Festhallen-Reitturnier Linsenhoff übergibt an Sohn Matthias und trennt sich von Partner Paul Schockemöhle
Das Festhallen Reitturnier in Frankfurt ist das Highlight des internationalen Pferdesportkalenders: Weltklasse-Dressur- und Springreiter, große internationale und klassische Prüfungen und 230.000 Euro Preisgeld. Ein einzigartiges Turnier, das durch das besondere Flair in der weihnachtlich geschmückten Festhalle bei Teilnehmern, Sponsoren, Gästen und Besuchern gleichermaßen beliebt ist. Diesmal fand es erstmals unter der Leitung von Matthias Rath statt.
Bei einer Pressekonferenz auf dem Schafhof im November hatte Ann Kathrin Linsenhoff offiziell verkündet, die Verantwortung für das viertägige Reit-Event an die nächste Generation zu übergeben. Die Olympiasiegerin war sichtlich bewegt: „Für uns ist das ein ganz besonderer Tag. Für meinen Mann und mich, und auch für Matthias. Wir Eltern sind bald 60 und haben uns überlegt, wie es weitergeht. Vor einiger Zeit haben wir uns in der Familie zusammengesetzt und die Kinder gefragt, ob sie bereit sind zu übernehmen.“ Dann musste sie schlucken: „Das schönste für eine Familie, und das ist jetzt sehr emotional, ist doch, wenn die Kinder sagen: Ja, wir wollen!“
Mit dem Turnier ist der 35-jährige Matthias Rath, der vor 20 Jahren mit seinem Bruder Henrik und Vater Klaus-Martin Rath von Norddeutschland nach Kronberg zog, fest verwurzelt: „Für die gesamte Familie ist es ein großes Ereignis, der Höhepunkt und Abschluss des Jahres, auf den wir das ganze Jahr hinarbeiten.“ Erstmals nach 15 Jahren führte Familie Linsenhoff/ Rath das Turnier in Eigenregie durch. Dr. Kaspar Funke (PSM) organisierte es bis von 2003 bis 2012, dann übernahm Paul Schockemöhle mit seiner Agentur PST Marketing. Nach sieben Jahren gehen Schockemöhle und Linsenhoff nun auch getrennte Wege. Sie: „Wir haben 15 Jahre mit Agenturen gearbeitet und viel gelernt, dafür sind wir sehr dankbar. Das Thema mit Schockemöhle war immer die Entfernung: PST sitzt in Oldenburg, wir sind hier vor Ort. Die Sponsorensuche findet hier statt. Es ist besser und finanziell auch günstiger, wenn uns jemand von hier aus unterstützt.“ Vier Leute hat sie extra für die Turnier-Organisation auf dem Schafhof eingestellt.
Die Verantwortung trägt nun Matthias Rath, Linsenhoff und Klaus-Martin Rath bleiben beratend tätig. Linsenhoff: „Wir als Eltern werden nicht weggeschoben wie altes Eisen, sondern wir dürfen das Turnier noch mitbegleiten. Wir geben den jungen Menschen den Raum, ihre Ideen umzusetzen. Das Schönste: Sie nehmen das alles an. Meine Eltern hatten das Turnier ebenfalls allein durchgeführt. Jetzt holen wir es wieder in die Familie zurück. Dafür sind wir unseren Kindern sehr dankbar.“ Josef Neckermann hatte das Kult-Turnier 1955 begründet, Weltklasse-Dressurreiterin Liselott Linsenhoff, Ann Kathrins Mutter, organisierte es bis 1971. Nach einer Austragungsunterbrechung von 17 Jahren fand es erstmals wieder 1989 statt.
Bundestrainerin Monika Theodorescu betonte auf dem Schafhof die Wichtigkeit des Turniers als Saisonabschluss, obwohl kein Pferd der EM Rotterdam am Start war: „Ich wünsche mir noch drei bis vier solche Turniere in Deutschlands.“ Bundestrainer Otto Becker verwies auf die hohen Kosten und bedauerte, dass heute nicht mehr so viele Top-Reiter nach Deutschland kommen. PSV-Hessen-Geschäftsführer Robert Kuypers räumte zur Freude aller Anwesenden ein, dass sich die FN-Gebühren, für den Veranstalter 2020 halbieren werden.
Die Reiter und Reiterinnen messen sich im Spring-, Dressur- und Fahrsport: Das CSI3* in Frankfurt hat Gewicht mit acht internationalen Prüfungen, Gesamtpreisgeld: 160.000 Euro. Drei große klassische Prüfungen umfasst das CDI5*, das um einen Stern aufgewertet wurde und mit 70.000 Euro Preisgeld lockt. Hinzu kommen die Finals in den weltweit beachteten Dressurserien Nürnberger Burg-Pokal und Louisdor-Preis, bei denen die besten jungen Dressurpferde mit der Perspektive für den großen, internationalen Sport erstmals vor großer Kulisse antreten. In der Vergangenheit haben schon einige Paare den großen Sprung ins Bundesteam geschafft, unter anderem Weihegold, Sammy Davis jr., Emilio und Escobar. Ein Comeback erlebte das beliebte Jump & Drive, bei dem die Reiterinnen und Reiter erst einen Parcours reiten und dann ins Auto wechseln müssen.
Der Weltklasse-Sport ist der Familie Rath/ Linsenhoff beim Festhallen-Reitturnier genauso wichtig wie der Charity-Charakter: Erlös diesmal war für das Mädchenbüro Milena. Dafür wurde die lebensgroße Figur „Lila Pferd“, das Reitturnier-Maskottchen, von einem echten Pferdeauktionator versteigert.
„Stallgeflüster“ / Kitty Pohl