Reithosen – individuell und ressourcenschonend hergestellt
Die Massen-Produktion von Kleidungsstücken belastet die Umwelt – das ist heute jedem bewusst. Ein Unternehmen, dessen Philosophie es ist, Kleidung möglichst umweltschonend zu produzieren und zum Verbraucher zu bringen, ist der Reithosenhersteller good fellow. ‚Stallgeflüster’ traf Dagmar Pössnicker und Rainer Forstner während der Wintermühlen-Trophy im Taunus.
„Wir verwenden ausschließlich Rohwaren und Zutaten höchster Qualität, denn nichts ist ressourcenschonender als eine möglichst lange Produktlebensdauer. Außerdem achten wir darauf, die Handelswege möglichst kurz zu halten. Die Stoffe unserer Reithosen kommen aus Deutschland, die Leder aus Österreich. Damit tragen wir zur Minderung des CO²-Ausstosses bei und stärken unsere langjährigen Handelspartner der Region“, erläutert Rainer Forstner die Philosophie des Unternehmens. Darüber hinaus arbeitet das Unternehmen ausschließlich über den Direkt-Vertrieb. – „Das spart Transportkosten und Margen für den Zwischenhandel, Mittel, die wir lieber in die Qualität unserer Materialien investieren.“
Entstanden ist das kleine Unternehmen bereits 1952 als Lohnschneiderei im bayerischen Aichach. Erst 1992 entwickelte Gerd Mill, Sohn des Unternehmensgründers, erstmals eine Reithose. Die Zutaten: Feinste Materialien und eine perfekte Passform. Im Jahr darauf wurde die Hose unter dem Markennamen good fellow auf den Markt gebracht.
Das klingt einfach, war es jedoch nicht. Denn, zur Entwicklung einer Reithose gehört jemand, der sie nähen und designen kann. Dazu hatte sich Gerd Mill in den umliegenden Reitställen umgehört und war dabei auf Dagmar Pössnicker gestoßen, die auf der Meisterschule für Mode in München gelernt hatte und als Schnitt-Directrice arbeitete.
„Das besondere an einer Reithose ist, dass sie sehr körpernah sitzen muss, ohne zu behindern“, erzählt sie ‚Stallgeflüster’. „Da wird die Wade besonders ausgearbeitet, die Kniekehle ist wichtig und der Oberschenkel. Sie können sich die Herstellung einer Reithose vorstellen, wie eine 3-D-Erfassung“. Bei Maß-Anfertigungen, die bei good fellow an der Tagesordnung sind, berücksichtigt die Schnitt-Directrice außerdem die komplette Innenbeinlänge sowie die Länge vom Schritt bis zum Knie.
„Dagmar Pössincker entwickelte bereits die ersten Schnitte der Aichacher Reithosen und begleitet die Hosenanfertigung, die sie mit mir zusammen vor drei Jahren von der Gründer-Familie Mill übernommen hat, bereits seit vielen Jahren“, erzählt Rainer Forstner. „Sie kümmert sich um Neuerungen bei Schnitten und die Materialien.“
Bei good fellow werden hauptsächlich Baumwollstoffe und Echtleder verarbeitet, Materialien, die sich durch extreme Langlebigkeit auszeichnen, aber in der Industrie kaum noch verwendet werden, so die Firmenchefs. Dennoch verzichten die Bayern nicht auf modische Trends oder die Funktionalität von Materialien. Dazu gehören Stoffe mit Hydracool Ausrüstung, Antibakterieller Wirkung, solche mit Aloe Vera, also hautpflegender Wirkung, ebenso wie solche mit stützender Wirkung. Auch bei ihnen gibt es Reithosen, die statt eines kompletten Besatzes moderne Patches haben – allerding nicht aus Silikon, sondern aus Leder. „Die wirken überaus figur-schmeichelnd“, meint die Chefin zu den neuen Kreationen, die sich jeder individuell in den Farben zusammenstellen kann. Da taucht natürlich bei jeder Frau die Frage auf: „Welches war die ausgefallenste Farbkombination, die Sie genäht haben?“ Und die Antwort, wie aus der Pistole geschossen: „Eine orangefarbene Hose mit braunen Patches und regenbogenfarbenen Nähten.“
„Stallgeflüster“ / Elke Stamm