Fohlenschau
Welcher Pferdezüchter träumt nicht davon, dass ihm mit seinem Fohlen „der ganz große Wurf“ gelungen ist. Dass es ein weltberühmtes „Jahrhundertpferd“ wird, was alles bisher dagewesenes in den Schatten stellt. Deshalb ist eine Fohlenschau immer eine sehr emotionale Veranstaltung.
Leider bleibt es aber in den allermeisten Fällen nur ein Traum, wenn auch ein sehr schöner. Um die Qualität des Pferdenachwuchses realistisch einschätzen zu können und um es im Verhältnis zu anderen Fohlen derselben Rasse und desselben Alters zu beurteilen, bieten fast alle Pferdezuchtverbände zentrale Fohlenschauen an.
Bei dieser Veranstaltung stellen sich alle Fohlen eines Jahrgangs einer Bewertungskommission. Je nach Anzahl der gemeldeten Fohlen werden sie entweder in verschiedenen Abteilungen oder nach Geschlechter getrennt bewertet. Voraussetzung für eine Teilnahme an einer Fohlenschau ist eine Mitgliedschaft des Zuchtverbandes die Stute sollte als Zuchtstute eingetragen sein.
Der wichtigste Grund, an einer Fohlenschau teilzunehmen ist es aber, dass das Fohlen zu dieser Veranstaltung seine Lebensnummer zusammen mit der aktiven Kennzeichnung (Mikrochip und evtl. Brandzeichen) erhält. Diese Kennzeichnung macht es zusammen mit der nur einmal vergebenen Lebensnummer und dem Signalement (Einzeichnung der Farbe, der Abzeichen und en Wirbeln) im Equidenpass unverwechselbar und einmalig. Für den Züchter ist es wichtig, dass er den Deckschein, Abstammungsurkunde der Mutterstute und die Abfohlmeldung zu der Veranstaltung mitbringt, damit eine Registrierung durch den Zuchtverband erfolgen kann.
Um die Fohlen möglichst optimal zu präsentieren ist eine sorgsame Vorbereitung der Youngsters notwendig. So müssen sie zum Beispiel schon halfterführig sein und sich unter Umständen an ihren Müttern, die einen Bauchgurt tragen, festbinden lassen. Sie sollten gelernt haben, sich vor einer Kommission aufstellen zu lassen und dabei einige Sekunden ruhig stehen zu bleiben. Das Fohlen sollte sich bereits frei und takt-rein in der geforderten Gangart bewegen wissen.
Die Fohlen, die bereits mehrfach zusammen mit Ihren Müttern transportiert worden sind, haben den Vorteil, dass sie stressfreier und entspannter zum Veranstaltungsort kommen und sich dadurch dem Gremium gelassener präsentieren können.
Bevor nun die erste Beurteilung im Leben der jungen Tiere ansteht, sollten sie sorgfältig geputzt und eventuell sogar gewaschen werden. Je nach Rasse werden sie entweder frisch frisiert, oder die Mähne wird zu Zöpfen eingeflochten. Der Hufschmied berundet noch einmal die Hufe und korrigiert kleine Fehlstellungen. Die Fohlen sollten mit Halftern vorgestellt werden, die Ihre Schönheit betonen. Trachtenhalfter aus breitem Leder, poppig bunte Halfter oder Trensen sind nicht dazu geeignet.
Auch wenn es hier um den Nachwuchs geht, sollten auch die Mutterstuten entsprechend herausgeputzt werden um einen positiven Gesamteindruck zu hinterlassen. Die Stute sollte beim Führen jederzeit regulierbar sein und nicht Ihren Vorführer überlaufen oder sich losreißen. Mit Ausnahme von Waisenfohlen müssen alle Fohlen bei Fuß ihrer Mütter vorgestellt werden, um die Abstammung einwandfrei zu belegen. Natürlich sollte auch der Vorführer entsprechend der Verbandsordnung gekleidet sein. Das heißt in den meisten Fällen, dass ein Shirt mit dem Emblem des Zuchtverbands sowie entweder eine weiße oder eine schwarze Hose und helle oder dunkle Laufschuhe getragen werden.
Zunächst werden die Fohlen einzeln bewertet. Bei den meisten Pferdezuchtverbänden wird die Benotung der Fohlen in den folgenden vier Punkten in unterschiedlicher Gewichtung bewertet:
Typ: Hier wird der Rasse und Geschlechtstyp benotet
Gebäude: Es wird der Körperbau in seinen Proportionen und seiner Korrektheit benotet
Fundament und Gangkorrektheit: Hier werden die Gliedmaßen und deren Stellung zueinander bewertet.
Bewegungsablauf: Bei diesem Punkt wird die Harmonie und der Raumgriff in den Bewegungen bewertet.
Jedem Punkt wird eine Note zwischen 1 und 10 gegeben und dann durch vier geteilt. So entsteht eine Gesamtnote, mit der das Fohlen bewertet wird. Je höher diese Note ist, desto besser war die Bewertung. Bei einer Note von 7,5 und besser vergibt der Verband eine Prämie. Die Fohlenprämie wird im Equidenpass, die der veranstaltende Zuchtverband dem Fohlen ausstellt, mit der Kennzeichnung: „Als Saugfohlen prämiert.“ Vermerkt.
Zum Abschluss werden alle Fohlen noch einmal zusammen auf einem Ring vorgestellt und es wird das Siegerfohlen ermittelt, prämiert und besprochen. Dieser Moment ist für den Züchter die Gelegenheit zu sehen, wo er sich mit seinem Zuchtprodukt befindet
Allerdings muss man berücksichtigen, das eine Schau immer nur eine Momentaufnahme darstellt, die sich schon Morgen ganz anders zeigen kann. Es hängen einfach zu viele Faktoren daran, wie sich das Fohlen präsentiert, welche Tagesform es hat und wie es in dem entscheidenden Augenblick von der Bewertungskommission gesehen wird.
„Stallgeflüster“ / Ulrich Schmelzer