Galoppsport in der Flaute?
Im November 2015 fand in Frankfurt der letzte Renntag statt. Trotz langwieriger gerichtlicher Auseinandersetzungen wurde das Gelände 2018 schließlich zugunsten des Fußballs geräumt. Im Jahr 2002 bereits kam das Aus für den Galoppsport in Gelsenkirchen. Und, wer sich mit Nachrichten aus dem internationalen Pferdesport beschäftigt, dem kam auch zu Ohren, dass in diesem Jahr die Renntage auf der historischen Rennbahn in Rom, dem Ippodromo delle Capannelle, nicht stattfinden sollten. Inzwischen hat sich die Lage aktuell verändert: In Rom sollen, allen Unkenrufen zum Trotz die diesjährigen Rennen doch stattfinden.
Dennoch fragte ‚Stallgeflüster‘ Jan Pommer, Geschäftsführer des Direktoriums für Vollblutzucht und Rennen e.V. in Köln: „Sind dies möglicherweise Anzeichen für eine Krise im Galopprennsport?“ „Anzeichen dafür, dass der Galopprennsport eine Flaute erlebt, sehe ich nicht. Wir haben in Deutschland allein in diesem Jahr 148 Renntage mit ca. 1.170 Einzelrennen geplant und erwarten über eine Million Zuschauer. Ich denke nicht, dass die Zahl der Rennsportfans rückläufig ist – im Gegenteil, eine Marktforschungsanalyse hat sogar ergeben, dass der Galopprennsport ein enormes Potenzial hat. Natürlich bemühen wir uns durch neue Kommunikationsstrategien und Events ein breiteres Publikum anzusprechen und vor neue Zuschauer zu gewinnen. Schließlich sind die Rennen die Leistungsprüfungen für unsere Vollblutpferde und deshalb für Züchter und Besitzer von enormer Bedeutung.“
Events auf der Rennbahn – dies scheint ein gutes Konzept zu sein. Besonders beliebt sind da so genannte Food-Feste oder auch Konzertveranstaltungen. Doch auch ein ‚normaler‘ Renntag bietet Spaß und Spannung für Jung und Alt. „Die Atmosphäre, die Spannung und Ekstase – das sind besondere Erlebnisse, wie sie nur der Galoppsport zu bieten hat. Denn hier geht es sowohl um das Tier, als auch um die Nervenkitzel beim Wetten. Für einen kurzen Augenblick erlebt der Wetter sowohl den ‚Kick‘ und das Gefühl direkten Anteil an ‚seinem‘ Favoriten zu haben.“
Neben Spannung und Ekstase sind Rennbahnbesuche auch bei Familien mit kleineren Kindern beliebte Ausflugsziele: Hüpfburgen, Ponyreiten, Kinderschminken etc. machen Renntage
zu einem Familienerlebnis mit Tierkontakt. „Wir kommen zu jedem Renntag hierher – auch wenn wir dafür 80 Kilometer fahren müssen“, erklärte eine junge Familie mit mehreren Kindern an einem der letzten Renntage in Frankfurt gegenüber ‚Stallgeflüster‘-Redakteurin Elke Stamm. „Wir lieben die besondere Atmosphäre, die nur die Rennbahn zu bieten hat. Und für unsere Kinder ist jeder Ausflug ein ebenso phantastisches Erlebnis wie für uns Erwachsene.“
„Stallgeflüster“ / E. Stamm