Trakehner Jungpferde-Championate 2020 mit Fohlenauktion
Die Trakehner Jungpferde-Championate, die am letzten Juliwochenende im Westfälischen Pferdezentrum in Münster-Handorf stattfanden, schreiben ein weiteres Erfolgskapitel der sommerlichen Trakehner Bundesturniere. Coronabedingt im kleineren Umfang, am neuen Standort und mit Hygiene- und Schutzauflagen, zelebrierten die Trakehner ein stimmungsvolles Sportwochenende mit einer sensationellen Hybrid-Fohlenauktion.
Vier Equitop Myoplast Reitpferdechampions setzten in den vom Sponsor Boehringer Ingelheim großzügig unterstützen Prüfungen einen glamourösen Schlusspunkt unter zwei Tage, die von Wiedersehensfreude mit Vernunft und allem voran vom Trakehner Nachwuchs geprägt waren. „Das war eine rundum gelungene Veranstaltung und wir sind dem Westfälischen Pferdestammbuch dankbar für die hochprofessionelle Unterstützung“, dankte der stellvertretende Zuchtleiter des Trakehner Verbandes, Neel-Heinrich Schoof, den Gastgebern. „Als Trakehner Verband, Trakehner Turniersport-Gemeinschaft und Trakehner Zuchtbezirk Westfalen wurden wir voll und ganz für den Mut belohnt, in diesem Jahr unter Corona-Vorzeichen diese beiden Tage mit Prüfungen in drei Disziplinen und einer sensationellen Hybrid-Fohlenauktion auf die Beine gestellt zu haben.“ Insgesamt zwanzig Dreijährige traten in der Reitpferdeprüfung an und zeigten ausnahmslos ihr erstklassiges Interieur bei diesen ersten Auftritten unter dem Sattel. Equitop Myoplast Trakehner Reitpferdechampion der dreijährigen Hengste wurde der gekörte Karim doré aus der Zucht von Reinhard Nagel, München. Der auffallende Fuchs aus dem ersten Jahrgang des seinerzeitigen Siegerhengstes Perpignan Noir gefiel bereits bei der Körung durch seine hohe Bewegungselastizität und zeigte sich unter dem Sattel gereift und mit ausgezeichneter Rittigkeit. Karim doré steht im Besitz vom Gestüt Pramwaldhof, Haag am Hausruck in Österreich, ist im Landgestüt Warendorf stationiert und wurde von Nele Lübbehusen vorgestellt.
„Das Beste zum Schluss“ hieß es bei den dreijährigen Stuten und Wallachen, denn in der letzten Startergruppe rollte Helene v. Helium-Kaiserdom das Feld von hinten auf – und wie! Mit der Endnote 8,5 und der Tageshöchstnote von 9,5 im Trab sicherte sie sich die höchste Bewertung der Reitpferdeprüfungen. Bereits mit Höchstnoten ins Trakehner Stutbuch eingetragen und mit einer erstklassigen Stutenleistungsprüfung, überzeugte die noch jugendliche Verbandsprämienstute aus der Zucht der Zuchtgemeinschaft Rüdel auch unter dem Sattel mit außergewöhnlicher Qualität. Helmar Bescht, Schlieckau, ist Besitzer dieser Ausnahmestute, die von Vanessa Siedentopf routiniert und gefühlvoll vorgestellt wurde.
Sechs gekörte vierjährige Hengste ermittelten ihren Equitop Myoplast Champion unter dem Sattel und auch hier hatte ein strahlender Fuchs die Nase vorn. Giuliani v. Berlusconi-Kanudos xx, im Besitz von Hella Kuntz, Bad Wörishofen, zeigte sich unter Marie Honeck körperlich gereift und dabei so leistungsbereit wie bei allen seinen bisherigen Auftritten. Der Charmeur mit klarem Dressur-Schwerpunkt hat das Glück, im Haupt- und Landgestüt Marbach vielseitig gefördert zu werden und ist siegreich in Eignungsprüfungen wie auch hochplatziert in Springpferdeprüfungen der Klasse A. Züchter von Giuliani, seinem Vater Berlusconi und seiner Mutter Gulia sind Horst und Isabel Ebert aus Neckarsteinach.
Die vierjährige Millennium-Tochter Sublime durfte mit der Gesamtnote 8,4 die schwarz-rot-goldene Schärpe der vierjährigen Stuten und Wallache in Empfang nehmen. In Hamburg von Ellerbrock Family Office gezogen und auch im Familienbesitz stehend, präsentierte eine strahlende Mareike Peckholz die schwarze Schönheit, die kürzlich mit sensationellen 59 Punkten eingetragen wurde und in der Championatsprüfung für Gebäude und Trab jeweils die Wertnote 9,0 erhielt.
Klasse im Gelände
Der Trakehner Geländepferdechampion 2020 ist ein erfahrener Schärpenträger: Isselhooks First Sight TSF v. Lossow ist amtierender Bundeschampion der fünfjährigen Vielseitigkeitspferde, hat sich in der Saison 2020 bereits mit Weile für die sechsjährigen Busch-Aspiranten in Warendorf qualifiziert und sicherte sich unter seiner ständgien Reiteirn Sophie Leube den begehrten Trakehner Titel. Und zwar mit einer fulminanten Runde in der Geländepferdeprüfung Kl. L, die mit einer 9,5, der Spitzennote des Tages, belohnt wurde. Der Champion, der auf den Stallnahmen „Goody“ hört stammt aus der Zucht von Simone Lindemeir-Trippel, wo ihn seine heutige Besitzerin Inge Weißkirchen entdeckte und erwarb. Aufgewachsen im Gestüt Isselhook in Raesfeld, entwickelte sich der coole Braune mit der großen Galoppade nicht nur zum sportlichen Modellathleten, sondern ist auch ein gekörter Hengst des Trakehner Verbandes.
Im Trakehner Dressurpferdechampionat brillierte Andrea Timpe auf dem sechsjährigen Donaumond v. Herbstkönig mit zwei Siegen in den Dressurpferdeprüfungen Kl. L und M. Der elegante Braune wurde gezogen von Altmeister Burkhard Wahler vom Klosterhof Medingen. Donaumond wurde 2016 gekört und später über die die Medinger Auktion an Anne-Kathrin Meyer verkauft. Andrea Timpe bildet ihn seit zwei Jahren aus und absolvierte corona-bedingt anlässlich der Trakehner Jungpferde-Championate den ersten Start dieser Saison.
Sensationelle Trakehner Fohlenauktion im Hybrid-Format
Die 16. Trakehner Fohlenauktion am Abend des 25. Juli stand im Zeichen einer Premiere: Gebote waren erstmals online sowie wie bisher vor Ort und telefonisch möglich und alle drei Wege zum Traumfohlen wurden intensiv und in super Stimmung genutzt. Bis zur letzten Sekunde vor Auktionsbeginn registrierten sich die Bieter online und der „corona-konform“ hergerichtete Tribünenbereich am Auktionsring füllte sich bis auf den letzten erlaubten Platz. „Open Air“ im Rahmen der Trakehner Jungpferde-Championate, war Auktionator Thomas Münch in Bestform und erzielte neue Spitzenzahlen.
17 Fohlen erzielten den sensationellen Spitzendurchschnittspreis von 14.470 Euro, eine prozentuale Preissteigerung von rund 25 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Preisspitze mit 37.000 Euro war der schwarzbraune Kratos von Freiherr von Stein, ein klarer Hengstanwärter mit unerschütterlichem Takt und dem begehrten „ganz großen Gang“. Aus der Zucht von Ines Eisold, Ahrensfelde, steht er in enger mütterlicher Verwandtschaft zum Prämienhengst Kwahu sowie zu zahlreichen S-erfolgreichen Dressurpferden. Den Zuschlag erhielt das Ehepaar Derlin aus Schleswig-Holstein, bei dem unter anderem bereits die gekörten Hengste Integer, Under and Over und Blancor zu Hause sind. Der auch sportlich erfolgreiche junge Vererber Freiherr von Stein entpuppte sich nicht nur mit der Preisspitze als Bestseller, auch zwei Töchter und ein weiterer Sohn erhielten jeweils für mehr als 15.000 Euro den Zuschlag. Zweitteuerstes Fohlen der Auktion war mit 29.000 Euro ein Hengst aus dem Premierenjahrgang des Kwahu mit dem Namen Top Secret, der von Familie Gellhaar aus Steinau gezogen wurde. Für 20.000 wechselte das Stutfohlen Praise Me von High Motion, gezogen von Petra Grunert aus Bad Lauterberg, den Besitz. Fünf der 17 Fohlen wurden ins Ausland verkauft. Eine Käuferin aus Großbritannien sicherte sich den Schwarzgold-Sohn Karthago für 16.000 Euro online.
„Die Nachfrage war riesengroß und das neue Internettool hat einwandfrei funktioniert. Wir sind auf dem richtigen Weg mit einem System der Zukunft. Das Format wird bei uns ganz sicher weiterhin etabliert“ resümierte der stellvertretende Zuchtleiter des Trakehner Verbandes, Neel-Heinrich Schoof. „Wir sind sehr zufrieden. Einmal mehr hat sich gezeigt: Gute Fohlen werden gut bezahlt.“ Imke Eppers