Volle Kraft voraus mit wahren Pferdestärken
In Volpertshausen kommen „Süddeutsche Kaltblutpferde“ zum Einsatz. Es hat schon eine ganz besondere Ausstrahlung, wenn die äußerst wuchtigen Kaltblutperde Schorsch, Simmerl und Sir Quickly auf der Koppel in Volpertshausen Pferdehalter Benjamin Lakowski und seine Besucher mit ihren großen, weichen Nasen vorsichtig anstupsen – ganz behutsam. Sanfte Riesen, die den Menschen vertrauen.
Es hat schon eine ganz besondere Ausstrahlung, wenn die äußerst wuchtigen Kaltblutperde Schorsch, Simmerl und Sir Quickly auf der Koppel in Volpertshausen Pferdehalter Benjamin Lakowski und seine Besucher mit ihren großen, weichen Nasen vorsichtig anstupsen – ganz behutsam. Sanfte Riesen, die den Menschen vertrauen.
Seit zehn Jahren lebt Benjamin Lakowski (41) mit seiner Frau Diana und Tochter Marlene in Volperts- hausen. Der Pferde wegen sind sie hergekommen. Denn in Braunfels, wo sie vorher gewohnt haben, ist die Haltung von Tieren in der Stadt schwierig. Eine Hofreite in Volpertshausen war daher genau das Richtige. Der Umgang mit den „Süddeutschen Kalt- blutpferden“ ist hier allerdings wesentlich mehr als nur ein Hobby. „Wir haben keinen Traktor auf dem Hof.“ Alle Arbeiten würden mit Hilfe der kräftigen Vierbeiner verrrichtet, erläutert der Forstwirtschaftsmeister, der in Volpertshausen einen Betrieb für Baumpflege und forstwirtschaftliche Dienstleistungen unterhält. Ob das Feld gepflügt, geeggt oder eingesät werden muss. Ob die Kartoffeln gesetzt werden müssen oder der Hafer angebaut wird. Auch bei der Heuernte kommen die Pferde zum Einsatz und arbeiten so für ihr eigenes Futter.
Gleichzeitig hat die Mühe der als besonnen geltenden Tiere, die vor allem in früherer Zeit als Zugpferde in der Landwirtschaft eingesetzt wurden, noch einen weiteren Sinn. „Wichtig ist die ganzjährige Belastung der Arbeitspferde zu erreichen, um die Kondition zu erhalten“, erklärt Benjamin Lakowski. Und der frühere Triathlet weiß, wovon er spricht. „Die Pferde brauchen ein kontinuierliches Training. Maschinen brauchen das nicht, aber diese Tiere schon. Denn sonst steigt das Risiko für Verletzungen und bei den ansonsten so gutmütigen Tieren entsteht Unmut.“
Erste Priorität habe, so der Pferdehalter weiter, der Tierschutz und die Gesunderhaltung der Pferde. Es reiche eben nicht, wenn man sie nur wegen ihres schönen Aussehens auf die Weide stelle. Natürlich könne man keinen großen Hof mit 100 Hektar mit den Pferden bewirtschaften. Aber die Arbeit auf fünf bis sechs Hektar Grün- und Ackerland ließe sich mit zwei bis drei Pferden durchaus verrichten. Für seine Rückbesinnung auf die Arbeitsweise vor dem Maschinenzeitalter ist er im Ort schon öfter mitleidig belächelt worden. „Was soll´s“, meint Lakowski, zuckt mit den Schultern und nimmt es genauso ruhig hin wie seine robusten und gelassenen Tiere es tun würden.
Die Kaltblüter und die genannten Ansprüche an die Tierhaltung kosten selbstverständlich Geld. Und große Pferde, die rund 800 Kilo auf die Waage bringen, haben natürlich entsprechenden Appetit. 15 bis 20 Kilo Heu pro Tag pro Pferd dürfen es schon sein – plus nochmal zwei bis vier Kilo Hafer. Hinzu kommen die Kosten für den Schmied, der regelmäßig die drei Füchse mit den schweren Hufeisen beschlägt und den Sitz des „Schuhwerks“ überprüft. Kosten für den Tierarzt sowie Pacht für Äcker und Wiesen sind natürlich auch zu bezahlen.
Auch von daher ist es für die Lakowkis klar, dass die drei Wallache selbst mit „anfassen“ müssen, um die Ausgaben stemmen zu können. Deswegen stehen die stattlichen Rösser auch im Winter nicht faul im Stall herum. Denn sie verstehen sich auch aufs Holzrücken bei der naturnahen Forstwirtschaft. Die Rückepferde bringen die entasteten Baumstämme zum nächsten Waldweg oder Sammelplatz. Dabei sind die kraftvollen Süddeutschen Kaltblüter wendig genug, um die Stämme in unwegsamen Gelände zwischen den verbliebenen Bäumen, also ohne sogenannte Rückegassen, zu transportieren. Ihre ausgeprägte Lernbereitschaft kommt ihnen da entgegen. Kurzzeitig können sie das eineinhalbfache ihres Körpergewichts ziehen. Mit den Pferden können anders als mit den schweren Forstmaschinen – Bodenschäden im Wald vermieden werden. „Bei den Rückearbeiten darf man die Pferde nicht an den Maschinen messen, sondern an der Ökologie“, fasst Benjamin Lakowski zusammen. Darüber hinaus möchte Benjamin Lakowski das Tätigkeitsrepertoire seiner Vierbeiner, die vier, acht und 22 Jahre alt sind, erweitern, um den finanziellen Rückhalt zu verbessern. „Wir starten Planwagenfahrten“, kündigt er an. „Im September soll es losgehen.“ Die schöne Landschaft rund um Hüttenberg böte sich ja dafür an. Zweistündige Fahrten zu beispielsweise historischen Ausflugszielen wären angedacht.
Kontakt:
Telefon 06441 – 89 75 220
„Stallgeflüster“ M. Breuer