Die Stille der Wüste – Reiten in Jordanien
Es gibt Reit-Momente, da wünscht man sich, die Zeit möge einfach stehen bleiben.So überwältigend, das sie uns wie ein Traum erscheinen. Auf einem stolzen, schnellen Araber über den jordanischen Wüstensand zu fliegen, der mal rot, mal gelb und sogar blau schimmert, ist für jeden, der unverfälschte Natur und Pferde liebt, ein soilch unvergessliches Erlebnis. Begeben Sie sich in Stallgeflüster mit den Beduinen auf einen magischen, neuntägigen Ritt von der legendären Felsenstadt Petra zum Wadi Rum im Süden am Roten Meer.
Es ist ein heisser Mittag. Wir sind sehr früh mit den Pferden gestartet. Unter dem strengen Blick von Suleiman, unserem Beduinen-Reitführer, wurden die Gäste zunächst einem Testgalopp unterzogen. In atemberaubendem Tempo ging es durch den Sand, die Pferde munter, stark und sehr lauffreudig. Zufrieden nach den ersten dreieinhalb Stunden, die wir in die Wüste Wadi Rums hineingeritten sind, liegen wir nun auf unseren Matratzen, die Amer, unser Koch, im Schatten eines Felsens aufgebaut hat. Nach einem reichen Mittagsmahl mit dem obligatorischen süßen Tee ruhen nun alle. Die Pferde, die vom Begleitfahrzeug aus Heu und Wasser bekommen haben, die Guides und auch wir. Erst gegen vier Uhr nachmittags werden wir weiterreiten, wenn sich die drängendste Hitze etwas gelegt hat. Dann sind auch die Farben der Wüste am schönsten. Mal rot, mal gelb, mal orange, mal beige, mal blau, schimmert sie in den unterschiedlichsten Nuancen. Suleiman macht uns auf die feinen Linien, die die Wüstenschlangen ziehen, wenn sie nachts auf Beutezug gehen und die kleinen Spuren der zauberhaften Wüstenigel aufmerksam. Mit etwas Glück wird er uns heute Nacht einen davon zeigen.
Das Haschemitische Königreich Jordanien gilt als Oase der Stabilität in einer unruhigen Region. Jordanien grenzt an Saudi-Arabien, den Irak, Syrien, Israel und das Westjordanland von Palästina zwischen rotem und totem Meer mit Amman als Hauptstadt und größte Stadt des Landes sowie wirtschaftlichem, politischem und kulturellem Zentrum.
Die dominierende Mehrheit, rund 95 %, der Bevölkerung des Landes sind sunnitische Muslime mit einer einheimischen christlichen Minderheit. Das Land ist ein wichtiges Touristenziel. Dennoch haben ein Mangel an natürlichen Ressourcen, große Flüchtlingsströme und regionale Unruhen das Wirtschaftswachstum behindert. Corona brachte auch diesem Land nichts Gutes – anderthalb Jahre lang war das Land komplett abgeschottet, obwohl es sehr vom Tourismus abhängig ist.
Wir sind mit Emmanuelle Lançon, einer französischen Pionierin des Reittourismus in Jordanien unterwegs. Ihr Unternehmen besteht seit 1992 und wurde u.a. gemeinsam mit dem lokalen Team um Niazy Shabaan gegründet. Es begann mit Trailrides von der berühmten Felsenstadt Petra in die Wüste nach Wadi Rum. Das Wadi Rum beherbergte zu dieser Zeit keine Pferde, sondern Kamele und Ziegen. Sie nahmen die Herausforderung an, arabische Pferde in Südjordanien wieder einzuführen, und brachten einheimischen Beduinen wieder bei, sich um sie zu kümmern und sie zu reiten.
Das war der Beginn einer langen Zusammenarbeit zwischen der Familie des Araberzüchters Abu Eman, der alle Pferde während nun mehr 20 Jahren versorgt und seinem Sohn Hashem, der nun alle Ausritte von Petra nach Wadi Rum und den Tranjordan Horse Trail führt. Gemeinsam mit der Beduinenfamilie Hamdan aus Wadi Rum, die direkt Touren im Wadi Rum anbieten, war der Reittourismus in Jordanien etabliert.
Her Royal Highness Prinzessin Alia gab Emmanuelle und dem Team 1999 die Chance, sieben Pferde vom Gestüt Amman Royal zu erwerben. In der Wüste des Wadi Rum mit einheimischen Stuten und Araberpferden aus dem HH Alia Royal Stall zu züchten, war eine sehr erfolgreiche Idee. Im Jahr 2001 besassen sie bereits 42 Pferde im Wadi Rum Stall. Die schönen Pferde haben einen schönen Wüstengeist, sind blitzschnell und voller Energie. Es war ein sehr anspruchsvolles und einzigartiges Projekt, die arabische Pferdezucht alter Beduinenstämme wieder zurück in die Wüste zu bringen.
Jordanien bietet eine Vielzahl von Reitrouten von Nord nach Süd. Der Klassiker ist der Ritt von der Felsenstadt Petra nach Wadi Rum. Die klassische 9-tägige Reise beinhaltet sechs Satteltage. Übernachtet wird in Beduinenart in temporären Camps, die abends eingerichtet werden. Die Landschaft ändert sich auf diesem Ritt beständig – von kultiviertem Ackerland und sanften Sand- und Kieshügeln in der Gegend um Petra bis hin zu schroffen Berggipfeln und später den Weiten der Wüste, die mit den spektakulären Sandsteinfelsen des Wadi Rum die schönsten Motive zaubert. Ein Tag in Aqaba zum Schwimmen und Schnorcheln am Roten Meer bildet den Abschluss. Im Winter sind Wadi Rum und Wadi Araba die besten Orte, um in der Sonne und der Trockenheit der Wüste zu reiten. Jedes Jahr im Mai und September, wenn das Wetter für den längsten Ritt Jordaniens perfekt ist. beginnt die Transjordania. Beginnend im Süden endet der Trail nach 240 km in Madaba.
Wir genießen heute aber erstmal unsere fröhlichen Beduinen, die Stille der Wüste und unsere tollen Pferde, die mit uns über den Wüstensand fliegen. Am Abend sorgt ein Sternenhimmel mit tausend Sternschnuppen dafür, dass wir irgendwann nicht mehr wissen, was wir uns noch wünschen sollen. Für den Moment sind wir daher wunschlos glücklich.
Kontakt:
Emmanuelle Lancon,
rideinjordan@gmail.com
Website:
www.oman-horseridingholidays.com
(auch für Jordanien)
Mobil/Whatsapp:
+33 616 29 3004
Emmanuelle Lancon – edited by Ira Hartmann
© Fotos: Emmanuelle lançon