Gestüt Zyx: Glückliche Pferde, große Erfolge
Saftige Wiesen auf sanften Hügeln, uralte Bäume und grasende Pferde: Im südlichen Westerwald schmiegt sich das Gestüt Zyx malerisch auf zehn Hektar in die herrliche Landschaft: Hier hat die Reiter- und Züchterfamilie Mikulski seit den 1960er Jahren eine Zucht aufgebaut, aus der immer wieder großartige Springpferde hervorgehen. Die 20 Pferde leben in perfekter Harmonie mit den Menschen drumherum, deren Tagesablauf nur von einem Ziel bestimmt ist: Dass es den Tieren gut geht.
„Mir ist wichtig, dass die Pferde an die frische Luft kommen, immer in guter Verfassung sind, und auch kleine Verletzungen sofort behandelt werden,“ sagt Züchterin Christa Mikulski. „Der gute Umgang mit den Pferden steht bei mir an allererster Stelle. Wichtig ist die tägliche Bewegung.“ Das war schon von Anfang an so, 1962, als ihr Mann Bernhard Mikulski, Gründer von Zyx Music, für seine geliebten Pferde im Westerwald eine feste Heimat wollte. Er baute die hübsche Villa samt dem Gestüt. Nach seinem Tod 1997 übernahm seine Frau Christa Geschäfte und Gestüt. Da hatte es sich längst zu einem vorbildlichen Zuchtbetrieb entwickelt, dessen Pferde regelmäßig Top-Platzierungen und Siege bei Springpferdeprüfungen und Springprüfungen der Klassen L, M und S sammeln.
„Ich arbeite hier im Paradies.“
Ausbilderin Anja Schmidt
Alle Pferde bekommen viel Auslauf, mindestens einen halben Tag geht‘s auf die Wiese oder den Paddock – auch, wenn es regnet. Sie werden regelmäßig beritten, dafür sorgt Anja Schmidt, Pferdekennerin, Mädchen für alles und so etwas wie die gute Seele des Reitstalls. Zusammen mit Riana Eisenmenger, die als Arzthelferin arbeitet, kümmert sich Anja mit viel Kompetenz und Herzblut um das Wohl der Tiere und ihren Beritt. Riana Eisenmenger kommt einmal in der Woche in der Mittagspause zum Turnierstall, und Mittwochsnachmittags, wenn die Arztpraxis geschlossen hat, trainiert die 24-Jährige auf dem Reitplatz mit Springtrainer Bernd Flücken. Anja bereitet die Pferde fürs Training und die Turniere für Riana Eisenmenger vor. Außerdem hat sie Eigengewächs Hengst Bruno in diesem Jahr in einigen Jungpferdeprüfungen vorgestellt. „Ich arbeite hier im Paradies,“ lacht die sympathische Ex-Springreiterin und Trainerin, die sich gerne daran erinnert, als sie zum ersten Mal Zyx-Boden betrat: „Ich war acht oder neun Jahre alt und kam mit meinem Vater her, um ein Turnier zu reiten. Als mein Pferd vom Anhänger stieg, verletzte es sich. Ich heulte Rotz und Wasser. Da kam Bernhard Mikulski zufällig vorbei, nahm mich an der Hand und ging mit mir in den Stall: ‚So, mein Mädchen, kuck mal: Hier stehen zehn Pferde, such‘ dir eins aus‘. Das hab‘ ich gemacht und mir den Wilhelm Tell ausgesucht. Es war das Lieblingspferd seiner Frau. Und mit dem hab‘ ich dann sogar noch die Prüfung gewonnen,“ strahlt sie. Als Christa Mikulski sie vor zwei Jahren fragte, ob sie nicht hier arbeiten und Pferde bereiten und ausbilden wolle, sagte Anja Schmidt, die bis dahin beim Stallgeflüster beschäftigt war, nach gründlichem Überlegen Ja. Bereut hat sie es nicht: „Schaut euch doch hier um. Gibt es ein schöneres Fleckchen Erde?“
Anja Schmidt und Riana Eisenmenger bilden mit den Pferden ein absolutes Dreamteam. Elisabeth „Sissi“ Fadinger, Christa Mikulskis Enkelin, ist die Dritte im Bunde. „Mit Anja macht es immer Spaß, und mit Elisabeth bin ich sehr gut befreundet. Wir sind eine große Familie, und die Pferde gehören dazu,“ erzählt Riana, während sie Hengst Chattanooga ausgiebig striegelt und aufs Training vorbereitet.
„Sportliche Erfolge sind mir wichtig, aber nicht zwingend erforderlich.“
Züchterin Christa Mikulski
„Die Anlage und der Reitplatz sind traumhaft. Man hat seine Ruhe und kann sich voll auf die Pferde und das Training konzentrieren. Toll finde ich auch, dass hier fast nur eigene Pferde stehen, es gibt nur drei Einsteller, ohne sportlichen Hintergrund. Die gehen mit ihren Besitzern oft ins Gelände.“ Riana hat erst kürzlich auf Chattanooga in Dierdorf erfolgreich die Springprüfung Klasse S* absolviert. Ein glückliches Händchen bewiesen Christa Mikulski und Andreas Eisenmenger, als sie den talentierten Ausnahme-Westfalen-Hengst als Fohlen ersteigerten. Mit seinen sieben Jahren hat Chattanooga schon für fünf Nachkommen in der Bedeckung per Natursprung gesorgt – nur für die großen Stuten ist er zu klein.
Riana Eisenmenger und Elisabeth Fadinger sind die sportlichen Aushängeschilder des Gestüts. Bernd Flücken fährt gerne mittwochs vom Ahrtal in den Westerwald, um seinen Schützlingen den Weg zu ihren zahlreichen Erfolgen zu ebnen: „Ich bin stolz, solche Schülerinnen zu unterrichten. Und Anja ist eine große Bereicherung für dieses Gestüt. Wir haben unheimlich viel Freude und Erfolg,“ sagt er, während er Pferde und Reiterinnen beim Warmmachen auf dem Platz genau beobachtet. Er lächelt: „In den Genuss zu kommen, unter diesen perfekten Bedingungen zu trainieren, ist fantastisch. Der Boden staubt nicht, das Hindernismaterial ist großartig, die Pferde sind super und die Schülerinnen hoch motiviert.“ Christa Mikulski schwört auf den Reitboden von Otto Arena System, alle Plätze und Paddocks bei Zyx sind von Otto ausgestattet. Auch Anja und Sissis kleine Schwester Kathi werden von Flücken hier im Springen trainiert (für die Dressurausbildung ist Anja zuständig). Absolut korrektes Reiten ist bei Flücken oberstes Gebot. Er ist überzeugt: „Wenn ich meine Hausaufgaben gut mache, ist es auf dem Turnier nur eine Abfrage.“
„Man hat hier seine Ruhe und kann sich voll auf die Pferde und das Training konzentrieren.“
Springreiterin Riana Eisenmenger
Die zahlreichen Koppeln des Gestüts werden auf natürliche Weise gepflegt, der alte Baumbestand ständig ergänzt. „Dieses Jahr habe ich bereits zehn große Bäume verschiedener Arten pflanzen lassen, drei bis vier Meter hoch,“ erklärt Christa Mikulski. „Das ist super wichtig, denn hier oben im Westerwald, auf 250 bis 350 Metern, ist es manchmal sehr trocken und es geht viel Wind. Wir achten darauf, dass die Tiere auf jeder Wiese genug Schatten haben. Und dass an den Ecken der Umzäunungen immer ein Baum steht, wo wir den Zaun befestigen können, falls ein Eckpfahl mal morsch ist.“ Die heruntergefallenen Äpfel der vielen Apfelbäume stehen neben saftigem Gras auf der natürlichen Speisekarte der Pferde.
Die Liste der Zyx-Erfolge kann sich sehen lassen: Profireiter Marcus Wenz hat zahlreiche seiner Siege in über 130 internationalen Springen in den 1990er und 2000er-Jahren auf Zyx-Pferden erzielt. Etwa auf Acalvan, auf dem Mikulski-Tochter Sigrid Fadinger vor 30 Jahren auch schon große Erfolge einheimste. Springreiter Gerrit Nieberg schrieb letztes Jahr mit dem zwölfjährigen Westfalen-Wallach Ben Geschichte, als er sensationell den großen Preis von Aachen gewann. Bens Stamm aus der Zyx-Zucht, so Expertenmeinungen, zeichnet sich besonders durch Charakterzüge wie grenzenloses Vermögen, Top-Einstellung, Leistungsbereitschaft und enormen Arbeitswillen aus. Bens kleiner Bruder Bilbo hat bereits mit Riana Eisenmenger eine S*- Springprüfung gewonnen. Quipeggios Alazan kann mit Riana schon vordere Platzierungen in S**-Springprüfungen vorweisen. Und Elisabeth Fadinger hat gerade auf Schimmel Edermus PP bei ihrem ersten internationalen Start in Wiesbaden einen tollen Turniersieg errungen.
Von ihrem Wohnhaus hat Christa Mikulski Koppeln und Reitplatz immer Blick, so kann sie das Idyll direkt vor Augen genießen und beobachten, auch während ihrer vielen Videokonferenzen im Arbeitszimmer im 1. Stock. Hier kümmert sie sich mit ihrer Tochter auch um die Bernhard-Mikulski-Stiftung, die kleinere Turniere mit Preisen unterstützt. Auch sollen ab nächstem Jahr kostenlose Reitstunden für Nachwuchstalente angeboten werden. „Manchmal gehe ich auch runter zum Reitplatz und kucke beim Training zu,“ sagt sie. Auf einer Wiese schräg gegenüber grasen friedlich einige Ponys, die den ganzen Tag einfach nur Pony sein dürfen und die Menschen zum Lächeln bringen, die an ihnen vorbeispazieren. Teils sind sie hier geboren, teils kommen sie aus fremder Haltung: „Den Ponys versüßen wir hier einfach den Lebensabend,“ lächelt Christa Mikulski. „Wie auch einigen alten Sportpferden.
„In den Genuss zu kommen, unter diesen perfekten Bedingungen zu trainieren, ist fantastisch.“
Springtrainer Bernd Flücken
Auf dem Gelände verteilt sich neben dem Turnierstall auch der Stuten- und Fohlenstall, unweit von Christa Mikulskis Wohnhaus hat Tochter Siggi ebenfalls ihr Zuhause, wo sie mit ihrer Familie wohnt. Alle Gebäude fügen sich perfekt in die Natur. Auf einer Koppel unterhalb der Privathäuser stehen einige Stuten mit ihren neugierigen Fohlen. Sind sie alt genug, um angeritten zu werden, geschieht das prinzipiell mit viel Geduld: „Sportliche Erfolge sind mir wichtig, aber nicht zwingend erforderlich,“ erklärt Christa Mikulski ihre Philosophie. „Den Pferden wird Ruhe und Zeit gegeben, sich zu entwickeln. Es macht Spaß zu sehen, welche Leistung ein junges Pferd bereit ist zu bringen. Wenn eines absolut nicht springen will, versuchen wir manchmal, andere Qualitäten auszubauen. Und natürlich verkaufen wir auch aus unserer Zucht an Amateure und Profis.“
Die Reitanlage wird rein privat genutzt, den herrlichen Reitplatz hat Bernhard Mikulski 1992 noch persönlich angelegt. Rundherum eine idyllische Landschaft, in der sich die Pferde frei bewegen können. „Schöner als hier können es Tiere nicht haben. Sie gehören im wahrsten Sinne zur Familie,“ sagt Erfolgstrainer Bernd Flücken, der sehr viele Gestüte besucht und kennt. „Die Pferde sind sehr viel draußen, werden auch ins Gelände geritten. Wie der Mensch brauchen Pferde Abwechslung, ihre Seele braucht Nahrung. Und die bekommen sie hier reichlich.“
„Stallgeflüster“ / K. Pohl