‚Stallgeflüster‘ im Gespräch mit Grischa Ludwig
Erfolgreich bei den Weltreiterspielen 2018 in Tyron/USA mit Mannschafts-Bronze, bei den Europameisterschaften 2019 in der Schweiz und last but not least natürlich auch überaus erfolgreich bei den Deutschen Meisterschaften. Das ist Grischa Ludwig, der seit vielen Jahren im Spitzensport, in der Disziplin Reining, Erfolg an Erfolg reiht. ‚Stallgeflüster‘ sprach mit dem mehrfachen Deutschen- und Europameister über seinen Werdegang und seine Erfolge.
Aufgewachsen ist der heute 46jährige auf einem Pferdehof, auf dem sein Vater ein reittherapeutisches Zentrum hatte. Doch wer jetzt denkt, ‚Logisch, dass der reiten kann‘, der irrt. Denn für den jungen Grischa gehörten Pferde und die Arbeit auf dem Hof zwar zum Alltag, aber mit dem Reiten hatte er es zunächst gar nicht.
„Wir sind damals klassisch geritten und es passierte doch recht viel. Solange wir traben oder Schritt reiten durften, war alles gut – aber wenn es an den Galopp ging, war das Geheule groß. Ich habe am Tag vor meinen ersten Reitstunden immer ganz schön geschwitzt. Erst als ich ein Therapie-Pferd reiten durfte, bei dem ich ‘raus fand, dass es fast im Stand galoppieren konnte, war das für mich OK.“
Grischa Ludwig liebäugelte damals noch mit einer Fahrrad-Karriere oder der in einer anderen Sportart – aber auf dem Rücken eines Pferdes traute er dem Frieden nicht so recht. Den Sturz von einem älteren Isländer-Mix, der im Gelände raketenartig schnell werden konnte, überstand er gut und damit war dann auch der Bann mit den Pferden und der Angst vor dem Galopp gebrochen. Hinzu kam, dass Vater Ludwig Peter Kreinberg kennen lernte.
„Die Pferde waren viel besser erzogen als unsere. Die gingen nicht mit uns spazieren, sondern wir mit ihnen“, erinnert sich Ludwig. „Bei den Warmblut-Pferden hat man damals nicht so viel Wert auf Erziehung gelegt, wie im Western-Sport. Mit diesen Pferden hat reiten und der Umgang mit ihnen, angefangen, mir Spaß zu machen, mir die Angst genommen und mich wirklich zum Reiten gebracht.“
„Quarter Horses sind recht einfache Pferde. Selbst wenn sie noch nicht erzogen sind, lassen sie sich recht einfach händeln. Schließlich braucht ein Cowboy, um seine Arbeit zu erledigen, ein einfaches, zuverlässiges Pferd. Und diese Pferde haben mich dann schon mit 16 oder 17 dazu gebracht, einmal Berufsreiter werden zu wollen.“ Heute betreibt Grischa Ludwig auf der schwäbischen Alb in Bitz sein eigenes Gestüt. Zwei seiner Brüder, Niklas und Levin, arbeiten dort als Trainer bei ihm.
„Die Bronze-Medaille bei den Weltreiterspielen in Tyron war natürlich eines der Highlights meiner Karriere“, beantwortet Ludwig die Frage nach den für ihn wichtigsten Erfolgen. Aber sein wirklicher Erfolg, so Ludwig, ist es so lange konstant zur Welt- und Europaspitze zu gehören. „Darüber hinaus muss man nicht stets gewinnen, um einen Erfolg zu schätzen – selbst wenn man das als Profi natürlich immer will. Manchmal ist es ein unglaublicher persönlicher Erfolg, über den man sich richtig freut, wenn man mit einem Pferd, das nicht zur Elite gehört, einen der ersten Plätze erreicht. Das ist dann der Erfolg, den man sich erarbeitet hat.“
Während ‚Stallgeflüster‘ noch mit Grischa Ludwig spricht, hat der bereits gepackt und macht sich auf den Weg nach Kreuth. Dort wird er im Profi-Derby mit zwei Pferden starten und begleitet noch fünf Amateure mit ihren Tieren. Da können wir dem Team Ludwig nur viel Erfolg wünschen.
„Stallgeflüster“ / E. Appenrodt