Ein vielseitiges Pferd von der ‚Grünen Insel‘: Das Connemara-Pony
Ponys, auf denen ‚kleine Leute‘ das Reiten erlernen können, gibt es in Deutschland mittlerweile viele.
Zu den wohl bekanntesten Rassen zählen die Shetland Ponys, Isländer, Welsh Ponys etc. Das war nicht immer so – bis in die 60er Jahre kannte und hielt man hierzulande hauptsächlich das Shetland Pony oder Norweger. Erst in den 60er Jahren hielten britische Ponyrassen Einzug hier in Deutschland. Eine dieser Pony-Rassen ist das Connemara-Pony – ein überaus interessantes Pferd – ist es schließlich mit einem Stockmaß von 1,28 bis 1,48m nicht nur für Kinder attraktiv. Um ein wenig mehr über diese Rasse zu erfahren, besuchte ‚Stallgeflüster‘ das Connemaragestüt Kinzighausen und sprach dort mit Michael Jaczak und Sissi Wirth. Die beiden haben sich seit der Übernahme des Hofes vor vielen Jahren der Zucht von Connemaras verschrieben. „Michael ist hier auf dem Hof aufgewachsen. Der vorherige Besitzer war einer der ersten in Deutschland, die Connemara Ponys aus Irland importierten und züchteten. Deshalb ist Michael auch diesen Pferden verfallen – sie gehören einfach zu diesem Hof. Später gab der Vorbesitzer die eigene Zucht weitgehend auf und importierte hauptsächlich Wallache für seinen Reitbetrieb“, erzählt uns Sissi Wirth, die bereits als Kind in Kinzighausen ihre Reiterferien verbracht hatte.
Der Zufall brachte sie zurück, zunächst mit einem Ferienjob, dann geriet sie zunehmend in den Reitbetrieb, absolvierte Trainer-Ausbildungen und zog schließlich 1989 hierher. 1997 kauften die beiden Pferdefans Michael und Sissi ihre erste tragende Stute aus Irland und stellten fest: „Ein Fohlen allein ist doof.“ So reisten sie dann gemeinsam nach Irland um eine weitere Stute zu kaufen – eine fatale Entscheidung: Zurück kamen sie mit zwei weiteren tragenden Stuten sowie drei Jungstuten, die sie dann auch gleich noch in Irland hatten decken lassen. Derzeit leben auf dem Gestüt vierzehn eingetragene Zuchtstuten sowie einige Hengste.
„Doch, was macht das Connemara Pony so besonders?“ will ‚Stallgeflüster‘ natürlich wissen. „Bei uns sagt man oft: ‚Connemaras sind zu halten wie ein Pony und zu reiten wie ein Pferd‘“, meint die Züchterin. „Bei uns bekommen die Connemaras beispielsweise kein Kraftfutter, leben in Offenstallhaltung mit Heu satt und fühlen sich dabei äußerst wohl. Das gilt auch für die Tiere, die im Schulbetrieb im Einsatz sind.“
Die Interessengemeinschaft Connemara-Pony beschreibt die Rasse-Eigenschaften dieser Tiere wie folgt: „Das Pony stammt aus der Connemara, einer Hügel- und Steinlandschaft an der Atlantikküste Westirlands. Seit Jahrhunderten bodenständig und in seiner Frühgeschichte insbesondere durch Einkreuzung von Pferden der iberischen Halbinsel geprägt, wird es seit 1923 durch die irische Connemara-Pony Breeders‘ Society betreut.
Auf das europäische Festland gelangte das Connemara-Pony etwa ab 1960 und fand hier aufgrund seiner vorzüglichen Eigenschaften bald zunehmend Freunde.
Durch die jahrhundertelange natürliche Zuchtauswahl in Irland auf kargen, vom Geröll übersäten und von Steinmauern durchzogenen Hängen entstand ein hartes, wendiges, trittsicheres und vor allen Dingen springfreudiges Pony. Es zählt zu den wenigen Ponyrassen, die im Turniersport ihre großen Vettern auch international nicht zu scheuen brauchen.
Bei einer durchschnittlichen Widerristhöhe von 144 cm zählt das Connemara-Pony zu den größten unter den Ponyrassen. Der kräftige Körperbau, ein vorzüglicher Charakter und ein ruhiges, vertrauenserweckendes Wesen bieten gleichermaßen die Voraussetzungen dafür, dass das Connemara-Pony für Kinder und Erwachsene als Turnier- und Freizeitpony geeignet ist.
Die meisten Connemaras sind Schimmel. Es sind alle Grundfarben vertreten, Füchse (selten), Rappen (selten) und Braune. Hinzu kommen Isabellen, darunter die beliebten Braunisabellen (buckskin, auch als dun bzw. falb bezeichnet). Ebenfalls selten sind Stichelhaarige (Roans). Das Zuchtziel der heutigen Connemara-Ponys versucht, Rassetyp mit guter Rittigkeit und Robustheit zu vereinbaren. Man verlangt ein im Rechteckformat stehendes, vielseitiges Pony mit gutartigem Charakter, ruhigem Temperament und viel Nervenstärke, Stockmaß 128 bis 148 cm, Röhrbeinumfang 17.5 bis 21 cm. Erwünscht ist ein ausdrucksvolles Gesicht, ein genügend langer, gut aufgesetzter Hals, eine gut ausgeprägte Sattellage, elastisch modellierte Oberlinie, eine lange, schräge Schulter, ein trockenes, solides Fundament mit kurzen Röhren und gut ausgeprägten Gelenken. Die Bewegungen sollen energisch, raumgreifend und schwungvoll sein.“
„Bei der Zuchtauswahl achtet Florian Solle, unser hessischer Zuchtleiter, zwar streng auf einen guten Schritt. Aber wichtig ist uns Züchtern vor allem, dass wir das hervorragende Interieur und den Rassetyp erhalten. Schließlich wollen wir kein deutsches Reitpony züchten,“ erklärt Sissi Wirth, die mit ihrem selbstgezogenen Hengst ‚Kinzighausen Hazy Majesto‘ im Januar auf der Bundeszuchtschau in Berlin den 4. Platz belegte.
Und obwohl vielen Züchtern offenbar Interieur und Rassetyp extrem wichtig sind, brauchen sich diese Ponys auch im Sport nicht zu verstecken. In Frankreich werden viele von ihnen hauptsächlich im Springsport eingesetzt, in Österreich hat sich ein Pferd aus Kinzighausen erfolgreich bis in die S-Dressur hochgearbeitet.
Derzeit leben in Deutschland nach Angaben der Deutschen Reiterlichen Vereinigung rund 297 eingetragene Connemara Ponys, ein Prozentsatz von 1,5 Prozent an der Gesamtzahl der Ponys und Kleinpferde in Deutschland.
„Stallgeflüster“ / E. Stamm