Talent und Fleiß – die beste Mischung für Erfolg
Ein wenig Gänsehaut-Feeling bekommt man schon, wenn nach internationalen Sport-Prüfungen bei der Sieger-Ehrung die National-Hymne des Gewinners erklingt. In Aachen, bei der International DQHA (Deutsche Quarterhorse Association)
Championship erklang die Deutsche National Hymne gleich zwei Mal für einen Reiter aus Hessen: In Aachen, bei der International DQHA (Deutsche Quarterhorse Association) Championship erklang die Deutsche National Hymne gleich zwei Mal für einen Reiter aus Hessen: Lutz Pfalz gewann die Junior Reining mit Sassy Kid Quixote und später am Tag dann auch die Senior Reining mit Gunnerito. ‚Stallgeflüster‘ sprach mit dem Western-Reiter und -Trainer, der zwischen Kirchhain und Dillenburg lebt und arbeitet.
„Ich bin in einem landwirtschaftlichen Betrieb aufgewachsen“, erzählt er uns. „Pferde hatten wir da eigentlich nicht. Trotzdem habe ich mich, wohl hauptsächlich durch Filme, sehr dafür interessiert. Mit neun bekam ich dann ein Pony, das erste Pferd bei uns auf dem Hof.“ Der kleine Lutz lernte im örtlichen Reitverein ganz klassisch reiten – Dressur und Springen, so wie es hierzulande üblich ist.
Dennoch schaute er immer gerne über den Tellerrand hinaus. Das Western-Reiten ging ihm nicht aus dem Kopf. Die große Faszination: Ein Pferd am losen Zügel so fein zu steuern, wie man es bei den Western-Reitern sehen kann. Mit fünfzehn, einem Alter in dem viele Jungen wenig Spaß daran haben, ihren Sport in einer von Mädels dominierten Umgebung zu betreiben, beschäftigte er sich immer intensiver mit dem Western-Reiten. Im Marburger Umland war es jedoch schwierig, sich in dieser Richtung zu entwickeln. Also beschloss der Junge, sich in den Ferien mit Praktika in Western-Ställen fortzubilden.
„Ich habe viele Praktika gemacht. In den Sommer-, Oster- und Weihnachtsferien, u.a. auch bei Grischa Ludwig in Baden-Württemberg, einem der wohl erfolgreichsten Western-Reiter in Europa. Schließlich verschlug es den praktikumssüchtigen jungen Mann zu Carole Poche nach Kanada. „Und dort fiel die Entscheidung: Ich wollte das beruflich machen“, erzählt er uns.
Zunächst begann er seine Ausbildung bei Morey Fisk, einem kanadischen, überaus erfolgreichen Western-Reiter, der im Lauf seiner Karriere diverse deutsche und europäische Meistertitel errang und ebenso wie Grischa Ludwig im ‚Who is who‘ der Western-Reiterei ganz vorne steht.
Doch immer wieder zog es den jungen Mann zur ‚Wiege‘ der Western-Reiterei in die USA. „In Amerika ist die Ausbildung von Pferd und Reiter stark Wettbewerbsorientiert,“ erzählt uns Pfalz aus diesen anderthalb Jahren. „Da wird extrem viel Wert auf Talent und Anlagen gelegt und man muss hoffen, dass man talentiert genug ist, in einem der wirklich guten Ausbildungs- und Verkaufsställe unterzukommen. Schließlich sind das dort auf den großen Anlagen extrem teure Sportpferde, die da ausgebildet werden.“ Apropos Sport: „In Europa steht Reining, also die Dressur-Arbeit im Vordergrund des sportlichen Geschehens, in den USA dagegen Cutting, also die Rinderarbeit“, erzählt Lutz Pfalz aus seiner Lehr- und Ausbildungszeit, in der er nicht nur in den USA sondern auch in den Niederlanden und Italien arbeitete. Schließlich beendete er diese Zeit mit der klassischen Pferdewirtschaftsmeisterprüfung bei Ludwig QH in Deutschland.
Danach ging es in die Selbständigkeit als Trainer und Ausbilder. Seinen Trainingsbetrieb führt der heute 34jährige derzeit auf der Anlage der Familie Schwedes in der Nähe von Dillenburg. Dort finden sich ideale Trainingsbedingungen für die Arbeit mit Reining-Pferden. Die eigene Quarter Horse-Nachzucht wächst auf den Familien-Koppeln bei Kirchhain auf.
Neben den Championats-Titeln in der Junior-Reining für Pferde zwischen vier und sechs Jahren mit Sassy Kid Quixote und dem in der Senior-Reining mit Gunnerito für Pferde ab sieben Jahre, freut sich Lutz Pfalz auch darüber, dass er auch im Futurity-Programm der DQHA einen Reserve-Champion-Titel erringen konnte. Dieses Programm soll, ähnlich einer Zuchtschau im Warmblutbereich, für qualitativ hochwertige Nachwuchspferde für den Sport sorgen. „Ich bin derzeit recht gut beritten“, resümiert Lutz Pfalz das letzte Jahr. „Aber es ist ein langer, steiniger Weg, bis man wirklich gute Pferde zur Ausbildung und zum Beritt bekommt.“ Da kann ‚Stallgeflüster nur wünschen, dass Lutz Pfalz auch künftig von sich reden machen wird.
„Stallgeflüster“ / E. Stamm