Augen auf beim Pferdekauf
Ob Sie nun den „Freund fürs Leben“, oder einen leistungsstarken Sportpartner, einen Youngster, oder eine erfahrene Zuchtstute suchen, oder, oder, oder. Der Kauf des „richtigen Pferdes ist immer eine schwerwiegende Entscheidung. Die Wünsche, Vorstellungen und Erwartungshaltungen der Pferdebesitzer in Spe sind wenigstens so vielseitig wie die Unterschiede in Exterieur und Interieur der verschiedenen Pferdetypen und -rassen. Mit Sachverstand und Bauchgefühl das Pferd zu finden, das zu einem passt, ist nicht allein Glückssache…
Hier finden Sie wichtige Punkte auf die Sie achten, oder die Sie besser vermeiden sollten und die Ihnen beim Suchen und Finden Ihres Traumpferdes weiterhelfen können:
Bitte nur mit Kaufvertrag
Handschlag, Versprechen, Ehrenwort… das ist alles gut und schön. Auch wenn man sich noch so sicher ist, dass der Gegenüber hält was er verspricht, trotzdem immer auf einen schriftlichen Kaufvertrag bestehen! Folgendes sollten Sie sich wenigstens unbedingt bestätigen lassen Lebensnummer (Microchipnummer)
– aktueller Gesundheitszustand
– zugesicherten Eigenschaften
– Bezahlung des Kaufpreises
Sollte sich nach dem Kauf herausstellen, dass eine oder mehrere Aussagen des Verkäufers leider doch nicht zutreffen, können Sie im Rahmen der gesetzlichen Fristen von Ihrem Rückgaberecht Gebrauch machen. Auch haben Sie mit einem schriftlichen Kaufvertrag vor Gericht die Chance, einen verminderten Kaufpreis durchzusetzen.
Keinen „Schnellschuss“
Auch bei „Liebe auf dem ersten Blick“ sollten Sie besser noch einmal eine Nacht über die Entscheidung schlafen, bevor Sie Ihr absolutes Traumpferd kaufen und dabei möglichst die rosarote Brille absetzen. Schauen Sie sich Ihr Wunschpferd ruhig noch ein,-, zweimal an. Besuchen Sie Pferd und Verkäufer auch einfach mal unangemeldet und gehen Sie sicher, dass Ihnen das Pferd immer noch einen guten, gesunden und ausgeglichenen Eindruck macht. So können Sie ausschließen, dass der Verkaufskandidat vor Ihrer ersten Besichtigung „vorbereitet“ wurde.
Die Ankaufsuntersuchung EIN MUSS
Jeder noch so gute Pferdekenner kann nicht ins Pferd hineinschauen. Eine Ankaufsuntersuchung gibt dafür über vieles Aufschluss, was im inneren des Pferdes los ist. Nach einer Untersuchung von Herz, Atemsystem und Bewegungsapparat, evtl mit aktuellem Blutbild, kann man zumindest eine solide Aussage über den allgemeinen Gesundheitszustand des Pferdes treffen. Wenn Auffälligkeiten bei der Beugeprobe auftreten, oder es sich um ein sehr wertvolles Pferd handelt, empfehlen sich Röntgenaufnahmen von den Gelenken der Beine.. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, kann zusätzlich noch Aufnahmen von den Hufen und der Wirbelsäule machen lassen. Diese zusätzliche Investition kann sich bei einem konkreten Verdacht sehr schnell bezahlt machen.
Immer erst vorreiten lassen
Warum erst vorreiten lassen? Ganz einfach: Vom Boden können Sie eventuelle Unstimmigkeiten wie Zungenstrecken, Taktfehler oder Schweifklemmen viel leichter erkennen. Zudem kann man die Reaktionen des Pferdes schon einmal beobachten, bevor man sich selbst in den Sattel schwingt und von Bocksprüngen oder ähnlichem überrascht wird. Wenn das Vorreiten einen harmonischen Eindruck gemacht hat, ist es natürlich wichtig, das Pferd selber unter dem Sattel kennenzulernen.
Identität des Pferdes prüfen
Zwar ist es in der heutigen Zeit durch das Implantieren von Microchips nicht mehr ganz so einfach ein Pferd mit falschen Papieren zu verkaufen, aber leider kommt diese Betrugsmasche immer noch sehr häufig vor. Deshalb immer die Identität überprüfen. Stimmen Geschlecht, Farbe, Abzeichen und das Brandzeichen mit den Eintragungen im Equidenpass überein und lässt sich ein eventuell vorhandener Chip mit einem Lesegerät auslesen.
Unterstützung durch Fachmann /Fachfrau
Eine professionelle Pferdebeurteilung braucht viel Erfahrung, Pferdekenntnis und vor allem ein geschultes Auge. Es ist deshalb immer hilfreich, einen unabhängigen Experten bei der Pferdebesichtigung und auch beim Kauf dabei zu haben, der das Pferd nicht emotional, sondern sachlich und fachmännisch beurteilt.
Damit Ihr Pferdekauf auch zu einem Happy End führt, sollten Sie folgende Fehler vermeiden:
Schnäppchenfalle
Ein gutes Pferd hat seinen Preis -und das zu Recht!- Bedenkt man wieviel der Züchter schon im Vorfeld durch die Bedeckung der
Mutterstute und die Aufzucht des Fohlens in das Pferd investieren musste, liegt es auf der Hand, das ein gut gerittenes 4 jähriges Pferd nicht für 3.000,- Euro verkauft werden kann. Es gibt sicher Ausnahmen bei Notverkäufen oder anderen Umständen. Aber in der Regel ist bei solchen „Sonderangeboten“ etwas faul und es liegt irgendwo ein versteckter Mangel vor. Deshalb ist Vorsicht geboten, wenn der Kaufpreis „zu schön klingt, um wahr zu sein“.
Kein Fehlersucher:
„Nobody is perfect“. Das gilt auch für Pferde. Wenn Sie ein gesundes Pferd gefunden haben , dessen Charakter, seine Leistungsbereitschaft und -fähigkeit stimmt, dann suchen Sie nicht nach dem Haar in der Suppe. Wenn das Gesamtpaket stimmt, werden Kleinigkeiten Ihr Reiterglück nicht schmälern.
Passt das Pferd zu den reiterlichen Zielen?
Bei der Auswahl eines Pferdes sollte man immer die eigenen reiterlichen Ziele vor Augen behalten. Denn es sind nicht alle Pferde gleichermaßen für alle Disziplinen und Reitweisen geeignet. Natürlich kann auch ein Pony springen, ein Kaltblüter traversieren und ein Hannoveraner Rinder treiben. Doch die Eignung der Pferde ist für die verschiedenen Verwendungszwecke sehr unterschiedlich. Sie machen weder sich selbst, noch Ihr Pferd auf Dauer glücklich, wenn Sie auf Dauer eine bestimmte Leistung verlangen, die es auf Grund seiner körperlichen oder mentalen Gegebenheiten nicht erbringen kann. Deshalb sollte man sich bereits im Vorfeld über die verschiedenen Rassen und deren Verwendungsmöglichkeiten informieren.
Schöner Schein zählt nicht allein
Wie aus der Ei gepellt, auf Hochglanz poliert und reif für das nächste Shooting…. Doch beim Pferdekauf geht es nicht allein um das Äußere. Schauen Sie ruhig auch mal hinter die Kulissen und lassen Sie sich nicht von der Aufmachung blenden. Denn ein Pferd sollte noch viel mehr zu bieten haben. Nämlich Charakter, Nervenstärke, Mut und Leistungsbereitschaft. Oft sind gerade die Pferde, die durch ihre Ausgeglichenheit auf dem ersten Blick eher unscheinbar wirken, die echten Diamanten und Herzenspferde. Sie gehen mit ihre Qualitäten aber nicht so hausieren wie die „Schowstars“. Deshalb lohnt sich immer ein zweiter Blick.
Die „eierlegende Wollmilchsau“
Bleiben sie fair! Kaum ein Pferd kann alle Wünsche und Vorstellungen seines zukünftigen Besitzers in sich vereinigen. Es kann aber trotzdem ein tolles Pferd sein, das bestens zu Ihnen passt. Prüft, welches Pferd am ehesten die wichtigsten Voraussetzungen erfüllt. Sonst sind Sie womöglich ewig auf der Suche.
„Stallgeflüster“ / U. Schmelzer