Bekannt im Sattel Stallgeflüster-exklusiv: Nele Neuhaus
Wer gerne Krimis liest, kommt kaum an ihr vorbei: Nele Neuhaus. Ihre Taunus-Krimis, die oft im Reiter-Milieu spielen, haben alle Plätze auf den Bestseller-Listen von Spiegel und Amazon erobert. Nele Neuhaus ist Reiterin, bodenständig, realistisch und ein durch und durch positiver Mensch.
„Geschrieben habe ich schon immer“, sagt die heute 47jährige. „Schon als junges Mädchen habe ich meine Alltags-Erlebnisse mit einiger Phantasie aufgepeppt und aufgeschrieben. Da wurde so manches Schulheft voll – in einem Fall sogar mehrere.“ Viele dieser Geschichten spielten natürlich – wo sonst bei einer Reiterin – im Stall. Neuhaus‘ Reiterkarriere begann zunächst beim Voltigieren, dann, mit zehn, lernte sie reiten. „Als ich elf war, zogen wir von Paderborn nach Bad Soden im Taunus. Da hatte ich das Glück, dass der alte Bad Sodener Stall nur drei Minuten von meinem Elternhaus entfernt lag, für ein reitbegeistertes Mädchen natürlich ein ‚Volltreffer’“.
Ihre Geschichten spielten also bereits im Taunus, in einer durchaus realen Umgebung, als an den ‚großen Erfolg’ noch kein Gedanke war. „Allerdings habe ich das niemals so richtig zu Ende gebracht. Das meiste wanderte in den Müll.“ Anders als andere Mädchen, die mit 16, 17 den ersten Freund kennen lernen und das Reiten aufgeben, blieb Nele Neuhaus dabei. „Das verdanke ich einer Freundin, die eigene Pferde besaß, um die wir uns gekümmert haben.“ So kam die heutige Autorin schon früh in Kontakt mit der hessischen Turnier- bzw. Springreiterszene, in der sie, noch relativ jung, auch ihren späteren Mann, den Springreiter Harald Neuhaus, kennen lernte.
„Beruflich habe ich eine typische 80er Jahre-Karriere hingelegt, zunächst als Sekretärin bzw. ‚Mädchen für alles’ in einer Frankfurter Werbeagentur gearbeitet und dann Jura studiert. Das Studium habe ich irgendwann aufgesteckt – mein Mann war selbständiger Unternehmer und Workaholic. Ich unterstützte ihn in seiner Fleischfabrik und kümmerte mich um das Training seiner Springpferde. Das Schreiben habe ich allerdings nie aufgegeben – obwohl mein Mann gar nichts davon hielt. Und je mehr ihn seine Arbeit beschäftigte, desto ernsthafter schrieb ich.“
Ein Besuch in New York führte schließlich dazu, dass Neuhaus’ erstes Buch entstand. Es gefiel ihr so gut, dass sie nach einem Verlag suchte. „Doch einen Verlag zu finden ist gar nicht so einfach“, stellt Neuhaus heute fest. „Schließlich ließ ich 500 Exemplare von ‚Unter Haien’ auf eigene Rechnung drucken, verkaufte sie an die Kunden der Fleischfabrik und veranstaltete Lesungen im Bekanntenkreis.
Auch um die Produktion und den Vertrieb der ersten Taunus-Krimis mit den inzwischen weltweit bekannten Hauptfiguren, Kommissar von Bodenstein und Pia Kirchhoff, kümmerte Neuhaus sich selbst. Ihr zweites Buch, den ersten Taunus-Krimi, ließ sie bereits mit einer Auflage von 1.000 Exemplaren drucken. „Die Bücher lagen in meiner Garage, wurden im Laden mit verkauft, ich selbst fuhr sie an Buchhandlungen aus und schließlich wurden auch die Fleischliefer-Fahrer in den Buch-Vertrieb mit eingebunden“, erzählt die dynamische Autorin. Rund 45.000 Bücher verkaufte sie so, ohne Verlag. Erst 2009 erschien ihr dritter Roman „Tiefe Wunden“ im Ullstein-Verlag, der auch ihre beiden ersten Romane „Eine unbeliebte Frau“ und „Mordsfreunde“ mit ins Programm aufnahm. Auch das in New York angesiedelte Buch „Unter Haien“ wurde hier wieder aufgelegt. Inzwischen zählt Nele Neuhaus zu den internationalen Bestseller-Autoren und die Taunus-Krimis finden sich weltweit – sogar in koreanischen Buchhandlungen.
„In alle meine Bücher fließen eigene Erfahrungen ein und ich denke, das spüren die Leser“, meint Neuhaus, die auch schon einmal einen Reitlehrer, über den sie sich geärgert hat, in einem ihrer Krimis verewigt. Die Reiterei ist ihr – trotz ihres beruflichen Erfolges – noch immer wichtig: So lebt beispielsweise die Romanfigur Pia Kirchhoff auf einem Reiterhof im Vordertaunus, der Neuhaus‘ Freundin gehört. Hier stehen auch zwei Rentner-Pferde der Autorin: Won Da Pie (33) und Priamos, der auch schon 28 Jahre alt ist.
Und zum Reiten hat sich Nele Neuhaus in diesem Jahr ihr erstes eigenes Pferd gekauft – ein Quarterhorse namens Indy. „Durch meinen Ex-Mann hatte ich immer Pferde und habe auch gezüchtet. Aber das ‚normale’ Warmblut ist recht aufwändig zu reiten. Und ich möchte, ebenso wie viele Leute in meinem Bekanntenkreis, ein Pferd haben, das ‚cool’ ist, mit hoher Reizschwelle. Western-Pferde haben einfach den ’will to please’ – da kann sich auch jemand drauf trauen, der längere Zeit nicht geritten ist.“ Da gibt es kein bocken, kein scheuen. Wer weiß, vielleicht erscheint ja in den nächsten Jahren einmal ein Krimi, der in einem Western-Stall spielt?
Doch zunächst steht für Nele Neuhaus erst einmal die Frankfurter Buchmesse auf dem Programm. Dort stellt sie ihren neuesten Taunus-Krimi ‚Die Lebenden und die Toten’ vor und hält bundesweit Lesungen von Kronberg über München bis nach Hamburg. Darüber hinaus strahlte, nachdem die Verfilmung von ‚Schneewittchen muss sterben’ eine Einschaltquote von rund sieben Millionen erreichte, das ZDF am 20. Oktober die Verfilmung von ‚Mordsfreunde’ aus.
„Stallgeflüster“ / Elke Stamm