Wie wird man eigentlich… Trainer(in) im Westernreitsport
Die Ausbildung von Reiterinnen und Reitern steht und fällt nicht nur mit einem guten Lehrpferd, sondern hat auch viel mit der Qualität des Ausbilders zu tun. Ist man als Reiter ambitioniert und will selbst in der Ausbildung anderer Reiterinnen und Reiter tätig werden, ist es gut, wenn man die richtigen Ansprechpartner kennt und weiß, was beispielsweise bei der Trainerausbildung erwartet wird. Wir von „Stallgeflüster“ haben bei Westerntrainerin Regina Götte aus Ranstadt – Bobenhausen nachgefragt. Götte ist seit 2005 Trainerin – A im Westernreitsport und bestand 2012 die Prüfung zur Pferdewirtschaftsmeisterin Zucht und Haltung mit der Graf von Lehndorf-Plakette in Silber. Zudem ist sie als Turnierreiterin und Leiterin zahlreicher Fortbildungsveranstaltungen aktiv mit dem Westernreitsport verbunden.
„Stallgeflüster“: Frau Götte, wenn ich als ambitionierte Westernreiterin beispielsweise hier in Hessen umziehe und einen neuen Trainer für mich suche, der möglichst qualifiziert sein sollte, an wen kann ich mich da wenden?
Götte: Die Erste Westernreiter Union Deutschland (EWU) ist hier der Ansprechpartner. Bei uns in Hessen ist es die EWU-Hessen, die eine eigene Internetseite (www.ewu-hessen.de) besitzt. Hier gibt es einen Button für Trainerlisten und Kurse. Man kann dort die Liste der Trainer und deren Qualifikation einsehen.
„Stallgeflüster“: Wer ist für die Ausbildung der Westerntrainer in Deutschland zuständig?
Als Oberaufsicht ist hier zunächst die EWU – Deutschland mit Sitz in Warendorf zuständig. (www.westernreiter.com). Die Trainerausbildung darf nur von Trainern -A übernommen werden. Trainer -C und -B dürfen dies noch nicht. Die Trainer –A, die ausbilden, müssen sich regelmäßig über die EWU weiter qualifizieren. Jedes Jahr im Januar gibt es hier eine Fortbildungsveranstaltung von der EWU. Das ist eine Pflichtveranstaltung für alle Trainer – A, die weiter Trainer – C und – B ausbilden möchten.
Ein Trainer A –Lehrgang wird alle zwei Jahre ausgeschrieben. Da können sich zwei Trainer- A, die schon genug Trainerkurse veranstaltet haben, bei der EWU bewerben. Sie müssen dafür auch die entsprechende Reitanlage vorweisen können. Die EWU entscheidet dann, an welches Trainer -A – Team der ausgeschriebene Lehrgang abgegeben wird. Die Prüfung erfolgt von jeweils zwei EWU-Richtern und einem FN-Richter, die auch wieder die entsprechenden Qualifikationen haben müssen.
„Stallgeflüster“: Wenn ich selbst schon einige Erfolge im Westernturniersport erzielt habe und gerne die Trainerlaufbahn im Westernreitsport einschlagen würde, was muss ich machen, um eine Ausbildung beispielsweise zum Westerntrainer – C zu absolvieren?
Götte: Zunächst muss derjenige schon einmal bestimmte Grundvoraussetzungen erfüllen.
Das fängt an mit dem Basispass Pferdekunde. Man braucht das Westernreitabzeichen IV, wobei man sich das auch über Turniererfolge anerkennen lassen kann. Dann braucht man das Westernreitabzeichen Klasse III (Bronzenes Reitabzeichen). Zwischen diesen beiden Abzeichen muss eine Frist von mindestens vier Wochen liegen. Zudem benötigt man das Longierabzeichen LA V. Zur Vorbereitung muss man auch einen Trainerassistentenlehrgang Westernreiten über vier Tage absolviert haben. Darüber hinaus muss man ein erweitertes polizeiliches Führungszeugnis (nicht älter als 6 Monate) vorlegen und einen Erste –Hilfe-Kurs (nicht älter als 2 Jahre). Wenn diese Voraussetzungen vorliegen, kann man sich überhaupt erst zu einem Trainer –C-Lehrgang anmelden.
„Stallgeflüster“: Wie läuft der eigentliche Lehrgang ab?
Götte: Der Trainerlehrgang umfasst insgesamt 18 Tage, inklusive Prüfung. Das wird meist in zwei Teile aufgeteilt, weil immer auch eine Lehrprobe geschrieben werden muss, die dann circa 20 DIN A4 Seiten umfasst. Es ist dann schön, wenn die Lehrprobe in der Lehrgangspause geschrieben werden kann. Ansonsten wird im Lehrgang jeden Tag die Unterrichtserteilung geübt. Da gibt es das Feedback von den Kollegen und der Lehrgangsleitung. Zudem steht Reitpraxis auf dem Programm, denn in der Prüfung muss eine Horsemanship – Aufgabe und ein Trail geritten werden. Außerdem geht man in der Gruppe ins Gelände und gibt sich dort gegenseitig Unterricht. Themen wie Gruppengalopp, von der Gruppe Wegreiten oder Straßenüberquerungen werden geübt. In der Theorie gibt es Fragen zu Reitlehre, Pferdehaltung und Fütterung und zur Tiergesundheit. Da sollten die Trainer –C Bescheid wissen, denn sie sind ja letztlich diejenigen, die von den Schülern gefragt werden, wenn mit dem Pferd einmal etwas nicht stimmt. Gefragt wird zudem Theorie zur Unterrichtserteilung und Trainingslehre. Alle Voraussetzungen kann man in der Ausbildungs-Prüfungs-Ordnung der FN (APO) nachlesen. Das ist sehr umfassend. Beim Thema Trainingslehre haben geprüfte Trainer einen echten Vorteil gegenüber Trainern ohne Lizenz, denn sie haben gelernt, welche Trainingsintervalle am besten sind, um Muskulatur aufzubauen. Die Leute wissen dann auch, dass man einen Sportler, sei es der Reiter oder das Pferd, auch übertrainieren kann und damit Muskulatur abbaut.
„Stallgeflüster“: Was würden sie Leuten raten, die eine Trainerlaufbahn einschlagen wollen?
Götte: Man sollte grundsätzlich gute Reitkenntnisse mitbringen. Das müssen nicht unbedingt Turniererfolge sein. Allerdings ist es für die Prüfungssituation natürlich einfacher, wenn man so etwas schon gewohnt ist. In der Prüfungssituation kommt es eben drauf an, die beste Leistung abzurufen. Eine Turnierprüfung zu verpatzen ist dann auch nicht ansatzweise so kostspielig, wie eine verunglückte Trainerprüfung. Wenn man es vorher schon gewohnt ist, unter den strengen Augen der Richter zu reiten, fällt es einfach leichter in der Prüfung locker zu bleiben und gute Leistungen abzurufen.
„Stallgeflüster“: Frau Götte, vielen Dank für das Gespräch.
„Stallgeflüster“ / Tanja Radermacher