Very British: 5. Lusienluster Polocup in Hirzenhain
Polo ist in Deutschland nicht gerade ein Volkssport. Deshalb freuen wir uns in der Redaktion Stallgeflüster über eine Einladung zum 5. Luisenluster Polocup ganz besonders und machen uns auf den Weg. Hirzenhain im westlichen Vogelsberg ist die Heimat des Hessischen Poloclubs Luisenlust.
Die Anreise – von Frankfurt rund 50 Minuten – bietet uns herrliche hessische Landschaftsbilder, macht Lust auf einen entspannten Tag im Grünen. Allerdings: Kurz vor dem Ort Hirzenhain weist uns unser Navi dann plötzlich den Weg in den Wald. Das tut man nicht – auch wenn da kein ausdrückliches Verbotsschild steht und auch dann nicht, wenn es um eine Stallgeflüster-Reportage geht. Schließlich gelangen wir dann doch über eine öffentliche Straße recht nah an das Hofgut Luisenlust heran und benutzen dann eben doch einen Weg, den wir üblicherweise nicht befahren würden. Aber: Wir sind richtig! Der Weg gehört zum Hofgut Luisenlust, das wiederum Fürst Philipp zu Stolberg-Wernigerode gehört. Der Fürst ist leidenschaftlicher Polo-Spieler – kein Wunder, sein Onkel, Freiherr Albrecht von Maltzahn war lange Jahre Präsident des Deutschen Poloverbandes und stellte seine pensionierten Polopferde auf Luisenlust unter.
Noch bevor wir das Auto verlassen, beeindruckt uns bereits der vor uns liegende, teils von Wald umgebene, riesig anmutende Poloplatz. Liebevoll gestaltet die Zelte und Sonnenschirme am Rande, in und unter denen die Gäste Erfrischungen und so manch kunsthandwerkliches Mitbringsel aus der Region finden. Auf enge Bindung zur Region Legen Fürst und Fürstin zu Stolberg-Wernigerode bereits seit der Ausrichtung des ersten Luisenluster Polocups im Jahr 2010 großen Wert. Und das mit Erfolg. Zählte man im ersten Jahr rund 1.500 Zuschauer, so kamen in diesem Jahr bereits rund 5.000 Menschen zu dieser eintrittsfreien Veranstaltung mit ‚Polosport zum Anfassen’, Sponsoren und Verkaufsständen aus der Umgebung. Und, ‚very British’, denn auch die Queen tut’s, kam das Publikum zum ‚tread in’. Dabei ist es aufgefordert, den rund 180 x 270 Meter großen Platz zu betreten und die von den Pferdehufen in die Grasnarbe getretenen Löcher zu stopfen.
Gepflegte Volksfest-Atmosphäre herrschte dann auch auf dem Platz. Professionell die Beschallung, ebenso die erfahrene Polo-Sprecherin Jan Kiesel, die Teams international, mit bekannten Spielern besetzt – also beste Voraussetzungen für rasanten, spannenden Polosport. Die Bindung zur Region spiegelte sich dann im Rahmenprogramm wieder: Da zeigte beispielsweise der Reiterhof Breitenhaide aus Ortenberg eine Quadrille, das Barockteam Esperanza kam aus Obermörlen, die Vogelsbergmeute legte eine Schauschleppe und – last but not least – kam auch das traditionelle Licher Sechser-Kaltblutgespann zum Einsatz.
Spannend, blitzschnell und mitreißend waren die Spiele – die Stimmung der Zuschauer entsprechend. Von Freitag bis Sonntag gab es jeweils drei Matches, jedes eingeteilt in vier Chucker, nach denen die Pferde gewechselt werden. Die sechs Teams, benannt nach regionalen Sponsoren, Engel & Völkers, Hessol, Deko Studio Schwab, Land Rover Milinski, Licher und nicht zuletzt natürlich die Lusienluster Platzhirsche zeigten beachtliche sportliche Leistungen an diesem heißen Wochenende. Das Finale am Sonntag bot noch einmal Spannung pur: Team Engel & Völkers und Hessol kämpften um den ersten Platz – kaum hatte ein Team ein Tor erzielt, erlangte auch das andere gleich ein Tor. Erst im vierten Chucker fiel die Entscheidung für Engel & Völkers. Die gastgebenden Luisenluster Platzhirsche mit Teamcaptain Philipp zu Stolberg belegte nach einem ‚heißen’ Spiel gegen Deko Team Schwab den dritten Platz.
Nach den Erfolgen der vergangenen Poloturniere plant der Hessische Poloclub Luisenlust die Ausrichtung der Deutschen Meisterschaften im Low Goal – mit Sicherheit wieder ein packendes Event in ländlich romantischer Umgebung.
„Stallgeflüster“ / Elke Stamm