Erstes Vielseitigkeitsforum in Hessen
Grauer Himmel, starker Regen, kalter, unfreundlicher Wind: So präsentierte sich das Wetter zum letzten Wochenende im März, den beiden Tagen, an denen das erste hessische Vielseitigkeitsforum in Dillenburg stattfinden sollte. Schon bei der Ankunft war festzustellen: Der Paradeplatz des Gestüts, auf dem planmäßig gerade ein Lehrgang stattfinden sollte, war eine einzige große Pfütze.
Doch allen äußeren Widrigkeiten zum Trotz hatten sich rund zwei- bis dreihundert am Vielseitigkeitsreiten Interessierte hier zusammengefunden. Die Einzel-Veranstaltungen waren von draußen nach drinnen verlegt worden – eine Platzänderung, die weder der Qualität noch dem Zuschauer-Interesse schadete. Schließlich gibt es im Gestüt eine großzügige, freundliche Reithalle, die auch einer Anzahl von Sprüngen durchaus gerecht wird. Und so fand der Vielseitigkeitslehrgang von Dr. Annette Wyrwoll unter ‚Dach und Fach‘ statt – für die Zuschauer, die sich hier so manch einen Tipp fürs Training mit nach Hause nahmen, eine angenehme Atmosphäre.
Auch die Hindernisbauer, die sich zum Ziel gesetzt hatten, drei Gelände-Sprünge fertig zu stellen, hatten sich mit Werkzeugen und rieseigen Holzstämmen nach drinnen verzogen. Die ‚Schmiede‘ des Gestüts bot ausreichend Platz, dass sie Klaus Jacoby‘s Erläuterungen zu den Erfordernissen für die Konstruktion eines sicheren Hindernisses folgen und auch mal selbst mit Hand anlegen konnten.
Während in Reithalle, Schmiede und einigen Seminarräumen Vorträge und Fortbildungsveranstaltungen stattfanden, hatte sich im ‚Reithaus‘ ein kleiner Marktplatz mit Zubehör für den sicheren Outdoor-Sport zu Pferde etabliert. Denn Sicherheit ist eines der wesentlichen Themen für die Ausrüstung im vielseitigen Sport – und dies nicht nur für die Zwei- sondern auch die Vierbeiner.
„Man wird mit dem Pferd zum Team in diesem Sport“, stellt Michaela Messerschmidt während ihres Vortrages für Einsteiger fest. Dabei betont sie noch einmal den hohen Anspruch, den diese Sportart an Reiter und Pferd stellt. „Schließlich sind Dressurreiten, Gelände und Springen im Parcours drei unterschiedliche Sportarten mit andersartigen Anforderungen an Reiter und Pferd.“ Fitness, vor allem auch die des Reiters spiele eine wesentliche Rolle, ebenso wie die Gesundheit- und die Gesunderhaltung des Pferdes – denn schließlich absolviert man alle drei Disziplinen mit ein und demselben Pferd.
Voraussetzung für diejenigen, die sich für den vielseitigen Sport interessieren ist jedoch eine Grundausbildung, die einen sicheren Sitz und die sichere Einwirkung auf das Pferd gewährleistet. Darüber hinaus sollten Einsteiger vor dem ersten Geländesprung bereits kleinere Sprünge sicher absolviert haben.
Und für das ‚Einsteiger-Pferd‘ sollte beim ersten Ritt am besten ein im Gelände erfahrenes Geländepferd zur Begleitung bzw. als Führpferd ausgewählt werden. Trainingsstrecken gibt es mittlerweile hier in Hessen diverse. Auskunft und Ansprechpartner findet man auf der Internetseite der „Interessengemeinschaft Vielseitigkeitsreiten in Hessen e.V. (IGV).“ Sie bietet u.a. die Organisation von qualifizierten Lehrgängen & Schnupperkursen (Nachwuchsförderung) an, vermittelt Trainer, Parcoursbauer und technische Delegierte für Geländestrecken und unterstützt von Veranstalter, insbesondere durch die Übernahme einzelner Prüfungen. Darüber hinaus finden sich auf der Website Informationen zu Geländestrecken, Lehrgängen, Turnieren, Ausschreibungen, Erfolgen, Sponsoren etc.
Ein Thema, das den Veranstaltern besonders am Herzen liegt, sind die Hunter-Serien in Hessen. Vielfach kaum bekannt, bieten Sie erwachsenen Einsteigern oder Wieder-Einsteigern die Möglichkeit in der Klasse Ü25 an Wettbewerben im E-Bereich teilzunehmen. Diese Art von Wettbewerben soll älteren Reitern den (Wieder-) Einstieg in den Turniersport ermöglichen, ohne dass sie sich in E- oder A-Prüfungen mit allzu jungen Teilnehmern messen müssen. Eine schöne Idee, findet ‚Stallgeflüster‘.
Doch nicht nur einzelne Maßnahmen oder Informationsangebote im Rahmen dieses Vielseitigkeitsforums fallen uns hier positiv auf. Die Vielfalt der hier angebotenen Informationen sowohl praktisch als auch theoretisch, angefangen von Mental-Coaching Workshops über Hindernisaufbau, Vortrag eines Tierarztes zu Sportverletzungen beim Pferd oder der Saisonplanung für Vielseitigkeitspferde – hier gab es eine Menge Interessantes zu sehen, zu hören und zu lernen – auch für ‚Nur‘-Geländereiter. So hofft die Redaktion von ‚Stallgeflüster‘, dass solche Veranstaltungen auch in den kommenden Jahren stattfinden werden.
„Stallgeflüster“ / E. Stamm