Bekannt im Sattel Stallgeflüster-exklusiv: Peter Gebhard
Bekannt ist Peter Gebhard vor allem durch seine Fotos oder Filmreportagen aus aller Welt. Über seine große Produktion „Panamericana-Abenteuer zwischen Alaska und Feuerland“ berichteten TV Sender wie ZDF, 3sat, WDR und BR3. Das TV-Magazin Vox-Tours begleitete Peter Gebhard auf einer abenteuerlichen Reise nach Bolivien. Der Profi-Fotograf und Buchautor zählt zu den renommiertesten deutschen Vortragsreferenten und hat daneben bisher zehn Bücher, die letzten vier als großformatige Bildbände, veröffentlicht. Aber auch auf dem Pferderücken sitzt Peter Gebhard sicher im Sattel.
Bei seinen zahlreichen Touren durch ferne Länder kommt Peter Gebhard immer wieder in die entlegensten Gebiete der Erde. „Da kommt man dann teilweise nur noch zu Fuß oder mit dem Pferd weiter“ erzählt uns der Fotograf, über den der WDR ein Portrait über sein mehrjähriges Panamericana-Projekt drehte. Richtig zum Reiten kam der Mann aus Paderborn bei seinen Touren auf Island für seinen Bildband: „Island- Insel aus Feuer und Eis“. 2002 plante der Fotograf eine Islandtour entlang der Route, die vor 100 Jahren die Menschen mit ihren Pferden für ihre Treibholztransporte genutzt haben. Die Westfjorde liegen Abseits, weit draußen im Atlantik und sind schwer zugänglich. „Vorher habe ich in Deutschland bei Freunden etwas auf dem Pferd trainiert“ erzählt uns Gebhard. Mit gemischten Gefühlen sei der Reiter, der als Kind erstmals auf der Kirmes auf einem Pferd saß, dann nach Island gefahren. Bei der Tour mit sechs Reitern und 16 Pferden war er neun Tage außerhalb der Zivilisation unterwegs. „Da gibt es keine Infrastruktur mehr, und man ist mit den Pferden völlig auf sich allein gestellt.“ Gebhards isländischer Freund Thodur Halldorsson, der Reittouren auf der Insel organisiert, gab dem Fotografen Tipps zum Umgang mit den Vierbeinern. „Ich habe mich gewundert, wie schnell man mit dem Pferd eine Einheit wird. Wir saßen teilweise acht Stunden im Sattel, da entwickelt man schon eine spezielle Beziehung zum Pferd“ erläutert uns Gebhard. Die Islandpferde seien einfach auch super robust, widerstandsfähig und sehr trittsicher. Das Reiten über Geröll, über Passhöhen oder über Gletscher habe denen nichts ausgemacht. „Man taucht ein in eine ganz andere Welt und was im Rest der Welt passiert ist egal“ erzählt der Abenteurer, der seine Erlebnisse mit den Isländern teilweise auch in seinem Buch beschreibt. Bei seiner Pferdetour habe er erfahren können, wie die Menschen vor 100 Jahren wirklich gelebt hätten. „Die waren darauf angewiesen, mit den Pferden auch Kompromisse einzugehen.“ Seine besondere Erfahrung hat Gebhard auch mit dem Herdentrieb der Isländer gemacht: „Als Fotograf muss ich öfter mal von der Gruppe wegreiten oder zurückbleiben, um gute Fotos zu machen. Das wollten meine Isländer dann aber manchmal nicht so gerne“ lacht Gebhard. Die Isländer mit ihrem bequemen Tölt hat er aber trotzdem ins Herz geschlossen. „Mit der Zeit habe ich ein Gefühl für die Pferde bekommen. Das war eine tolle Erfahrung“ erzählt der Referent, der im März wieder nach Hessen kommt.
Mit den Criollos, den Pferden im Lande der Gauchos, hat der Autor bei seiner Tour durch Patagonien Reiterfahrung gesammelt. Teilweise hat Peter Gebhard dies auch in seinem Buch beschrieben. „Wir haben da einen 80-jährigen Pferdeflüsterer getroffen, der ganz allein mit seinen sechs Pferden in der Pampa lebt – der unterhält sich mit seinen Tieren.“ Für seine Patagonien-Erlebnisse hat Gebhard ein ganzes Jahr die Südspitze Südamerikas bereist und war dort viel mit den Gauchos, den Cowboys des Südens, unterwegs. „Die haben da in der Abgeschiedenheit eine sehr spezielle Beziehung zu ihren Pferden, aber die Tiere werden auch hart angetrieben, wenn beispielsweise ein Schneesturm kommt.“ Bei einer Pferdetour in ein abgelegenes Tal der Anden, hat der Fotograf auch kritische Situationen erlebt. „Wir wollten einen Fluss überqueren, aber der Wasserstand war schon stark angestiegen. Da hatten unsere Pferde Angst. Als wir dann am Rande eines Sumpfgebietes mit den Pferden auf einem Pfad zu Fuß unterwegs waren und die Pferde dort an Dornen hängen blieben, haben sie ausgeschlagen, und wir mussten gut aufpassen, nicht von den Hufen getroffen zu werden.
Die Pferde hatten großen Respekt vor dem Sumpf.“ Von den Menschen mit ihren robusten Pferden ist Peter Gebhard beeindruckt. In seinen Patagonien-Reportagen dokumentiert er wunderschöne Geschichten von den Träumen und Enttäuschungen der Gauchos, der großen Freiheit und dem ewigen Wind in der Region. „Der Rhythmus ist da einfach völlig anders. Da gibt die Natur den Takt vor.“
Zu Hause in Deutschland hat Peter Gebhard keine Ambitionen zum Reiten. „Wenn man einmal das Reiten durch diese Weite erlebt hat, dann ist das in Deutschland einfach zu beengt. Hier ist ja überall Zivilisation“. Und er erzählt lachend, dass in Deutschland die Leute ja teilweise schon aus dem Tritt kommen, wenn ihr „Navi“ mal bei der Autofahrt ausfällt. Seinen nächsten Vortrag in Hessen hält Peter Gebhard am 12. März in Hofheim am Taunus.
Dort erzählt er in der Stadthalle über seine Erlebnisse in Rio de Janeiro, seinem neuesten Projekt. Weitere Infos und Veranstaltungstermine unter: www.peter-gebhard.de
„Stallgeflüster“ / Tanja Radermacher