Corona ist eine Krise für alle
Nichts ist mehr so, wie es vor kurzem noch war. Auch für Reiter, Pferdebesitzer oder die, die im weitesten Sinne mit Pferden zu tun haben, hat sich vieles verändert. ‚Stallgeflüster‘ informierte sich bei Trainern, Stallbesitzern, Sportlern und Freizeitreitern über die aktuelle Lage. Aber nicht nur bei diesen hat das Virus den Alltag verändert – auch all diejenigen, die nur indirekt damit zu tun haben, sind betroffen.
International Equestrian
Center Niederrad
Ruhig ist es hier in diesem international aufgestellten Trainingscenter geworden. Besucher aus dem Ausland gibt es nicht mehr – der Unterricht, auch das Training der hessischen Kader-Mannschaft liegt brach. „Sicher sorgt derzeit noch jeder Reiter dafür, dass sein Pferd ausreichend bewegt wird. Aber schwierig ist das vor allem für Sportler mit ihren Hochleistungspferden. Sie müssten jetzt abtrainiert werden. Doch da stellt sich natürlich die Frage, wie weit abtrainieren? Schließlich kann man ein Pferd nicht erst abtrainieren und dann, wenn die Kontaktsperre aufgehoben wird, innerhalb von ein paar Tagen wieder fit für den Leistungssport bekommen“, so Karli Münz, Trainer des hessischen Jugend-Kaders.
Turnierbüro Schäfer
Aufregend ging es während der letzten Wochen bei Stefan Schäfer zu. Er betreibt ein Büro für Turnier-Organisation. „Für dieses Jahr war bei uns die Organisation für knapp 40 Turniere gebucht. Eine ganze Reihe davon fällt jetzt aus. Wir haben inzwischen neun definitiv gecancelte Veranstaltungen. Das ist aber nicht so tragisch, denn ich mache die Turnier-Organisation im Nebenberuf. Wirklich schrecklich war es für uns, als wir zwei Turniere rückabwickeln mussten.“
„Da waren die beiden Turniere in Wiesbaden-Hofgut Adamstal. Die Nenngelder waren bereits bezahlt und die Veranstaltungen bis ins Detail geplant. Als das Verbot für diese Veranstaltungen ausgesprochen wurde, waren sowohl die Veranstalter als auch die Aktiven völlig verunsichert. Es kamen haufenweise Whatsapps, E-Mails und Anrufe wegen der Rückzahlung der Nenngelder. Das große Problem dabei: Wir hatten von der FN keine Daten über die Nennungen, geschweige denn zu diesem Zeitpunkt (24./25. März) die Gelder schon erhalten. Schließlich gilt auch bei Turnier-Nennungen der Datenschutz und da musste die FN sich erst organisieren.“ „Mittlerweile funktioniert die Datenübermittlung – allerdings waren für das Turnier in Wiesbaden 230 Reiter in der Dressur und 270 im Springen gemeldet. Im Nenngeld sind jeweils Organisationsbeiträge und FN-Gebühren enthalten. Die mussten aus jedem Betrag einzeln herausgerechnet werden. Das ist eine Arbeit, die macht keinen Spaß! Man hat deutlich mehr zu tun, als ein komplettes Turnier durchzuführen – und das macht Spaß!“
„Bis Anfang Mai sind jetzt für uns erst einmal alle Veranstaltungen abgesagt. Auch Obertiefenbach, Selters-Münster und Kelkheim finden nicht statt. Offen ist bisher noch, ob Friedberg-Marienhof (8.bis 10. Mai) und Elz (14. bis 17.) Mai stattfinden. Damit wir nicht wieder so viel rückabwickeln müssen, haben wir da allerdings den Nennungsschluss auf einen möglichst späten Termin gelegt.“
Burghof Brodhecker:
„Wir konzentrieren uns jetzt auf die Dinge, für die wir sonst weniger Zeit hatten.“
Zum Burghof Brodhecker gehören neben dem Pensionsbetrieb eine Reihe von Deckhengsten, ein Reitsport-Geschäft und eine Reitschule. Nicht alle Bereiche dieses Betriebes sind gleichermaßen vom derzeitigen ‚Corona-Stillstand‘ betroffen, berichtet Volker Brodhecker ‚Stallgeflüster‘.
„Es ist Frühjahr und die Decksaison hat begonnen – Corona hin, Corona her. Die Besamung läuft, wir samen ab und verschicken“. Damit ist für das kommende Jahr eine neue Fohlengeneration sichergestellt.
„Im Pensionsbetrieb haben wir eine ‚What’s App‘-Gruppe eingerichtet, so dass sich die Einsteller absprechen können, damit nicht zu viele Menschen gleichzeitig in einem Stall sind. Das klappt auch ganz gut. Außerdem ist jetzt das Wetter schön, und da verteilen sich die Menschen auch nach draußen. Zudem haben wir neben zwei kleinen Hallen (ca. 20 x 45 m) noch die große Odenwaldhalle (25X63m) sowie vier Außenplätze und eine Longierhalle. Da verteilt sich alles gut“, stellt Brodhecker fest.
„Für die Osterferien hatten wir diverse Lehrgänge geplant. Die fallen jetzt alle aus und das sind natürlich finanzielle Einbußen, mit denen wir leben müssen. Als das Wetter jetzt besser wurde, haben wir die Schulponys alle rausgestellt, die älteren unter ihnen holen wir nachts rein, aber die jüngeren bleiben schon draußen. Aber, da wir jetzt mehr Zeit haben, kümmern sich die Auszubildenden auch mehr um diese Pferde und bilden sie weiter aus. Das kommt dann den Schülern nach der Zwangs-Pause zugute.“
Das mehr an Zeit, das jetzt in der Krise gewonnen ist – die Turniere fallen ja auch aus – kommt nicht nur den Schulpferden zugute. „Wir haben jetzt Zeit und Muße uns mehr um die Ausbildung und das Anreiten unserer Nachwuchspferde zu kümmern“, erzählt Volker Brodhecker, der selbst züchtet. „Auch die Pferde, die hier zum Verkauf stehen, werden weitergearbeitet und ausgebildet. Denn im Augenblick fährt niemand irgendwohin, um ein Pferd auszuprobieren. Aber ich denke, wir werden die ‚Krise‘ irgendwann hinter uns haben.“
Pferdepension Ludwigshof
„In Hüttenberg ist derzeit alles entspannt“, berichtet Gerhard Ludwig gegenüber ‚Stallgeflüster‘. „Natürlich halten wir uns an die Regeln, bewegen uns lediglich zu viert in der Halle, aber alle unsere Boxen sind voll und die Leute beschäftigen sich derzeit mit der kommenden Koppel-Saison, wer mit wem zusammen steht etc.“
Harald Simon, PferdeHdl.,
Heuchelheim
Anders bei Harald Simon, der u.a. Pferde schlachtet. „Die Metzger, die wir mit Fleisch beliefern, sind im Augenblick z.T. zurückhaltender. ‚Wir haben ein paar Tage geschlossen‘, das hört man derzeit häufiger“, berichtet Ilona Simon. Auf der anderen Seite verzeichnet sie allerdings auch eine Zunahme der Schlacht-Pferde. „Vor allem die großen Züchter mit 50 bis 60 Zuchtstuten sortieren ihren Bestand aus. Allerdings nur Pferde, die bereits deutlich älter sind, etwas haben, oder keinen guten Nachwuchs gebracht haben. – Also alles Pferde, die ohnehin nicht mehr oder nicht so gut für die Zucht tauglich sind. Trotzdem haben wir auch schon zwei Fälle gehabt, in denen alte Pferde aufgrund der Krise zu uns gebracht wurden. Die Leute hatten die Tiere, beide über 20, schon ewig, haben sich ausführlich um sie gekümmert. Jetzt, mit den Zutritts- und Zeitbeschränkungen kamen sie nicht mehr klar. „‘Und bevor die Tiere leiden, weil wir nicht die ausreichende Zeit haben, sie zu beschäftigen, ist es besser, sie gehen jetzt‘, lautete die Begründung der Besitzer“, erzählt Ilona Simon. „Und irgendwo haben die Leute natürlich recht. Gerade alte Pferde leiden sehr, wenn sie nicht ausreichend in Bewegung bleiben.“
Horseguide Ricky McGarry/
USA
Die Wetzlarerin Ricky McGarry arbeitet als Horseguide bei „Equine Adventures“ auf der Insel Hatteras in den Outer Banks in North Carolina:
„Die ganze Insel Hatteras ist dicht. Wenn du kein Einheimischer bist, kommst du gar nicht drauf. Die Reitbetriebe sind geschlossen. Ich bin in meinem Haus in Virginia Beach, wir können hier am Strand spazieren gehen. Momentan lebe ich vom Ersparten. Donald Trump hat gerade beschlossen, 1200 Dollar an alle zu geben, die 2019 Steuern bezahlt haben. Das ist ein Tropfen auf dem heißen Stein. Ich bin froh, dass ich ein Dach über dem Kopf habe und keine Miete zahlen muss. Die Corona-Beschränkungen gelten in Amerika noch mindestens bis 10. Juni, hier hat die Pandemie ja drei Wochen später als in Deutschland angefangen. Ob die Leute dann noch Geld für Reitausflüge ausgeben können, ist fraglich. Das wird wohl diese Saison nichts mehr. Im Sommer wollte ich nach Deutschland kommen, um eine Freundin zu unterstützen, die in Schwalbach einen Reitstall hat. Ob das klappt, weiß keiner.“
Reitführer – Menschen mit einer Passion für Reiten und Pferde
Reisen für Reiter – weltweit – von A wie Afrika, Asien und Australien, über Russland, die Mongolei bis in die USA. – Das ist das Fachgebiet der Menschen bei PFERD & REITER. Sie alle sind selbst Reiter, das Pferdewohl liegt ihnen am Herzen und der Job ist nicht nur Job, sondern auch Herzensangelegenheit.
„Weltweit arbeiten wir mit über 200 Betrieben zusammen, beschäftigen und füttern rund 5.000 Pferde“, berichtet Ivan Künnemann, Geschäftsführer des Reise-Unternehmens. Als die Meldungen über die Verbreitung des Corona-Virus zunahmen, erste Länder wie Jordanien und Israel begannen ihre Grenzen für Reisende zu schließen, fing für die Mitarbeiter von PFERD & REITER ein Albtraum an. „Wir haben an dem Wochenende Mitte März alle Telefonleitungen offengehalten und alle Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen auf freiwilliger Basis zusammengetrommelt. Und richtig: Am Samstag ab 8.00 Uhr bis nachts um 23.30 Uhr standen die Leitungen nicht mehr still. Da gab es jede Menge Fragen zu gebuchten Urlauben und vom 15. bis 19. März rund 300 Stornierungen.“
Doch nicht nur die Abwicklung und Erstattung von Buchungen stand auf dem Arbeitsplan der Reise-Unternehmens-Mitarbeiter. „Wir haben auch eine Informationspflicht gegenüber unseren Gästen“, so Künnemann. „Sobald eine Änderung der Reise-Bedingungen eintritt, leiten wir diese Informationen weiter. Und neue Informationen gab es Mitte März in Hülle und Fülle.“
„Neben Informationen und Stornierungen mussten wir auch Gäste aus bestimmten Ländern zurückholen. Dazu zählten beispielsweise auch solche, die gerade mit Pferden in der jordanischen Wüste unterwegs waren. Dort draußen in der Wildnis ist die Ansteckungsgefahr zwar recht gering – aber die Reisewarnungen vor bestimmten Ländern haben oberste Priorität. Die meisten Gäste haben wir bereits am 16. und 17. März zurückgeholt, die vorletzten am 18. aus Tunesien und die letzten am 19. März aus Spanien. Ich bin stolz auf meine Kolleginnen, die die schwierigen Arbeiten bravourös leisteten“, berichtet Künnemann über den rasanten Einbruch in der Reisebranche. Denn die Oster-Saison gehört zu den wichtigen Einnahmequellen der Branche, die sich mit Gewinn-Margen von ein bis drei Prozent keineswegs die berühmte ‚goldene Nase‘ verdient.
Mittlerweile sind die Überstunden abgearbeitet, die bereits gezahlten Beträge zurücküberwiesen. „Wir sind trotz der schwierigen Lage noch gut aufgestellt“, meint Künnemann. Sorgen bereiten dem Geschäftsführer von PFERD & REITER allerdings seine Partner. „Viele von ihnen sind kleine Betriebe mit mehreren Pferden und das in Ländern, in denen keine staatlichen Hilfen fließen. Die Pferde wollen gefüttert und versorgt werden. Das wird mehr als schwierig, wenn die Einnahmen komplett wegfallen – wir haben einige Partner, die schon jetzt verzweifelt sind. Wir helfen zwar schon, wo wir können u.a. durch Vorauszahlungen, aber sämtliche Partner und ihre Pferde über die Runden zu bringen, übersteigt unsere Möglichkeiten.“
Doch nicht nur die Betriebe trifft die Krise hart. Auch die Reitführer sind stark betroffen. „Viele von ihnen sind selbständig und machen diese Arbeit aus Liebe zum Pferd und mit viel Leidenschaft. Schließlich ist das kein komfortables Leben, wenn man bspw. regelmäßige Reittouren in Chile über die Anden führt. Diese Leute machen das aus Passion und weil sie kein anderes Leben führen wollen. Auch ihnen fehlen jetzt die zum Leben notwendigen Einnahmen.“
Obwohl derzeit die Flaute zu bedrohlichen Buchungsrückgängen führt blickt Künnemann doch zuversichtlich auf die nächsten Monate. „Wir haben derzeit Rückgänge für Sommer und Herbst von rund 95 Prozent. Trotzdem denke ich, dass das soziale Leben wieder freigegeben wird. Und dann haben wir die Hoffnung, dass viele Reiter es ebenso sehen wie wir: Ein Reiturlaub draußen in der Natur, wo man ohnehin Abstand voneinander hält, minimiert die Ansteckungsgefahr.“
Derzeit sammelt Pferd & Reiter für seine durch die Krise schlimm betroffenen Partner Spenden. Wenn Sie helfen wollen – nähere Informationen erhalten Sie bei
Pferd & Reiter
Auf dem Kamp 12
D-22889 Tangstedt
Tel.: +49-40-607 66 9-72
Fax: +49-40-607 66 9-31
eMail: i.kuennemann@pferdreiter.de
Reit- und Fahrverein Lahnau-Waldgirmes
Der Reit- und Fahrverein Lahnau-Waldgirmes ist ‚normalerweise‘ ein sehr ‚rühriger‘ Verein. Hier gibt es sechs Voltigiergruppen, eine Reihe von Schulpferde zum Reiten und Voltigieren, Fahrer und auch einige Privat-Pferde. Geplant waren in diesem Jahr die Teilnahme an diversen Voltigier-Turnieren und die Ausrichtung mehrerer eigener Turniere.
‚Stallgeflüster‘ sprach mit Heinz Rauber, 1. Vorsitzender des Vereins über die derzeitige Lage. „Der Unterricht findet natürlich jetzt nicht mehr statt. Auch die Voltigierer, die sich im Winter auf die Volti-Turniere vorbereitet hatten, haben jetzt Pause. Wir müssen jetzt erst einmal abwarten, wie die Kinder und Jugendlichen mit dieser Zwangspause klar kommen.“
„Ansonsten läuft der Betrieb weiter. Wir haben hier vier Privat-Pferde und haben allen Schulpferden jeweils ihre Betreuer für die regelmäßige Bewegung, Koppelgang etc. fest zugewiesen. Natürlich halten wir uns an die Richtlinien, nach denen lediglich vier Pferde gleichzeitig in der Halle sein dürfen und dokumentieren wer wann wie lange im Stall war. Es ist eben eine Notversorgung.“
„Ansonsten laufen die Kosten natürlich weiter, Futter, Lohnkosten für den Stallmeister etc. – leider ohne Einnahmen. Eine Kurzarbeiterlösung kommt in einem Reitverein natürlich nicht in Frage – schließlich müssen die Pferde gefüttert werden. Auch die Trainer sind momentan in die Versorgung mit eingebunden.“
„Das erste Turnier, das hier stattfinden sollte, haben wir bereits abgesagt. Für August und September hatten wir noch Veranstaltungen geplant. Da müssen wir erst einmal abwarten. Vielleicht ist es ja möglich, dass die Bestimmungen so gelockert werden, dass kleinere ländliche Veranstaltungen, bei denen viel Platz ist, dann doch durchgeführt werden dürfen. Aber ob bei Veranstaltungen die Vorschriften dann so differenziert geändert werden können, muss man erst einmal abwarten.“
Auch die Finanzierung der vorgesehenen Turniere steht nicht mehr so sicher wie zu Beginn des Jahres. „Da waren wir recht optimistisch, hatten eine Reihe von Sponsoren-Zusagen. Ob das jetzt noch in vollem Umfang so steht, wissen wir nicht.“
Dennoch meint Heinz Rauber: „jetzt müssen wir die Entwicklung erst einmal abwarten. Den Kopf hängen zu lassen, bringt gar nichts.“
Working Equitation:
mit Mitja Hinzpeter
„Ich habe im Augenblick viel Zeit“, erklärt Mitja Hinzpeter gegenüber ‚Stallgeflüster‘. „Alle Lehrgänge sind abgesagt und man muss erst einmal abwarten, wie sich die Lage entwickelt.“ Mitja sieht die Situation derzeit eher gelassen. „Das Pfingst-Turnier in Wiesbaden, auf das wir uns besonders gefreut hatten, wurde abgesagt. Aber wir haben die Hoffnung, dass wir im kommenden Jahr dann dort am Start sein dürfen.“ Die Wintermühlen-Trophy im Taunus, Mitjas Heimturnier, hat der Working-Equitation Weltmeister noch nicht abgesagt. „Die Veranstaltung ist erst für Mitte Juli geplant. Bis dahin wird man sehen, ob kleinere Veranstaltungen dann wieder erlaubt sind. Eine Ausschreibung haben wir auch noch nicht rausgegeben – wir warten erst einmal in Ruhe ab.“ Sollte die Veranstaltung im Juli tatsächlich stattfinden können, werden sicherlich finanzielle Mittel fehlen schätzt Mitja die aktuelle Lage ein. „Denn viele Unternehmen haben derzeit sehr mit sich selbst und ihrem Überleben zu tun – da werden weniger Sponsoren-Mittel vorhanden sein. Aber ich bin guten Mutes: Wenn alle Reiter motiviert sind und reiten wollen, dann kriegen wir auch diese Veranstaltung hin.“
Abgesagt wurde inzwischen auch der ‚Pferd International Working Equitation Cup 2020‘ in München. Er war gedacht als Qualifikations-Turnier für die WAWE Europameisterschaft 2020. Aber auch hier hofft Hinzpeter, dass die internationale Veranstaltung nicht ganz ins Wasser fällt. „Ich könnte mir vorstellen, dass er eventuell auch nur verschoben wird.“
Was tut nun ein Worker, der nicht viel zu tun hat? „Ich reite“, erzählt uns Mitja. „Ich habe das Riesen-Privileg eine eigene Anlage zu haben, da bin ich mit meiner Lebensgefährtin alleine, störe niemanden und verstoße gegen keine Regel.“
Mitjas Mitgefühl gilt denen, die ihre Pferde in Pensions-Ställen halten. „Mit auf ein- bis anderthalb Stunden eingeschränkter Zeit für das Pferd kann man natürlich nicht trainieren.“ Allerdings, by the way, auch Mitja wurde von den Beschränkungen des Corona-Virus getroffen: Sein Nachwuchs-Pferd ist nach einem Lehrgang in Spanien noch immer dort und kann zur Zeit nicht zurück. „Er macht jetzt halt ein wenig Urlaub“, so Mitja.
Pferdegesundheit
Rhein Main:
365 Tage im Jahr 24 Stunden erreichbar – auch in Zeiten der Corona-Krise
Zu dem Verbund Pferdegesundheit Rhein Main hatten sich zu Beginn des Jahres drei namhafte Tierkliniken zusammengeschlossen: die Pferdeklinik Hattersheim, die Fachtierarztpraxis Eversfield und die Tierklinik Binger Wald (Waldalgesheim). ‚Stallgeflüster‘ sprach mit Dr. Stephen Eversfield über den Zusammenschluss und die praktische Arbeit in Zeiten der Krise. „Wir haben uns zu diesem Verbund zusammengeschlossen, um neue Organisationsstrukturen zu schaffen, die eine Rund-um-die-Uhr-Versorgung der Pferde auf höchstem medizinischem Niveau gewährleisten. Gemeinsam wollen wir in modernste medizinische Diagnostik- und Therapieoptionen investieren, um damit den Pferden und ihren Besitzern Leistungen zugänglich zu machen, die man als ‚Einzelkämpfer‘ kaum anbieten kann“, erläutert Dr. Eversfield den Zusammenschluss.
„Seit Beginn der Corona-Infektionen hat sich natürlich auch bei uns einiges verändert, aber wir können den Dienst aufrechterhalten. Natürlich mussten auch bei uns einige Mitarbeiter zunächst zu Hause bleiben, nachdem sie in Österreich in Urlaub waren. Doch das konnten wir auffangen.“
„Bei Besuchen in Ställen schützen wir uns derzeit durch das Tragen von Handschuhen und Atemschutzmasken. Denn bei einer Pferde-Untersuchung kommt man sich doch teilweise näher als man möchte. Die Einschränkungen der Aufenthaltszeiten, die jetzt in allen Ställen gelten, betreffen auch uns. Bei unseren stationären Patienten legen wir den Besitzern nahe, nur einzeln nach ihnen zu schauen, und sich nach Möglichkeit nicht allzu lange aufzuhalten.“
„Generell ist die Nachfrage nach unseren Leistungen während der letzten Wochen zurückgegangen. Das liegt zum Teil daran, dass manche Ställe recht rigide Auflagen haben. Dennoch denke ich, dass Vorsorge am Tier aktiver Tierschutz ist und ein Tierarztbesuch jederzeit möglich sein sollte. Schließlich ist nach meinem Kenntnisstand eine Übertragung des Virus vom Tier auf den Menschen nicht sehr wahrscheinlich.“
Kurzarbeit gibt es bei Pferdegesundheit Rhein Main nicht. „Wir haben einen Notdienst, der mit Kurzarbeit nicht funktionieren kann. Denn wir stehen mit den gesamten Apparaturen 24 Stunden bereit. Hinzu kommt die Loyalität zu unseren Mitarbeitern.“
Ein wenig Sorgen macht sich Eversfield im Hinblick auf die weitere Entwicklung, wenn die Krisenzeit zu lange dauert. „Zu Beginn des wirtschaftlichen Rückgangs wird sicherlich niemand sein geliebtes Pferd abschaffen. Aber wenn der Zeitraum zu lang wird, und die Durststrecke an die eigene Substanz geht, wird sich gewiss der eine oder andere fragen, ob er sich ein Pferd noch leisten kann. Doch jetzt muss man erst einmal abwarten, wie sich die nächsten Wochen entwickeln.“
„Stallgeflüster“ / E. Stamm