Pferde in der Salzkammer – Dampf tut ihnen gut!
Das Jahr 2018 war trocken. So trocken, dass vielerorts die Heu-Ernte schlecht ausfiel: Es fehlt der zweite Schnitt. Demzufolge wird das Heu knapp und mancher Stallbetreiber ist gezwungen, beim Einkauf Zugeständnisse an die Qualität zu machen. ‚Stallgeflüster‘ besuchte Dr. Katharina Imholt von der Tierarztpraxis für Pferde und Kleintiere Am Spitalacker in Gelnhausen und sprach mit ihr über die gesundheitlichen Folgen für unsere Pferde. Sie kann sich gut vorstellen, dass die Zahl der Patienten mit Atemwegsproblemen in diesem Jahr steigt.
„Die Zahl der Patienten mit Atemwegsproblemen hat während der letzten Jahre ohnehin zugenommen“, stellt die Tierärztin gegenüber ‚Stallgeflüster‘ fest. „Doch wenn ein Pferd hustet, Nasenausfluss hat, kurzatmig und wenig belastbar ist, reicht es nicht aus, zu inhalieren oder es in eine Salzkammer zu stellen,“ warnt die Tierärztin vor voreiligen Therapien. „Hier muss zunächst eine ausführliche Diagnostik die Ursachen abklären, um die angegriffenen Atemwege nach Möglichkeit wieder voll funktionsfähig zu bekommen. Denn die Therapie in der Salzkammer kann zwar helfen, aber oft müssen noch andere Mittel zusätzlich zum Einsatz kommen.“
Bei der Diagnose berücksichtigt der Tierarzt neben der Veranlagung des Pferdes dessen Nutzung, Haltung und Fütterung sowie die Stallumgebung. „Geprüft werden Futter- und Stauballergien, eine Lungenfunktionsprüfung durch Blutgasanalyse und/oder Lungenspülprobe sollte Aufschluss darüber geben, woran es hängt. Häufig haben wir es mit einem Abtransport-Problem zu tun – die feinen Flimmerhärchen der Lunge sind so verklebt, dass sie nicht mehr für den Abtransport von Schleim und Bakterien sorgen können. Das sehen wir oft bei Patienten, die nach der Koppel-Saison zurück in den Stall kommen. Staub- und Schmutz-Partikel sind dort konzentrierter vorhanden als draußen und die Luft ist trockener. Nach der Umstellung haben wir dann Husten- oder Nasenausfluss. Auch im Frühjahr, wenn das Tier mehrere Monate im Stall gestanden hat und die Schleimhäute über einen längeren Zeitraum hinweg belastet wurden, treten solche Symptome recht häufig auf“, erklärt Imholt.
„Aufgabe der Veterinärmediziner ist es in solchen Fällen, zunächst die Ursache zu finden, zu behandeln und den verfestigten Schleim zu verflüssigen, damit die Flimmerhärchen ihre Aufgabe wieder erfüllen können. Das kann zum einen über Schleimlöser erfolgen, aber auch über Infusionen und die Salzkammer, sowie Kombinationen. Bei der Inhalation mittels Ultraschallverneblung dringen feinste Flüssigkeitspartikel in die Lunge und tief in die Bronchien, verflüssigen den festsitzenden Schleim, beruhigen die gereizten Schleimhäute und sorgen dafür, dass die Schutzfunktion der Lunge möglichst vollständig wieder hergestellt wird.“
„Wir haben deshalb in Zusammenarbeit mit Medizintechnikern bereits 2016 eine komplette Pferdebox in eine Salzkammer umgewandelt und so isoliert, dass die durch Ultraschall vernebelte hochkonzentrierte Kochsalzlösung nicht entweichen kann. Gegenüber der klassischen Inhalation mit Maske hat die Box den Vorteil, dass die Pferde sie ohne Vorbehalte betreten und während der Inhalation entspannt und tief atmen.
Somit gelangen die mikroskopisch kleinen Flüssigkeitspartikel optimal auch in die kleinen Bronchien. Denn auf eine Maske hat der Eine oder Andere schon mal keine Lust. Die Pferde atmen dann flacher und die Inhalation ist weniger effektiv.“ Neben der Behandlung von Atemwegsproblemen haben die Tierärzte mit der Salzkammer, in der man übrigens entgegen häufiger Vorurteile nicht nass wird, auch gute Erfahrungen bei der Behandlung von Hauterkrankungen gemacht. Die gleichbleibende Salzkonzentration in der Spezial-Box fördert die Hautheilung auch bei Sommerekzemen, Mauke oder Pilzerkrankungen.
Deshalb bietet die Tierarztpraxis Am Spitalacker sowohl eine stationäre als auch ambulante Nutzung der Salzkammer und die Nutzung als Kur für Pferde an.
„Stallgeflüster“ / E. Stamm