichen ihm Gras und Wasser – Kraftfutter ist bei dieser Rasse ein Fremdwort.
Criollos gibt es vom subarktischen windgepeitschten Patagonien bis zum subtropischen Paraguay.
In den Ursprungsländern der Criollos, Argentinien, Brasilien, Chile, Paraguay und Uruguay gibt es noch schätzungsweise 8 Millionen Pferde und davon eine Million reinrassige Criollos. Damit sind Criollos einer der letzten großen Pferderassen der Welt, die voll in der Arbeit sind und tagtäglich von Berufsreitern getestet werden. Nur die besten Pferde werden von den Gauchos akzeptiert.
Als Gebrauchspferde, die pflegeleicht sein müssen, wird ihnen die Mähne geschorenen. Außerdem zeigt die Länge der Mähne den Ausbildungsstand der Pferde an, eine lange Mähne bedeutet sie sind noch nicht eingeritten. Desto weniger lange Mähne die Pferde haben, je weiter sind sie in der Ausbildung. Oft wird auch der Schweif gekürzt, um das Hängenbleiben in Dornen und Gestrüpp zu verhindern.
Bei der südamerikanischen Zuchtschau werden Criollos ab zweieinhalb Jahren jährlich an der Hand vorgeführt und bewertet. Entspricht das Pferd dem einheitlichen Rassestandart, wird es eingetragen und mit dem Zeichen des Zuchtverbandes gebrannt.
Die Pferde sind zwischen 1,38 und 1,50 Meter groß. Alle Farben sind möglich, wobei Falben und Mausgrau mit einem Aalstrich besonders häufig auftritt. Der Criollo ist zu erkennen an seinem kräftigen Hals und Brust und geradem Kopf, einer relativ geraden Rückenlinie, runder Kruppe mit tiefem Schweifansatz und einer kräftigen Bemuskulung.
In Südamerika wird die Zucht von sehr aktiven Zuchtverbänden gepflegt. Es gibt in jedem der Zuchtländer zahlreiche Zuchtschauen und Turniere. Die beiden Königsdisziplinen sind das Freno de Oro (spanisch goldenes Geniss) und ein 750 Km Distanzritt. Freno de Oro ist eine Kombination aus Morfologieprüfung, Reinining und Rinderdisziplinen.
Seit Anfang der 80er Jahre kamen die ersten südamerikanischen Pferde per Schiff nach Europa, allerdings dauerte es bis 1989 bis die ersten acht reinrassigen Criollos nach Deutschland gebracht wurden und auf der „Equitana“ vorgestellt wurden. Seit 1994 gibt es den Criollo Reit- und Zuchtverein Deutschland (CRZVD) für den Austausch und die Zusammenarbeit innerhalb Deutschlands.
Die erste Criollozucht Deutschlands wurde 1992 auf Gut Dalwitz in Mecklenburg- Vorpommern, durch den Import von reinrassigen Criollos aus Uruguay und Argentinien gegründet. „La Primera“ (spanisch: Die Erste) ist damit nicht nur die erste Criollozucht Deutschlands, sondern auch die erste außerhalb des Ursprungszuchtgebietes in Südamerika. 1993 werden die ersten Fohlen in Dalwitz geboren. Auf dem Biobetrieb Gut Dalwitz wird den Criollos die Möglichkeit gegeben auf 300 Hektar natürlichem Grünland und mit über 300 Rindern die Eigenschaften ihrer Herkunft zu erhalten. Die Jungpferde dürfen bis zu ihrem 4. Lebensjahr mit den anderen Jungpferden und den Rindern auf den weiten Wiesen aufwachsen. Das Zuchtziel besteht darin die Standards aus Südamerika vollständig zu übernehmen. Durch einen engen Kontakt mit südamerikanischen Züchtern und Trainern bleibt diese Zucht immer auf dem neusten Stand.
Auf Gut Dalwitz werden die Criollos noch zum Arbeiten benutzt, die ca. 300 Rinder müssen auch irgendwie von Weide zu Weide kommen oder in den Fangstand zur Impfung. Diese Pferde schrecken davor nicht zurück.
Auf dem Feriengut Dalwitz kann jeder mal die Erfahrung machen, auf Criollos und im gemütlichen Gauchosattel die Rinder über die Wiesen Mecklenburgs zu treiben. Bei Nacho Morteiro, einem Bereiter aus Uruguay, kann man alles über Criollos und das Gaucholeben lernen.
Jedes Jahr kommen im September die Criollofreunde aus ganz Deutschland auf der Fiesta Criolla des CRZVD zusammen, Es gibt Reiterspiele, eine Zuchtschau und einen herzlichen Austausch unter den Fans und Züchtern. Ebenfalls im September kommen Criollobegeisterte auf Gut Dalwitz zusammen und verbringen dort eine Criollo- Woche. Der Zuchtverband trägt die Fohlen ein. Man kann Ausritte machen oder bei der Arbeit mit den Rindern helfen. Es ist die beste Gelegenheit ein Verkaufspferd der „La Primera“ Zucht auszuprobieren. Das Highlight des Wochenendes ist das große Rindertreiben mit teilweise bis zu 40 Reitern. Neu in Dalwitz ist die Begeisterung für Polo Crosse, ein rassiger Mannschaftssport.
Criollos sind ein wunderbares Allroundpferd. Es passt perfekt zu einem Freizeitreiter, macht eine hervorragende Figur auf Westernturnieren, ist geeignet für Distanzritte oder man spielt für PoloCrosse mit ihm. Criollos sind vielseitig, leistungsstark und robust.
Weitere Infos gibt es auf:
www.criollos-laprimera.de
www.criollo-crzvd.de
Alice von Hoyos