„Freude und ein wenig Ungläubigkeit“ Sieg bei den Youngstars in Aachen
Vor genau einem Jahr, nämlich in der Ausgabe Januar/Februar 2021, stellte ‚Stallgeflüster‘ Ihnen, liebe Leser, ein junges Nachwuchstalent im Springsport vor.
Emilia Löser, die nach ihrem Abitur ins niedersächsische Damme zog, um bei Andreas Kreutzer zu arbeiten und zu lernen. Für diese Ausgabe von ‚Stallgeflüster‘ haben wir nachgefragt, wie sich die Hoffnungen und Wünsche der jungen Reiterin in diesem durch Corona gebeutelten Sportjahr erfüllt haben. Und wir erwischen die junge Frau direkt nach einem, für sie, tollen Erfolg: Bei den Aachen Youngstars gewann sie Anfang Dezember den Großen Preis der Jungen Reiter. Die Freude, die Spannung – und ein wenig Ungläubigkeit – springen uns förmlich durch das Telefon entgegen. „Damit hatte sie so nicht gerechnet“, erzählt sie uns. Und berichtet aus dem vergangenen Jahr.
„Im September hatte mit Lesodoro, meinem eigenen Pferd in Peelbergen (Niederlande) mit unserem Team das Nationenpreis-Finale gewonnen, davor im September in Köln beim Equus Colonius eine S***, doch dann lief es nicht mehr ganz so gut. Bei der Deutschen Meisterschaft hatten wir einige Fehler und waren lediglich fünfte. Dann habe ich einen Tag später gedacht, ich müsste mein Pferd in der S**-Prüfung mal anders reiten, aber das wollte er überhaupt nicht und hat mir das auch gezeigt. Danach hatte ich andere Pferde meines Arbeitgebers in einfacheren Prüfungen vorzustellen. Das ist schon eine interessante Aufgabe, vor allem wenn man ein Pferd noch nicht so oft geritten hat und trotzdem erfolgreich ist. Lesodoro habe ich da natürlich nicht mehr so viel geritten und war nach einigen ersten Trainings-Turnieren in Opglabeek (Belgien) mit ihm auch ein wenig enttäuscht.“ Für Aachen stand jedoch für die Junge Reiterin fest, dass sie mit Lesodoro starten wollte. „Wir kennen uns gut und ich kann mich immer auf ihn verlassen. Er ist sicher im Parcours nicht immer ganz schnell, aber ich reite ihn auch selten schnell. Der Turnier-Tag in Aachen war zunächst lang, denn das Springen begann erst um 15.00 Uhr. Zuhause im Stall hat man dann immer irgend etwas zu tun, aber hier musste ich erst einmal abwarten.“
„Das Springen lief dann ganz gut – aber ich hatte einen Fehler und war mir eigentlich sicher, dass es nach mir noch einen fehlerfreien Ritt geben wird, zumal da wirklich gute Reiter am Start waren. Deshalb habe ich Lesodoro in den Stall gebracht und abgesattelt. Doch dann rief mich mein Trainer an und sagte mir: ‚Ich würde sicherheitshalber mal den Sattel aufs Pferd legen – es war bisher kein fehlerfreier Ritt und jetzt starten nur noch drei.‘ Da habe ich dann direkt wieder gesattelt und bin zum Abreitplatz geritten, um Lesodoro wenigstens wieder aufzuwärmen.
Aber da hatte auch schon das Stechen begonnen und ich kam prompt zu spät in den Parcours. Das ist ein blödes Gefühl, wenn man so spät kommt, doch hatte ich einen genauen Plan, wie ich reiten und wo ich ein Risiko eingehen wollte. Und im Stechen habe ich alles abgeschaltet – es gab für mich nur noch den Parcours. Und Lesodoro war richtig ‚gut drauf‘ ich merkte, dass es ihm Spaß macht und so kamen wir bis zum letzten Sprung. Da traf er die Stange, die hüpfte wohl aus der Auflage, sprang aber wieder rein. Das habe ich nicht gemerkt und mich schon geärgert als wir die Ziellinie passierten. Und dann begann plötzlich die Musik zu spielen. Da musste ich tatsächlich erst mal schauen, ob die Stange auch wirklich noch lag.“
Dass ich die Aachen Youngstars gewonnen hatte, habe ich zunächst gar nicht realisiert. Das kam erst langsam bei mir an, als meine Mutter, die zugeschaut hatte, mir gratulierte, Es war dann noch ein tolles Erlebnis, denn wir hatten Zuschauer. Es galten zwar die 2-G-Regeln aber trotzdem war es ein Highlight.“
Da wünscht ‚Stallgeflüster‘ der jungen Reiterin noch möglichst viele solcher schönen Erfolge – und – sicher fragen wir auch noch einmal nach.
„Stallgeflüster“ / E. Stamm