Im Portrait: Springsportnachwuchs Nina-Sophie Ernst
Es scheint, als sei es erst gestern gewesen, als man Nina-Sophie Ernst noch mit ihrem schwarzen Pony Nadja auf den hiesigen Turnieren bei Jugendprüfungen treffen konnte. Doch nicht nur aus der Ponyklasse ist die 13-jährige aus Reiskirchen mittlerweile herausgewachsen.
Nina gehört inzwischen dem hessischen Landeskader Springen in der Kategorie Children an und ist auf Turnieren in Deutschland und Europa unterwegs. Mit ihren beiden sechsjährigen Nachwuchspferden Compassion und Scarlett hat sie auch für die Zukunft zwei vielversprechende Kandidaten unter dem Sattel. Wenn man Nina fragt, wann sie das erste Mal auf einem Pferd gesessen hat, berichtet sie lächelnd: „Das war bevor ich laufen konnte.“ Ihr Vater Alexander Ernst, der selbst im Springsattel bis zur Klasse S erfolgreich ist, habe sie bereits im Alter von acht Monaten mit aufs Pferd gesetzt. Seinerzeit mit dem Hengst Alcanar übte er mit Nina im Gepäck manchmal einen kleinen Parcours. Nina hatte bereits großen Spaß dabei. So lag es nahe, dass Nina bereits früh mit dem Pferdevirus infiziert war. Zu ihrem vierten Geburtstag bekam Nina-Sophie ihr schwarzes Pony Nadja, das auf Initiative ihres Großvaters in den heimischen Stall kam. Weil Nina über eine Pferdegeschichte mit einem schwarzen Rennpferd schwärmte, erklärte der Opa: „Das Pferd sieht aus wie das Rennpferd in der Geschichte, nur etwas kleiner.“ Bereits ein Jahr später startete Nina-Sophie mit ihrem schwarzen Pony in der Führzügelklasse, mit sieben Jahren kamen Starts bei ersten kleinen Springprüfungen hinzu. Ihr erstes Großpferd „Paula Minimoney“ bekam Nina mit elf Jahren zu ihrem Geburtstag am 23. September. Davor hatte Nina Paula bei Hartmut Haas ausprobiert und war begeistert, wusste allerdings nicht, dass ihre Eltern bereits für sie das Pferd als Geburtstagsüberraschung gekauft hatten. In der Zeit vor ihrem Geburtstag wurden sämtliche „möglichen Kaufinteressenten“ kritisch beäugt, bis schließlich Nina an ihrem Geburtstag einen Wunsch frei hatte und sich der Wunsch: „Paula Minimoney“ dann auch offiziell erfüllte. Es folgten zahlreiche Siege und Platzierungen in E- bis L- Springen mit der Stute, von der Mutter Sonja Ernst sagt: „Paula ist zuverlässig und brav, eben ein ideales Einsteigerpferd.“
Der nächste Pferdewechsel von Nina kam durch einen eher unschönen Anlass. Beim Springturnier des RSC Ruttershausen wurde Nina mit Paula Minimoney auf dem Abreiteplatz von einem anderen Reiter umgeritten. Dabei wurde die Stute verletzt und konnte nicht mehr starten. Weil Nina-Sophie allerdings unbedingt beim heimischen Turnier an den Start gehen wollte, bat sie ihre Mutter Sonja, der Acropolis gehört, ob sie nicht die 9-jährige Stute reiten könne. „Nina hatte bis dahin Acropolis noch nie geritten und dann ging es einfach los“, so Sonja Ernst. Auf Anhieb erreichte das Paar im A**-Springen den zweiten Platz und Mutter Sonja war klar, welches Pferd ihre Tochter in nächster Zeit reiten würde. Über Acropolis sagt Nina: „Die ist zuverlässig und grundschnell. Mit der kann man Springen gewinnen.“ Gerade im letzten Jahr hat Nina viele L-Springen mit Acropolis gewonnen. Seit Ende 2015 ist Nina-Sophie nun im Hessischen Springkader in der Kategorie Children. In den Ferien nimmt sie regelmäßig an Kaderlehrgängen teil und hat hierdurch auch Freunde in ganz Hessen gefunden. „Da wird es dann manchmal schwierig mit den Verabredungen“, erzählt Sonja Ernst.
Derzeit hat Nina-Sophie die Möglichkeit neben Paula Minimoney und Acropolis auch den Wallach Alonso zu reiten, der ursprünglich Alexander Ernst von Jürgen Schäfer zur Verfügung gestellt wurde. Mit Alonso erreichte die Schülerin beispielsweise den fünften Platz in der ersten Qualifikation beim Preis der Besten in Warendorf. Mit Alonso und Acropolis war Nina-Sophie auch zuletzt in Fontainebleau in Frankreich am Start. Hier wurde es mit Acropolis der sechste Platz in der kleinen Children-Tour.
Mit Schule, Training, Kaderlehrgängen und Turnieren hat Nina-Sophie bereits jetzt ein straffes Tagesprogramm zu absolvieren, wobei die Schülerin tatkräftig von der ganzen Familie unterstützt wird. Während Vater Alexander Ernst für das Springtraining der Tochter zuständig ist, organisiert Mutter Sonja den weiteren Tagesablauf. Bei den Fahrten zu den Turnieren springen zusätzlich auch mal die Großeltern ein, die ansonsten auch Ninas Bruder Leonard bei seiner Fußballleidenschaft unterstützen.
Vater und Trainer Alexander Ernst legt sehr viel Wert auf die dressurmäßige Arbeit der Springpferde und schätzt an Nina ihren Ehrgeiz und ihr gutes Gefühl für Distanzen. Der Springfachmann versucht mit seiner Tochter die Woche über an Problemen zu arbeiten, die sich an den Turnierwochenenden ergeben haben. Dabei werde zum Wochenende auch immer geschaut, „welche Pferde gut drauf sind und welche Pferde eher eine Pause brauchen“. Bei den Kaderlehrgängen konnte Nina bereits mehrfach bei Nachwuchstrainer Eberhard Seemann trainieren. Für die Einsatzplanung von Ninas beiden sechsjährigen Nachwuchspferden ist Alexander Ernst positiv gestimmt und betont: „junge Reiter können sehr viel von den Fortschritten ihrer jungen Pferde lernen.“ Während Nina bereits als sportliches Ziel eine Teilnahme an der EM im Blick hat, findet ihr Vater, dass eine Teilnahme an den Deutschen Meisterschaften im September bereits ein gutes Ziel sei. Alexander Ernst versucht die Auswahl der Turniere so zu treffen, dass die Starterfelder aus erfolgreichen Teilnehmern bestehen. „Da ist dann das Leistungsniveau einfach höher und man weiß gleich wo man wirklich steht.“ Täglich ist Nina nach Schule und Hausaufgaben im Stall, um zwei bis drei Pferde zu reiten. Bei den Fahrten zu den Turnieren ist der Schulranzen immer dabei, damit in den Pausen der Schulstoff der siebten Klasse gelernt werden kann. Zum „durchorganisierten Familienunternehmen“ sagt Sonja Ernst: „Man kann schon glücklich sein, dass alle an einem Strang ziehen.“ Wenn Nina im Parcours an den Start geht, fiebert die Familie jedes Mal mit und Mutter Sonja gibt zu „die Nervosität legt sich nicht mit der Zeit, sondern wird eher noch schlimmer.“ Das sei kein Vergleich dazu, wenn man selbst reitet. Auf die Frage, welches denn nun von den vielen Pferden Ninas Lieblingspferd ist, kommt die Antwort der Schülerin schnell: „Ich mag sie einfach alle gleich gerne.“ Und auch auf die Frage, warum sich Nina so früh für den Springsport entschieden hat, folgt die Antwort prompt: „Springen ist einfach spannender.“ „Stallgeflüster“ jedenfalls wünscht Nina-Sophie auch weiterhin viel Erfolg im Springsattel.
„Stallgeflüster“ / Tanja Radermacher