Die Gelbert-Schwestern: Ein erfolgreiches Duo – jede für sich und doch gemeinsam
Löhnberg ist eine überaus hübsche Gemeinde im Lahntal gelegen, zwischen Limburg und Wetzlar. Ganz am Rande der Gemeinde finden wir die Reitanlage Löhnberger Hütte – inmitten von Koppeln und Wald in der Nachbarschaft einiger kleinerer Industrieanlagen. Hier sollen wir Mia und Melissa Gelbert treffen, beide trotz ihrer Jugend überaus erfolgreich im Western-Sport.
Einen Termin mit Mia zu bekommen war gar nicht so einfach: Zunächst war die 19jährige in Holland bei der Belgischen Futurity unterwegs, kaum zu Hause angekommen ging’s schon wieder ans packen für einige Tage bei der NRHA Breeders Futurity (Deutsche Futurity) in Kreuth. Futurity Turniere sind in den Western-Disziplinen die Wettbewerbe für den vierbeinigen Nachwuchs. Mia und Melissa reiten bzw. stellen dort selbst gezogene und ausgebildete Pferde vor – Mutter Nicole Gelbert züchtet. Und wenn man die Erfolge ihrer Töchter mit den jungen Pferden anschaut – sehr erfolgreich. Die Mädels können auf diverse in Belgien und Deutschland errungene Champion- und Vize-Champion-Titel zurückblicken.
Doch will ‚Stallgeflüster‘ nicht nur wissen wie viele sportliche Erfolge und Titel die Schwestern erzielt haben, sondern wir interessieren und natürlich dafür, wie die jungen Damen dorthin gelangt sind.
Beide reiten seit sie denken können – kein Wunder, schließlich hatte Mutter Nicole schon immer Pferde, mit denen die Mädchen aufwuchsen. Klar, dass da auch ein kleines Mädchen auf den Rücken der Tiere darf und, wenn Mama Shetland-Ponies hat, auch das schon frühzeitig Reiten erlernt.
Mia, heute erfolgreiche Western-Reiterin, startete ihre Karriere mit ganz klassischem Reitunterricht auf Shetland Ponys, später dann auf Groß-Pferden. Um einen besseren Sitz bzw. Gleichgewicht zu erreichen, wurde auch ein Spring-Pferd angeschafft und der dazu gehörende Unterricht erteilt. „Ich bin allerdings nie klassische Turniere geritten“, erzählt Mia. Ihr erstes Western-Turnier startete sie im Alter von fünfzehn – doch dann gab es eine Pause bis zum siebzehnten Lebensjahr. „Wir hatten als Western-Reiter zu der Zeit keine so guten Trainingsmöglichkeiten“, berichtet Mia Gelbert. „Wir hatten damals keine Gegebenheiten, sind dann immer auf andere Anlagen gefahren, welche vorwiegend von Reitern anderer Disziplinen genutzt wurden. Leider sorgte dies häufig zu Missverständnissen. Schließlich ist Western ein anderer Sport auch wenn wir ebenso Dressur-Aufgaben reiten, wie jeder andere. Manch einen störte damals sogar das Klappern der Rädchen an unseren Sporen.“
Erst mit siebzehn startete Mia noch einmal im Western-Sport durch und ihre Erfolge können sich sehen lassen. Mittlerweile reitet sie auf Leistungsklasse 2 bei der EWU (Erste Westernreiter Union Deutschland e.V.) und Level 1,2 und 3 bei der NRHA (National Reining Horse Association). Reining – das ist im Western-Sport die Dressur-Disziplin, die auch Mia betreibt, ebenso wie das Ranch Riding, bei dem präzisestes Reiten mit möglichst wenig Körpereinsatz gefordert wird. Natürlich sind hier wie beim klassischen Reiten auch Aufgaben oder Lektionen vorgegeben, die gezeigt werden müssen.
Die Levels der NRHA in denen gestartet wird – insgesamt gibt es vier – richten sich nach den Gewinnsummen die die Reiter in einem vorgegebenen Zeitraum erritten haben.
Die Breeders-Futurity sind für die Züchter von Quarter Horses die Wettbewerbe, in denen sie die Qualität ihrer Nachzucht unter Beweis stellen können. Entsprechend hoch beachtet sind diese Veranstaltungen im Western-Sport und nicht nur das, sowohl beim Publikum als auch den Teilnehmern kochen die Emotionen.
2023 startete sie die belgische Futurity in Holland mit einem selbst ausgebildeten Pferd und wurde in Deutschland Champion Level 1 und Vize Champion 2 und 3 bei den dreijährigen: bei diesen Wettbewerben ist: „Im Vorlauf navigierte Mia ihre selbstgezogene Shine Whiz Diddlydoo zu 210,5 Punkten und konnte im Finale singend und strahlend scheinbar locker noch drei Punkte drauflegen. Mit einem Score von 213,5 verließ sie überglücklich die Ostbayernhalle, und zwei Reiter später stand fest: Der Sieg in Level 1 ist ihr sicher! `Ich kann gar nicht sagen, wie stolz und glücklich ich bin. Ich bin gerade so geflasht. Meine ganze Familie ist gekommen. Ich kann gar nicht sagen, wie glücklich ich bin‘, strahlt die junge Reiterin mit Tränen in den Augen. Und tatsächlich, während ihres Finalritts sang die junge Reiterin: ‚Ich bin immer so aufgeregt vor meinen Starts, dass ich ein Lied brauche, das ich kenne, damit ich mitsingen kann und ein bisschen runterkomme‘, erzählt sie lachend. Ihre Vorbereitung für das Finale sei ein Kontrastprogramm für ihre Stute gewesen: Mit Springsattel ging es ins Gelände und über einige der Hindernisse, damit beide den Kopf frei bekommen.“ Die junge Frau bleibt also auch wenn es darauf ankommt, bei sich selbst und nutzt ihre Grund-Ausbildung im klassischen Reiten zur Prüfungs-Vorbereitung.
In diesem Jahr gewann Mia die Belgische Futurity im Reining, Level 1 und wurde Reserve-Champion in den Levels 2 und 3.
Auch auf der hessischen Meisterschaft der EWU punktete die Löhnbergerin: mit den Titel Reining Junior- und Senior-Meisterin, bei denen das Alter der Pferde und nicht das der Reiter ausschlaggebend ist.
Für ihre Zukunft plant die junge Frau, die auch bereits zwei Fortbildungsmonate in Texas verbracht hat, ein Studium an der Justus-Liebig Universität Gießen. Zunächst hat sie sich in Agrarwissenschaften eingeschrieben.
So weit ist Schwester Melissa noch nicht. Mit ihren sechzehn Jahren muss sie noch ein Weilchen die Schulbank drücken ist aber auch im Sattel und bei der Jungpferde-Ausbildung auf dem Weg nach ganz vorn. Trail, Ranch Riding und Hosemanship sind ihre Hauptdisziplinen, in denen sie punktet.
Derzeit besitzt sie einen zweijährigen Hengst den sie in Prüfungen wie Showmanship at Halter und Trail an Hand vorstellt. Mit ihm wurde sie erst kürzlich in Niedersachsen bei einem namenhaften Western-Turnier Grand Champion Stallions. Auch sie war bereits beim Packen ihrer Sachen: „Papa fährt am Wochenende mit Melissa nach Aachen zum Turnier, Mama mit Mia nach Kreuth. Dort gewann Melissa die Halter Futurity der 2-Jährigen Hengste. Das Besondere daran ist das sie „Open“, also gegen Trainer, starten musste. Da sie einen Hengst vorgestellt hat.
Und das Packen ist nicht alles, was man zur Vorbereitung solcher Jungpferde-Prüfungen im Westernsport braucht: Ein besonderes Dankeschön haben Mia und Melissa für ihren Schmied, Matti Abel, ihre Tierärztin Ines von Bredow, die Chiropraktorin Petra Kirmse, ihrer Trainerin Sonja Theiß und ihrem Trainer Andy Schneider. „Wenn die drei nicht jederzeit vor den Veranstaltungen ‚Gewehr bei Fuß‘ stünden, hätten wir echte Probleme.“
Da kann ‚Stallgeflüster‘ den beiden nur noch viel Erfolg für die Zukunft wünschen.
„Stallgeflüster“ / E. Stamm