Tolles Turnier in Ausnahmezeiten: Die Wintermühlen Trophy 2020
Traumhaftes Wetter und viel gute Laune – trotz Corona-Schutzmaßnahmen.So präsentierte sich eines von Deutschlands namhaftesten Working Equitation-Turnieren, die Wintermühlen Trophy in Neu-Anspach im Taunus.
Bundesweit waren die Worker angereist – aus dem Süden, dem Norden und auch international waren Reiter z.B. aus Tschechien oder Portugal vertreten. „Natürlich mussten wir aufgrund der Corona-Bestimmungen die Zahl der Startplätze im Vorfeld begrenzen“, berichtet Veranstalter Mitja Hinzpeter.
Dennoch hatte der Turnierplatz neben der Elite der deutschen Worker in der Klasse S seinen Besuchern doch einiges zu bieten. Mehrere Aussteller waren gekommen, so dass die Zuschauer außer dem Sport auch ein wenig zu schauen bekamen. „Wie immer ein ganz wundervolles Turnier und toll organisiert, trotz dieser verrückten Zeiten!“, lautet nur einer der vielen begeisterten Kommentare von Teilnehmern und Zuschauern.
Der Freitag, ein zuschauermäßig eher ruhiger Tag, war bestimmt von Dressur und Stil-Trails in den verschiedenen Klassen. Am Samstag dann wurde es schon spannend. Rinderarbeit stand da auf dem Programm für die Klassen L, M und S.
Eine Menge Zuschauer fand sich da in der großen Reithalle ein. Einige Working-Fans hatten die Reise von Heide nach Hessen nicht gescheut, um live dabei zu sein, wenn die Rinder von den Reitern erst aus der Herde separiert und dann in den Pferch bzw. über die Linie getrieben wurden.
Der Faktor Zeit spielt nicht nur beim Speed-Trail eine wichtige Rolle, sondern auch bei der Rinderarbeit. 90 Sekunden hat ein Reiter Zeit, ein vorher bestimmtes Rind aus der Herde zu separieren und über die Grundlinie hinweg in einen Pferch oder, in den leichteren Klassen, über eine dafür bestimmte Linie zu treiben.
Drei Rinder durfte jeder Teilnehmer aus der Herde separieren – in manchen Fällen keine leichte Aufgabe. Denn Kühe sind gar nicht dumm. Und manche von ihnen wissen genau, wie sie es anstellen müssen, bei ihrer Herde zu bleiben. Und wieder andere wissen genau, dass von dem mit einem Menschen besetzten Vierbeiner keine wirkliche Gefahr droht…
Rinderarbeit ist also eine Aufgabe, die sowohl Geschicklichkeit, Beobachtungsgabe als auch Reaktionsgeschwindigkeit von den Teilnehmern fordert. In dieser Disziplin behauptete sich in der Klasse S Anne Burk mit ihrem Pferd Larius in einer Zeit von 25,5 Sekunden vor Mitja Hinzpeter mit Santana GP (27,10 Sek.) und Thomas Türmer, amtierender Doppelweltmeister (Mannschaft) mit seinem neuen Pferd, Gio (34,30). Der hatte hier im Taunus seinen ersten Start mit Türmer in der Klasse S und zeigte, dass er mit seinem ‚Chef‘ sicherlich ein gutes Worker-Team abgeben wird.
Am Sonntag ging es im Taunus wieder um Geschwindigkeit, doch dieses Mal im Trail. Der Speed-Trail lockte wieder einmal eine menge Zuschauer an. Zwar hielt sich jeder an die zur Zeit gebotenen Abstandsregeln, aber die hinderten niemanden daran, die Reiter im Trail lautstark anzufeuern. Dazu peppige Musik – und so war die gute Stimmung – Corona hin, Corona her – kaum zu überbieten.
Im Speed-Trail geht es, wie könnte es beim Working Equitation anders sein, auch wieder um Geschicklichkeit, exaktes Reiten und natürlich um das Tempo. Viele ‚Nicht-Worker‘ staunten nicht schlecht, über die Geschicklichkeit mit der die Starter der Klasse S mit der Garrocha einen Ring stachen um damit gleich darauf einen Sprung zu nehmen. Und das alles in Hochgeschwindigkeit, natürlich einhändig. Schließlich braucht ein Worker eine freie Hand, um Tore zu öffnen, eine Klingel zu betätigen, oder einen Krug vom Tisch aufzunehmen und ihn wieder abzusetzen.
In dieser Disziplin der Working Equitation behauptete sich Veranstalter Mitja Hinzpeter in einer Zeit von 106,68 Sekunden vor Victor Manuel Richarte Sirvent mit dem Camague-Hengst Tiento XII (115,42 Sek.) und Alena Fuchs mit ihrer Ponystute Lima Limette (120,94 Sek).
Exaktes, korrektes Reiten das fordern sowohl die Rinderarbeit als auch die beiden Trail-Disziplinen. Und, korrektes reiten, dazu gehört unverzichtbar die Dressur-Arbeit. Auch wenn die Dressur-Prüfungen am Freitag deutlich weniger publikumswirksam waren, als die anderen Bestandteile eines Working-Turniers, gehören sie als Grundlage für alle anderen Aufgaben dazu. Die Gesamtwertung eines Working Equitation Turniers setzt sich zusammen aus den drei Disziplinen Dressur, Trail und Speed-Trail. Die Rinderarbeit wird getrennt gewertet. Über das Gesamtergebnis in der Klasse S freute sich an diesem September-Wochenende im Taunus am meisten Mitja Hinzpeter. Er hatte sich schon am Freitag in der Dressur mit 15 Punkten an die Spitze gesetzt, dann im Stil-Trail den zweiten Platz hinter Victor Manuel Richarte Sirvent belegt und schließlich den Speed Trail gewonnen. Damit konnte er bei der Siegerehrung mit Santana GP die goldene Schleife in Empfang nehmen. Den zweiten Platz belegte Mirjam Gall aus dem rheinland-pfälzischen Hochdorf-Assenheim mit ihrem PRE-Hengst Notario, den dritten Platz in dieser Klasse sicherte sich Victor Manuel Richarte Sirvent mit seinem Tiento.
Internationale Teilnehmer, viele verschiedene Pferderassen und Spaß am Sport, das sind die Faktoren, die ein Reitturnier zu etwas Besonderem machen. Und auch mit Corona-Auflagen – die Wintermühlen Trophy war auch in diesem Jahr wieder ein besonderes Erlebnis, sowohl für die Zuschauer als auch die Aktiven. Da können wir nur hoffen, dass Veranstalter Mitja Hinzpeter auch im kommenden Jahr wieder eine so tolles Turnier organisiert.
„Stallgeflüster“ / E. Stamm