Das Deutsche Reitpony – nicht nur für Kinder?
Ponys – das ist ein weites Feld.
Vor vielen Jahren galten Norweger, Isländer oder Haflinger als die Lehrpferde für Kinder schlechthin. Die Zeiten haben sich gewandelt. Seit Mitte der 60er Jahre wurde das Deutsche Reitpony als Kinder- und Jugend-Pony gezüchtet. „Die Zucht des Deutschen Reitponys begann etwa 1965, als eine Kreuzung aus verschiedenen Pony- und Pferderassen, vor allem Welsh-Ponys, Arabern, Anglo-Arabern und Englischen Vollblütern“, liest man im Lexikon.
Und weiter: „Ziel der Züchter war es damals, in der wieder erstarkenden Turnierszene Ponys für Kinder zur Verfügung zu stellen, die einerseits beim Turnier eine gute Figur machten und andererseits geeignet waren, Kinder mit einem von ihnen beherrschbaren, am Warmblut orientierten kleinen Pferd auszustatten, das dennoch einen gewissen Ponytyp bzw. -charakter hat.“
Man trifft die kleinen Vierbeiner, die für den Laien eher aussehen wie ein kleines Reitpferd als wie ein ‚klassisches‘ Pony auf nahezu allen Turnieren. Dort ermöglichen sie es den Jüngeren, auch deutlich anspruchsvollere Prüfungen zu reiten. Das gilt sowohl für das Springen als auch die Dressur.
„Doch ein gut ausgebildetes Pony ist nicht einfach zu finden …,“ erzählt uns Laura Fichtner aus Biebertal. Die junge Lehrerin bekam ihr erstes Pony im Alter von vier Jahren. Im Lauf der Jahre ist sie parallel auch mit einem Großpferd im Dressursport bis M** unterwegs – aber um nichts in der Welt würde sie heute ihre zwei Ponys gegen ein Großpferd tauschen wollen.
„Sie sind leichtrittig, kooperativ, wollen es einem immer recht machen, sind richtige Allrounder“, beschreibt sie die von ihr so geliebte kleine Pferderasse. „Unsere Ponys gehen im Sommer mit uns im See schwimmen, springen einen kleinen Parcours und sind auch sonst einfach tolle Freunde.“
Allerdings: ihre Ponys bildet sie seit dem Jugendalter selbst aus. „Ein fertig ausgebildetes Pony hätten wir uns nicht leisten können“. Auch ihren anderen Lieblingen bringt die Lehrerin das Reitpferde-ABC selbst bei und dies mit beachtlichem Erfolg. Schließlich darf sie als Erwachsene nicht in Pony-Prüfungen starten, sondern muss sich gegen die ’Großen‘ behaupten. Ihr fünfjähriger Descarado Royal aus der Zucht von Familie Strothmann, konnte bereits gegen die „Großen“ Reitpferdeprüfung gewinnen und der achtjährige Despacito ist erfolgreich in Dressurpferdeprüfungen bis zur Klasse M. Zwischendurch darf auch ein junges Mädchen Despacito mal reiten und sich in Jugendwettbewerben auf dem braven Freund ‚ein Schleifchen holen‘.
„Natürlich braucht man ein wenig Selbstbewusstsein mit einem Pony zwischen all den Großpferden zu starten“, gibt die zierliche Lehrerin zu. „Man bekommt schon den einen oder anderen abschätzigen Blick – und einmal hörte ich sogar den Spruch: ‚Was will die denn mit dem Pony hier?‘ Aber da wir die Prüfung dann als Sieger verließen, stört mich das wenig.“
In dem Stall bei Gießen, in dem Laura Fichtner ihre Lieblinge untergebracht hat, ist sie nicht die Einzige, die dem Deutschen Reitpony verfallen ist. „Viele Erwachsene kommen mit einem leichtrittigen Pony einfach besser zurecht, als mit einem Großpferd“, erklärt sie ‚’Stallgeflüster‘. „Wenn man sich mit der Rasse beschäftigt, erkennt man dann auch, dass es Pony-Linien gibt, die eher zu einem Erwachsenen passen und wieder andere, die für Kinder geeigneter sind. Natürlich gibt es, wie beim Großpferd auch besondere Dressur- oder Springabstammungen.
Das ist inzwischen ein recht lukrativer Markt geworden, vor allem für diejenigen, die sich auf die Ausbildung von Ponys spezialisiert haben. Denn oft wollen Eltern ihre Kinder auf Turnieren erfolgreich sehen – und dafür sind viele bereit, eine Menge Geld auszugeben. Schließlich müssen diese Ponys nicht nur den jeweiligen sportlichen Turnieranforderungen entsprechen, sondern sollen auch zuverlässige und brave Partner für die Kinder im Alltag sein.“
„Stallgeflüster“ / E. Stamm