Hund, Pferd und Mensch – ein ‚flotter Dreier‘ wenn alles stimmt
Pferd und Hund – ein Thema an dem sich die Geister häufig scheiden.
Der eine möchte nichts lieber als mit den beiden vierbeinigen Kumpels in Wald, Feld und Flur unterwegs zu sein. Der andere meint: „Mit Pferd und Hund gemeinsam unterwegs geht gar nicht. Da ist zum einen die Unfallgefahr, zum anderen die Belästigungen durch freilaufende Hunde im Wald oder Feld. Nicht nur für Fußgänger, Radfahrer unangenehm, sondern auch für das Wild teilweise gefährlich und für die Bauern, deren Felder zerstört werden, ärgerlich.“
‚Stallgeflüster‘ sprach mit zwei Damen, die sich in der VFD (Vereinigung der Freizeitreiter und -Fahrer in Deutschland) um dieses Thema besonders kümmern und sogar Kurse für die Prüfung zum ‚Reitbegleithund‘ leiten. Für Sandra Pendl, VFD Übungsleiterin und Beauftragte für den Bereich Reitbegleithund, ist das Reiten mit Hund Entspannung pur und war schon ihr Traum, bevor sie einen eigenen, geeigneten Hund besaß.
Astrid Gründel, unsere zweite Gesprächspartnerin ist geprüfte Hundetrainerin und VFD Übungsleiterin. Sie ist gerne auch mal in flottem Tempo mit Hund und Pferd im Gelände unterwegs. „Das macht dem Pferd, dem Hund und mir gleichermaßen Spaß und den wollen wir uns erhalten, indem wir die Regeln im Verkehr sowie in Wald und Flur beachten und uns danach richten.“
„In Niedersachsen ist es während der Brut- und Setzzeit beispielsweise verboten, Hunde frei laufen zu lassen. Es herrscht absolute Leinenpflicht“, berichtet Sandra Pendl. „Diese beginnt in Niedersachsen am 1. April und endet am 15. Juli (in Hessen besteht keine allgemeine Leinenpflicht, kann aber von den einzelnen Gemeinden während der Brut- und Setzzeit von März bis Juli angeordnet werden). Das ist natürlich zum Reiten im Gelände die optimale Zeit – es ist noch nicht zu heiß. Schade für den, der gern den Hund am Pferd mitnehmen möchte, ihn aber nicht anleinen kann.“
Auf Grund dieser bekannten Problematik wurde dies in der VFD vor nun mehr 15 Jahren mit der Reitbegleithundeausbildung aufgegriffen, die 2017 mit einem Arbeitskreis noch mal überarbeitet und verbessert wurde. Denn die Inhalte bzw. Schwierigkeitsgrade rufen bei manchem, der Begleithundeprüfungen im Hundesport absolviert hat, schon mal Respekt hervor.
„Hunde, die hinter dem Pferd nur herlaufen und wenn sie Lust haben, mal im Feld oder Wald verschwinden, nicht geschickt, gelenkt, abgelegt oder zum Halten veranlasst werden können, sind keine ausgebildeten Reitbegleithunde.“ Dies ist das einhellige Credo beider Damen. Sie haben ihre Hunde auch vom Pferd aus unter Kontrolle – mit oder ohne Leine. Sandra Pendl ist Wanderreiterin, sie hat bereits die Alpen mit Hund und Pferd überquert. Die längste Distanz die von ihrer Labrador-Mix-Hündin auf einem Ausritt überwunden wurde, waren 38 Kilometern.
„Wichtig bei solch langen Touren ist es, dass man vor allem im Sommer auf das unterschiedliche Trinkbedürfnis seiner vierbeinigen Partner achtet, Hunde brauchen häufiger Wasser als Pferde. Ich habe immer eine Wasserflasche dabei, wenn es heiß wird und ich nicht gerade an einem Bach entlang reite.“ Ein weiteres Anliegen, das viele Menschen nicht berücksichtigen, sind die Pfoten der Hunde. „Wenn es heiß ist, sind die Wege bzw. die Steine darauf auch oft glühend heiß. So mancher Hund läuft sich da schnell die Pfoten wund.“ Übrigens hat Sandra Pendl deswegen ihre Hündin auf einem langen Ritt auch mal eine kurze Strecke mit auf’s Pferd genommen. „Es war heiß und steinig, da konnte ich sie nicht laufen lassen.“
Auch Hundetrainerin Astrid Gründel warnt vor Überforderung. „Ein Hund kann sich nicht ewig konzentrieren. Und wenn es heiß auf dem Übungsplatz ist, lässt seine Motivation ganz schnell nach. Und Motivation ist das A und O, wenn man einem Hund etwas beibringen möchte.“
Die Reitbegleithund-Lehrgänge, die die VFD anbietet, sind in zwei Kursteile gegliedert. Im ersten Kursteil geht es um das Bekanntmachen von Pferd und Hund, Grundgehorsam, wie Leinenführigkeit und Freifolge, Ablegen sowie Übungen am Fahrrad und dem Pferd mit dem Hund auf der rechten Seite. Hinzu kommt, ähnlich wie bei der Begleithundeprüfung, die Theorie mit Lerninhalten über den Hund.
Vor Beginn des zweiten Kursteils sollte der Hund die Befehle ‚Sitz‘, ‚Platz‘, ‚Bleib‘ und ‚Komm‘ auch unter Ablenkung sicher beherrschen. Der theoretische Teil beschäftigt sich in diesem zweiten Kursteil hauptsächlich mit dem Pferd, behandelt die Gemeinsamkeiten der beiden, aber auch die Gegensätze. Hinzu kommen die Gesetze in Wald und Flur sowie im Straßenverkehr und der einzelnen Bundesländer. Und dann werden die Elemente aus Teil eins vom Pferd aus trainiert. Hinzu kommt jetzt Auf- und Absitzen mit dem Hund an der Leine, das An- und Ableinen vom Pferd aus, das Reiten mit dem Hund über Hindernisse, die die verschiedenen Bodenverhältnisse, wie Baumstämme, Wasserstellen, etc. im Gelände simulieren sollen.
Dabei wird auch das Reiten an einer lebhaften Menschenmenge vorbei geübt. Weiterhin wird die Leinenführigkeit und Freifolge, also das Reiten ohne Leine, im Schritt und Trab sowie im Straßenverkehr und im Gelände trainiert. Der theoretische Teil beschäftigt sich in diesem zweiten Kursteil hauptsächlich mit dem Pferd, behandelt die Gemeinsamkeiten der beiden aber auch die Gegensätze. Hinzu kommen die Gesetze in Wald und Flur sowie im Straßenverkehr.
Wer diese Kurs-Teile absolviert hat kann dann entscheiden, ob er noch an der Reitbegleithundeprüfung teilnehmen will. Hunde, die eine Begleithundeprüfung bereits nachweisen können, müssen diesen Teil in der Prüfung nicht mehr absolvieren. In der Prüfung werden die Gehorsamsübungen, wie das Ablegen aus der Bewegung sowie das Bewältigen von Hindernissen mit Pferd und Hund geprüft. Bei der Leinenführigkeit wird einhändiges Reiten verlangt – also eine für Mensch, Hund und Pferd gleichermaßen anspruchsvolle Prüfung, die die Anforderungen der Begleithundeprüfung größtenteils überschreitet.
Aber: „Reiten mit Hund kann so entspannend sein, wenn man mit seinem Hund kommunizieren kann“, meint Sandra Pendl. Doch für ‚Stallgeflüster‘ stellt sich nun die Frage: „Welche Hunderassen sind denn nun geeignet als Reitbegleithunde?“ Darauf geht Astrid Gründel näher ein. „Hunde sind Individuen. Es gibt Jagdhunde, die im Grundgehorsam so gut sind, dass sie aufs Wort gehorchen und nicht ihrem Jagdtrieb folgen, also durchaus als Reitbegleithund geeignet sind. Hütehunde, deren Gehorsam so gut ist, dass sie nicht den Pferden in die Beine schnappen, können ebenfalls geeignet sein. Am besten ist es, wenn ein Hund lauffreudig ist, möglichst wenig Jagd- oder Hütetrieb hat, und weitgehend quadratisch gebaut ist, ohne zu stark abfallende Kruppe. Die Größe spielt dabei kaum eine Rolle. Allerdings sind Hunderassen mit kurzen Nasen wie z.B Möpse oder französische Bulldoggen als Begleiter für das Pferd nicht geeignet. Sie könnten Probleme mit der Atmung bekommen.“
Dazu erzählt uns Sandra dann auch gleich ein Beispiel aus der Praxis. „Ich hatte als junges Mädchen einen Berner Sennenhund. Den wollte ich auch gerne am Pferd mitnehmen. Aber dem machte das gar keinen Spaß. Er kam gerne mit, wenn ich mal im Schritt um die Ecken ritt – aber ein einstündiger Ausritt war ihm einfach zu viel. Mein Berner Sennenhund war eben nicht der geborene Läufer.“
‚Stallgeflüster‘ hat jetzt viel über das sichere Zusammenspiel von Hund, Pferd und Mensch, den „flotten Dreier“, wie Astrid Gründel es nennt, gehört. Da stellt sich doch die Frage, warum nicht überall und viel mehr solcher Lehrgänge stattfinden. Da haben wir des ‚Pudels‘ Kern getroffen. „Voraussetzung für solche Lehrgänge sind geeignete Trainer. Dazu braucht es einen zertifizierten Hundetrainer und einen VFD Übungsleiter, sonst dürfen solche Lehrgänge bei uns nicht stattfinden“, erklärt uns Sandra Pendl. „Die meisten Hundetrainer haben jedoch mit Pferden nicht viel oder gar nichts zu tun, deshalb ist es sehr schwierig solche Lehrgänge, die ja auch kostenintensiv sind, anzubieten. Dann ist es natürlich gut, wenn ein Trainer beides abdeckt, wie Astrid Gründel in Niedersachsen.“
Wer sich für einen solchen Lehrgang interessiert, kann sich bei Sandra Pendl, s-pendl@t-online.de oder, Astrid Gründel, die auch Einzelunterricht erteilt, unter astrid.gruendel@web.de näher informieren.
„Stallgeflüster“ / E. Stamm