Erfolg ist toll – aber nicht alles
Emilia Löser zählt zu den Ausnahmetalenten im Springsport.
Schon als 13jährige punktete sie bei den Future Champions, ritt Nationenpreise in Lier (Belgien) und Lamprechtshausen, die Landes- und Deutschen Meisterschaften. Im September 2019 gewann sie mit ihrem Pferd Kater Carlo den Eycup (European Youngster Cup Jumping) beim Chiemsee Pferdefestival . Heute arbeitet die mittlerweile 19jährige bei Andreas Kreuzer in Damme. Doch auch eine so erfolgreiche Springreiterin hat einmal klein begonnen.
Den Kontakt zu Pferden bekam Emilia schon als Kind durch ihre Mutter, die ein eigenes Pferd besaß. „Eine Freundin meiner Mutter gab mir und meiner Schwester dann Unterricht. Was es jedoch heißt, ein eigenes Pferd zu besitzen, das lernten wir in den Reiterferien. Schließlich heißt das nicht nur ein Pferd zum Reiten zu haben. Es hängen da noch viele Dinge, wie füttern, misten etc. dran.“
Patentante Maren Nolte schenkte den beiden Schwestern schließlich ein eigenes Pony. „Aber mit diesem Pony bin ich nie ein Spring-Turnier geritten – dazu war es einfach nicht lieb genug“, erzählt sie ‚Stallgeflüster‘.
Ihre ersten Turniere ritt Emilia nach ihrem Umzug aus Rheinland-Pfalz. „Damals war ich in der fünften Klasse und bekam ein Großpferd geschenkt. Damit startete ich die ersten Springreiter und E- und A-Turniere. Allerdings waren das fast alles Stilspringprüfungen. Darauf legte meine Mutter großen Wert.“ Mit zwölf Jahren durfte Emilia auch schon mal das Pferd der Mama reiten und startete damit die eine oder andere L-Prüfung. Schließlich bekam sie ein eigenes Pferd, das für L- und M-Prüfungen geeignet war und damit kam sie schließlich in den Sport.
„Den Anschluss im Sport habe ich durch die Prüfungen der Dieter Hofmann-Stiftung bekommen“, erzählt sie uns. „Da kennt man sich, findet Freunde und trifft sich auf den Turnieren. Das ist eine richtige Gemeinschaft. Und das ist wichtig, weil man sonst, wenn man trainiert nur wenig Zeit mit Freunden verbringen kann. Mir hat das immer richtig Spaß gemacht, diese Springen zu reiten. Schließlich bin ich dadurch auch in den hessischen Kader gekommen und habe Copy Cat bekommen, ein Pferd, mit dem ich M-Springen reiten konnte. Ich hatte das Glück, dass ich mich darauf verlassen konnte, für jede Klasse ein zuverlässiges Pferd zu haben. Und auf den ‚großen‘ Turnieren habe ich durch zuschauen eine Menge gelernt.“
Patentante Maren Nolte war es, die es ihrer Nichte ermöglichte ein- oder zwei Wochen im Stall von Marcus Ehning zu verbringen und dort den Alltag kennen zu lernen und gleichzeitig zu trainieren. „Marcus gab mir immer wieder nur kleine Tipps – aber die sind bis heute überaus wirksam“, meint Emilia. Natürlich müssen auch sportlich erfolgreiche Reiterinnen und Reiter neben dem täglichen Training die ‘Schulbank drücken‘. „Ich hatte das Glück, dass ich G 8 war.
So konnte ich das Abi schon mit 18 machen“, erzählt sie uns. „Aber schon als ich für die Prüfungen lernte und Arbeiten schrieb, wurde mir klar, dass Sport, so wie ich ihn betreibe und intensives Arbeiten am Schreibtisch nicht miteinander harmonieren. Ich wusste nicht so recht, was ich nach dem Abitur studieren wollte und habe mich deshalb entschlossen zunächst einmal ein ganzes Jahr ausschließlich dem Sport zu widmen und zu schauen, wie sich das entwickelt. Ich versuche immer 150 Prozent zu geben und will wissen, was zurückkommt. Das beziehe ich jetzt nicht auf Erfolge, sondern auf die Freude und den Spaß am Reiten. Der Reitsport wird nicht so in der Öffentlichkeit ausgetragen wie bei anderen Sportarten. Deshalb bekommt man die Bestätigung durch das Team um einen herum und die Entwicklung der jüngeren Pferde“, meint sie.
Der ursprüngliche Plan, den sich Emila gemacht hatte, sah vor, dass sie nach dem Abitur zu Marcus Ehning gehen wollte. „Doch dann meldete sich Andreas Kreuzer bei mir und fragte mich nach meinen Plänen für meine Zukunft. Dann bot er mir an, als Praktikantin mit meinen drei Pferden für zunächst drei Monate zu ihm zu kommen. Das alles passte gut und so bin ich dann nach Damme gegangen. Das war vor eineinhalb Jahren. Mittlerweile bin ich ein fester Bestandteil des Teams rund um Andreas geworden, habe meine eigenen Pferde reduziert, um mehr Zeit für seine zu haben. Seit zwei Monaten habe ich auch eine eigene Pflegerin und fühle mich hier rundum wohl. Die Arbeit macht jetzt noch mehr Spaß als vorher.“
Auch im Corona-Jahr 2020 kann Emilia Löser auf Turnier-Erfolge zurückblicken: Vier Wochen vor unserem Gespräch war sie auf Lesodero dritte bei der Deutschen Meisterschaft der Jungen Reiter, ebenfalls Dritte im Großen Preis beim Agravis Cup in Oldenburg und am Vortag in Damme beim Großen Preis S*** platziert. Da wünschen wir weiterhin viel Erfolg.
„Stallgeflüster“ / E. Appenrodt