Reiterfreunde packen im Flutgebiet mit an
Die Flut hat Menschen und Tiere im Kreis Ahrweiler in Rheinland Pfalz hart getroffen. Auch der Stall von Bernd und Petra Flücken wurde von den Wassermassen komplett zerstört. Sie und ihre zwölf Pferde haben überlebt: „Das ist das Wichtigste“, sagt Flücken. Nun versucht das Paar, seinen kleinen, privaten Reitbetrieb wieder aufzubauen. Reiterfreunde aus nah und fern packen mit an.
Nur die Mauern und das Dach sind von dem ehemals schmucken Stall im Dorf Heimersheim übriggeblieben. Als Flücken sich Stunden nach der plötzlichen Flut durch die verwüstete Landschaft von seinem Wohnhaus, das glücklicherweise verschont blieb, bis zum Stall durchgekämpft hatte, brach es ihm fast das Herz. „Die Pferde standen regungslos im 1,50 Meter hohen Wasser, um sie herumtrieben Kisten und Flaschen.“ Stundenlang waren die Tiere zuvor in den überfluteten Boxen in Panik geschwommen, klemmten teilweise unterm Dach fest – das Wasser war innerhalb einer Dreiviertelstunde bis auf drei Meter gestiegen. Zunächst kam Flücken gar nicht an die Tiere heran. Die Helfer mussten übers Dach einsteigen, eine Mauer durchbrechen. Die geschockten und verletzten Pferde wurden sofort in eine Klinik gebracht, wo sie 14 Tage beobachtet und untersucht wurden. Bis auf einen Wallach, der sich schwerere Verletzungen zugezogen hatte, haben sie sich mittlerweile von den Strapazen erholt. Auf einem Reiterhof 40 Kilometer entfernt sind sie bei Freunden untergebracht und bestens versorgt, freut sich Flücken.
Wie viele andere Opfer der Flut kämpft er nun ums finanzielle Überleben. Sobald der Stall wiederaufgebaut ist, will Flücken seine Tiere zurückholen und den Reitbetrieb wieder aufnehmen. Ein Optimismus, der sich erst zwei, drei Wochen nach der Katastrophe breitmachte. Die erste Reaktion angesichts seiner in Trümmern liegenden Existenz war Aufgeben und Weggehen von hier. „In unserer Gegend sind 35 Schulen und Kindergärten und 14 Brücken weg, einfach so weg. Die ganzen Erdgeschoßwohnungen gibt es nicht mehr. Wir wussten nicht, wie es weitergeht.“
Dann jedoch kamen die Helfer. Aus der Reiterei, dem privaten Umfeld: „Es kamen Dutzende Menschen sogar extra aus Bayern, mit schwerem Gerät wie Baggern und Raupen. Ohne die vielen Freiwilligen wäre es für uns unmöglich gewesen, weiterzumachen.“
Mittlerweile überwiegt die Zuversicht über die Verzweiflung: „Wir kämpfen. Man kann das Vergangene nicht ändern. Wir müssen nach vorne schauen,“ Etwas sehr Wertvolles hat die Katastrophe den Menschen gezeigt: „Es gibt eine große Hilfsbereitschaft. Aus der Not heraus haben sich viele neue Freundschaften gebildet. Hilfe kam von überall – nur nicht vom Staat,“ sagt er. Bis der Betrieb wieder laufen kann, helfen Freunde dem Paar, über die Runden zu kommen. Denn Reitplatz und Wiese sind mit Heizöl und Diesel konterminiert und noch nicht nutzbar. Eine Privatinitiative hat bereits Flächen auskoffern lassen: „Ich glaube, dass in drei Monaten hier wieder ein wenig Normalität einkehrt, wenn die Häuser wieder bewohnbar werden. Viele sind aber auch abgerissen worden.“
Das Stallgebäude steht zwar noch: „Aber es aber gibt keine Türen mehr, kein Reiterstübchen, nix. Wir bauen alles wieder auf, geben Vollgas. Es ist eine harte Nummer – aber wir schaffen das.“
„Stallgeflüster“ / K. Pohl