„Gähnen ist Zeichen von Entspannung“
Griedeler Reiter absolvieren Workshop für Muskeldehnung am Pferd – Wellnessprogramm für den tierischen Sportpartner. Einen Workshop „Muskeldehnung für Pferde“ veranstaltete der Reit-und Fahrverein Griedel Ende Mai auf seinem Reitplatz an der Neuweidstraße.
DIPO- Pferdeosteotherapeutin Ann-Kathrin Peschke von der Pferdetherapie Peschke, war hierfür nach Griedel gekommen, um den Teilnehmern mit ihren Pferden Tipps für das alltägliche Training ihrer Vierbeiner zu geben. Jeweils zwei Teilnehmer übten an einem Pferd. Zunächst erfuhren die Reiter und Pferdefreunde allerdings in einem theoretischen Teil, weshalb Muskeldehnung auch für ihre Pferde wichtig ist. In ihrer theoretischen Einführung erklärte Peschke, dass bei Profisportlern ein Training ohne Dehnungen mittlerweile undenkbar sei, denn dadurch würden Verletzungen vorgebeugt und die athletischen Fähigkeiten verbessert. Durch Dehnungen könnten beispielsweise Muskelfasern verlängert werden. Die Verletzungsgefahr werde vermindert, da es weniger Spannungen auf Gelenke, Sehnen, Muskeln und Bänder gebe. Sehnen, so die Osteotherapeutin, seien weniger elastisch als Muskeln. Ihre Geschmeidigkeit sei abhängig von der Dehnfähigkeit des Muskelbauchs. Was für den Profisportler und auch für Reiter gelte, so Peschke, gelte natürlich auch für den Sportpartner Pferd. Als Lauf- und Beutetier müsse ein Pferd durch ständige Bewegung seinen Bewegungsapparat geschmeidig halten. Viele Pferde litten allerdings unter verkürzter Muskulatur, was beispielsweise ein Resultat der Boxenhaltung sei, die dem Pferd die Möglichkeit nehme, sich ständig zu bewegen. Außerdem müssten die meisten Sportpferde maximale Leistungen bringen, weshalb Dehnübungen zum täglichen Trainingsprogramm dazugehören sollten. Muskeln würden durch gymnastizierende Arbeit aktiv gedehnt, dies sei jedoch meist nicht ausreichend, so Peschke. Wenn man von seinem Pferd athletische Fähigkeiten verlange, dann müsse man dies auch mit Übungen unterstützen. Durch Dehnübungen werde beispielsweise die Durchblutung und der Lymphfluss verbessert, die Muskulatur werde besser durchblutet und dadurch leistungsfähiger. Sie ermüde dadurch langsamer und die Erholungsphase werde kürzer. Ziel vom passiven Dehnen sei, die maximale Länge der Muskelfasern zu verbessern, damit die Fasern geschmeidiger würden und die zugehörige Sehne weniger Zug und Belastung erfahre. Ein verkürzter Muskel beispielsweise ziehe permanent an den Ansatzstellen am Knochen, wodurch diese Stelle durch den permanenten Zug überlastet werde, sich schließlich entzünde und schmerzhaft werde. Mit einem Überblick zur Pferdeanatomie erläuterte Peschke die wichtigsten Muskelgruppen, bevor es dann ans eigentliche Training ging. Generell solle als Vorbeugung eine Muskelgruppe mindestens 10 bis 20 Sekunden gedehnt werden, mit drei bis vier Wiederholungen. Zwei- bis dreimal die Woche sei dabei optimal, so Peschke. Bei den praktischen Übungen am Pferd kamen bei hochsommerlichen Temperaturen besonders die Pferdefreunde ins Schwitzen, denn das Heben und Halten Pferdebeine artete für sie in körperliche Arbeit aus. Währenddessen war bei ihren Pferden bereits nach kurzer Zeit eine deutliche Entspannung festzustellen. Sichtlich genossen die Vierbeiner das „Wellnessprogramm“ für ihre Muskeln. Zusätzlich konnten die Reiter bei den Dehnübungen und im Gespräch mit der Ostheotherapeutin Peschke erfahren, dass bestimmte verkürzte Muskelgruppen auch die Probleme des Pferdes beim Reiten wiederspiegeln. „Wenn Ihr Pferd nach den Übungen den Kopf schüttelt, kaut oder gähnt, dann ist dies ein gutes Zeichen. Die Verspannungen haben sich gelöst und Ihr Pferd fühlt sich wohler“, so Peschke. Sollten die Pferde allerdings nach den Dehnungen schlechter laufen, sei dies meist ein Zeichen für ein tieferliegendes Problem, das einem Therapeuten oder einem Tierarzt vorgestellt werden solle.