Ein Arbeitstag bei Ama und Ella

Auf Juist werden, wie früher in ganz Europa, die Transport- und Last-Arbeiten von schweren Arbeitspferden verrichtet. Am Juister Hafen trafen wir die Kutsche von Eddi’s Kofferservice. Da bietet es sich an, einmal nachzufragen, wie der Tag eines solchen Pferdebesitzers und seiner Tiere sich gestaltet.

Ama und Ella sind zwei hübsche blonde Kaltblutpferde, acht und neun Jahre alt. Die Nacht verbringen sie auf den großen Salzwiesen de

r Insel. Morgens, je nach Ankunftszeit der Fähre, die mit den Tiedenzeiten wechselt, holt ihr Besitzer sie nach Hause. – Allerdings mindestens zwei Stunden, bevor die Fähre anlegt. „Zuerst müs

sen die Pferde ihr Kraftfutter haben und Zeit, zum Verdauen. Dann werden sie geputzt und eingespannt. Es ist wichtig, dass es den Pferden gut geht – schließlich sind sie mein Arbeits-Kapital“, sagt Eddi, der sich 2011 als Kutscher selbständig gemacht hat. Auch vor der Selbständigkeit war Eddi schon Kutscher: „Ich kann mir kein anderes Leben vorstellen.“ Natürlich hat auch ein Kutscher mal bessere oder schlechtere Tage. „Das hängt vom Wetter ab, den Leuten, die ihre Koffer abgeben, deren Laune etc. Aber ich bin es gewohnt, die Dinge so zu nehmen, wie sie sind. Schließlich muss ich in meinem Beruf mit den Menschen umgehen können, ebenso wie mit den Pferden.“
Doch zurück zu Ama und Ella. Nachdem sie gefressen haben und ordentlich geputzt sind, geht es zur Arbeit. Eine halbe Stunde brauchen sie, bis sie am Hafen ankommen. Dort wird die Fracht gelöscht und auf den Wagen geladen. Währenddessen dösen die beiden Blonden – ebenso wie die anderen Arbeitspferde am Hafen – vor sich hin. Das Ausliefern der Waren oder Koffer dauert dann etwa eine halbe Stunde, danach kommen sie wieder an den Hafen und laden erneut auf. Drei Touren fahren sie für jedes Schiff, dann ist erst einmal Pause auf dem Paddock oder im Stall – bis zum nächsten Schiff. Rund acht Stunden dauert ein solcher Arbeitstag für Eddi und seine Pferde, die dann abends wieder mit ihrem Anblick auf den großen Salzwiesen die Gäste erfreuen.

„Stallgeflüster“ / E.St