Hessisches Pferdefestival
Das hessische Pferdefestival findet traditionsgemäß alle zwei Jahre statt – zuletzt 2017 in Bad Hersfeld. In diesem Jahr stand als Austragungsort für die vielen Prüfungen, die sich vor allem an Reiter im Freizeitbereich wenden, Schönbach bei Herborn auf dem Programm. Grund genug für ‚Stallgeflüster‘ hier einmal zu schauen, was sich in diesem Bereich so alles tut.
… und das ist eine ganze Menge, stellten wir bei Durchsicht der Ausschreibung fest. So mancher der Wettbewerbe hatte eine Überschrift, die uns erst einmal in der Ausschreibung nachlesen ließ, worum es dabei genau ging. Aber unser Besuch in Schönbach lohnte sich durchaus. Auch wenn es hier an diesem heißen ersten Juni-Wochenende keine – im sportlichen Sinn – schwierigen Prüfungen zu sehen gab, stellten wir fest: Hier tummelten sich viele überaus ordentlich gearbeitete Pferde in den verschiedensten, teilweise ausgefallenen, aber dennoch anspruchsvollen Wettbewerben.
Bei unserer Ankunft hatten wir gerade eine Trail-Prüfung mit Handpferd verpasst – schade eigentlich, denn das Reiten mit Handpferd erfordert sowohl Geschicklichkeit als auch Know how und Übung. Und es ist eine gute Möglichkeit, Pferde ohne Reiter ausreichend zu bewegen oder sie mit einem ruhigen Artgenossen an neue Dinge heranzuführen.
Stattdessen schauten wir uns als erstes einen ganz klassischen Einfachen Reiterwettbewerb an, bevor es dann zu der Prüfung ‚Durch dick und dünn‘ ging. Eine Prüfung, nicht nur für stolze Eltern und Großeltern, sondern auch interessant zu sehen für jeden, der Tag für Tag mit seinem Pferd umgeht. Hier zeigten die Jüngsten und damit sind wirklich die Kleinsten gemeint, solche, die erst vor kurzem selbst das Laufen erlernt haben, möglicherweise auch noch Windeln tragen, wie sie mit ihren Ponys einen Trail bewältigen. Bemerkenswert, wie sich automatisch die Körperhaltung der führenden ‚Zwerge‘ veränderte, wenn Freund Pony etwas anderes möchte, als sein Mini-Führer. Manch Erwachsener könnte daraus lernen. Und besorgt heraneilende Eltern brauchten gar nicht eingreifen – der kleine Pferde-Führer schaffte seinen Trail ganz allein.
Bei der Trail-Prüfung ‚Blinder Führer‘ ging es ganz offensichtlich nicht nur um gute Team-Arbeit, sondern auch um Vertrauen. Das fällt offenbar Kindern und Jugendlichen deutlich leichter, als Erwachsenen. Denn einen Trail mit diversen Aufgabe und Hindernissen mit verbundenen Augen und Pferd an der Hand zu bewältigen, gesteuert lediglich durch das Kommando des reitenden Partners ist nicht ganz einfach. Und so mancher Erwachsenen stolperte gar heftig über die Stangen des Stangen-Ganges und schaffte es nicht, mit der Gießkanne den kompletten Blumenkasten zu bewässern.
Interessant war die Kür mit Musik. Hier traten nicht nur Starter im Dressur-Sattel an – auch die Vertreter im Western-Sattel konnten mit Musik und Ausführung durchaus punkten. Anspruchsvoll empfanden wir auch die Rittigkeitsprüfung mit Halsring. Es gehören sicherlich eine Menge Vertrauen, feine Hilfegebung, Gewicht -und Schenkelhilfen dazu, ein Pferd auf einem Turnierplatz, in dessen Umgebung es nicht gerade ruhig zu geht, Kutschen fahren, Autos und Anhänger, Publikum klatscht, in dieser Reitweise vorzustellen. Unser Resümee: Eine tolle Veranstaltung mit anspruchsvollen Aufgabenstellungen und sauberen Lösungen. Davon würden wir uns gerne mehr wünschen und können sie nur jedem Pferdefreund empfehlen. Langweilig wird dabei niemandem.
„Stallgeflüster“ / E. Stamm