Forschung rund ums Pferd
Pferde gehören zu den ältesten Haustieren des Menschen. Die ältesten bekannten Reitvorschriften entstanden bereits mehrere hundert Jahre vor Christus. Es folgten weitere – schließlich war das Pferd ein Nutztier. Zum einen Fleischlieferant, zum anderen Last- und Arbeitstier und in den Kriegen oft das ausschlaggebende Kriterium. Wer die bessere Reiter-Armee hatte, hatte die besseren Chancen.
Geschrieben über das Pferd als Reittier wurde und wird noch immer viel. Und dennoch erfahren wir durch die jüngere Forschung immer wieder Neues über dieses Lebewesen, das mittlerweile längst kein Nutztier mehr ist, sondern überwiegend für Sport- oder Freizeit-Aktivitäten genutzt wird.
Verhaltensforschung und Tiermedizin, das sind die Themen, die Pferdebesitzer heute mehr beschäftigen denn je. Schließlich interessiert es, wie man ein Pferd in der modernen Landwirtschaft mit weniger Flächen als früher möglichst artgerecht halten kann, wie sich Jungtiere im Herdenverband möglicherweise anders entwickeln, als solche, die schon relativ jung von der Herde separiert wurden.
Natürlich gibt es auch jede Menge orthopädische oder andere medizinische Probleme, die früher unlösbar waren oder gar nicht erkannt werden konnten. Heute kann man sie behandeln, kennt viele Ursachen und setzt sich zudem noch intensiv mit Sattel, Zäumung und all dem Reitzubehör auseinander, dem die Vierbeiner ausgesetzt sind.
Dafür ist allerdings konsequente wissenschaftliche Arbeit die Grundvoraussetzung. Und wie jeder weiß: Forschung ist teuer. „Bei der Vergabe öffentlicher Mittel für wissenschaftliche Arbeiten stehen natürlich die Nutztiere im Vordergrund“, berichtet Dr. Arno Lindner. Er ist Tierarzt, Gründungsmitglied und Vorsitzender des Vereins zur Förderung der Forschung im Pferdesport e.V., kurz FFP e.V., der aus diesem Grund 1988 gegründet wurde.“
Ziel des Vereins ist, wie bereits der Name sagt, die Förderung wissenschaftlicher Forschung im Pferdesport. Dazu initiiert der Verein eigene Forschungsprojekte, wie beispielsweise ´Pferdejugend in der Herde – Ist die Aufzucht junger Pferde in gemischtaltrigen Herden besser als Einzelhaltung?‘ oder fördert Projekte anderer wie zum Beispiel ‚Einfluss des Trainingseinstiegsalters von Trabrennpferden auf Tierwohl und Leistung‘. .
Neben den eigenen Forschungsprojekten steht die Fortbildung um alle Themen rund um das Pferd im Fokus. Der Verein organisiert Fortbildungsveranstaltungen, Kurse und online Webinare. Vorträge von Diplom- und Doktorarbeiten finden auf den jeweiligen Jahrestagungen statt.
Besonders interessant: Viele Inhalte von Veranstaltungen, Fortbildungen aber auch von Doktor- oder Diplomarbeiten stehen dem Interessierten online zur Verfügung. Von orthopädischen-, züchterischen- bis zu reiterlichen Fragen findet man hier eine Vielzahl interessanter wissenschaftlicher Untersuchungen und Diskussionen.
Allein das Spezialgebiet des Vorsitzenden, Dr. Lindner, dürfte für jeden, der im Sport aktiv reitet, von Interesse sein. Lindner befasst sich ausführlich mit der Leistungsdiagnostik. „Ein Feld, das durch die Corona-Zeit stark beeinträchtigt wurde“, bedauert er. „Schließlich müssen wir zu den Pferden hin, um zu messen, wie sich Training und Ruhephasen auf den Organismus der Tiere auswirken. Das war im Zuge der Corona-Maßnahmen kaum möglich.“
Dennoch arbeitetet der Verein effektiv und unbeirrt weiter. Viele wissenschaftliche Erkenntnisse werden hier diskutiert, veröffentlicht und sind auch online abrufbar. „Wir richten uns an jeden, der intensiv mit Pferden zu tun hat, sei es als Züchter, Sportler oder Osteopath, nicht zu vergessen die Berufsgruppe der Schmiede und alle, die sich sonst mit der Gesundheit des Pferdes beschäftigen“, sagt Lindner.
Nähere Informationen über den Verein und Inhalte, die hier abrufbar sind:
www.ffp-ev.de
„Stallgeflüster“ / E. Stamm