Reitschulen und Ausbilder sind von der Pandemie besonders betroffen
„Die wirtschaftliche Belastung für private Pferdebetriebe, aber auch gemeinnützige Reitvereine steigt täglich. Fast ein Jahr nach Beginn der Pandemie mehren sich inzwischen die Beispiele von Vereinen, Betrieben und Ausbildern, die diesem Druck nicht mehr gewachsen sind und aufgeben müssen“, so beurteilt die FN die gegenwärtige Lage im Ausbildungsbereich für Reiter.
‚Stallgeflüster‘ sprach mit Anne Wöhlert, die die Reitschule für klassisch barockes Reiten in Frankfurt-Schwanheim betreibt und einer privaten Pferde-Trainerin aus NRW. „Dort ist im Augenblick nichts möglich“, so Anja V. „Alle Ställe sind geschlossen, ich darf nirgendwo arbeiten – lediglich meine eigenen Pferde versorgen. Das ist eine verflixt schwierige Lage, vor allem wenn man bedenkt, dass die Kosten für Miete etc. weiterlaufen. Ich weiß manchmal nicht, wie es langfristig weiter gehen soll. Derzeit hoffe ich, dass ich durch die Unterstützung der Bundesregierung meinen Beruf nicht aufgeben muss.“
Auch Anne Wöhlert hat Probleme. „Allerdings haben wir noch Glück, dass wir in Hessen leben. Hier ist zumindest Einzel-Unterricht noch erlaubt. Den ersten Lockdown haben wir hauptsächlich durch die Spenden der Eltern halbwegs gut überstanden. Sie haben tatsächlich Quadrillen-Gruppenstunden bezahlt, die nicht mehr stattfanden. Stattdessen bekamen die Kinder dann Einzel-Unterricht.“
Dafür haben wir ein spezielles Hygiene-Konzept entwickelt, beispielsweise tragen sowohl Trainer als auch Schüler grundsätzlich Masken und der Unterricht findet ausschließlich, auch für die Kleinsten, über Funk statt. Ausritte erfolgen geführt mit langem Strick und neue Kinder nehmen wir nicht mehr an.“
„Doch alle Aktionen, die auch uns Trainern Spaß gemacht haben, wie Schnuppertage, Kindergeburtstage, Ferienfreizeiten etc. finden derzeit nicht statt. Für die Osterferien haben wir jetzt einen Lehrgang geplant, nachdem klar war, dass die Schulen im Teilbetrieb wieder öffnen – allerdings immer nur vier Kinder und ein Trainer.“ Ob dieser Osterlehrgang tatsächlich stattfinden kann, das weiß die Reitschulleiterin allerdings nicht. „Wir müssen abwarten, wie sich die Lage entwickelt.“ Vor allem diese Perspektivlosigkeit, so Wöhlert, mache ihr und ihrem Team am meisten zu schaffen. „Sonst machen wir immer einen Jahresplan. Den hatten wir bisher in diesem Jahr nicht. Jetzt haben wir uns aber doch zusammengerissen und wollen am Freitag zumindest den Plan erstellen – auch wenn wir nicht wissen, ob wir ihn umsetzen können.“
Neben der Perspektivlosigkeit belastet das Team natürlich auch die Mehrarbeit, die derzeit zu leisten ist. „Wir arbeiten weitaus mehr als vorher – schließlich muss jede Menge Einzelunterricht erteilt werden. Da sind die Arbeitstage deutlich länger als üblich – die Einnahmen aber weniger. Zwar kommen wir irgendwie über die Runden, allerdings nur deshalb, weil wir ein wirklich gutes Team sind. Kurzarbeit kommt für uns nicht in Frage – denn sonst sind die Pferde ja nicht versorgt.“
„Obwohl man im Frankfurter Raum finanzielle Nöte zunächst nur wenig spürte, werden jetzt aber auch die Eltern der Reitschulkinder ungeduldiger“, berichtet Wöhlert. „Und natürlich, der Anlagenbesitzer interessiert sich nicht dafür, dass kaum jemand kommen darf und verlangt neben der Stallmiete Gebühren für die Anlagen-Nutzung der Leute, die derzeit nicht kommen.“
Trotz all dieser Unbilden ist die Leiterin des Trainer-Teams in Frankfurt zuversichtlich, dass es weiter geht. „Wir sind noch da und das hoffentlich noch möglichst lange.“
„Stallgeflüster“ / E. Appenrodt