Im Osten viel Neues
Blickt man nach bald 30 Jahren vereintes Deutschland einmal zu unseren Nachbarn in diw östlichen Landesteile, stellt man fest, dass sich auch in puncto Reiten und Pferdehaltung so allerlei getan hat.
Der Reitsport gehörte in der ehemaligen DDR nicht zu den staatlich gesteuerten Sportarten (die Reiter der DDR nahmen zuletzt 1972 an der Olympiade in München teil) und wurde deshalb auch nicht gefördert. Es gab nur eine geringe Anzahl von Reitvereinen. Die „Pferdeverrückten“ übten ihr Hobby meistens in den Betrieben der damaligen Landwirtschaftlichen-Produktions-Genossenschaften (LPG´s) aus. Diese hielten und züchteten oftmals Pferde, die als „Erichs (Honecker) Devisenbringer“ in den goldenen Westen exportiert wurden, und dort sehr gefragt waren.
Erst nach der Wende gründeten sich die ersten Reiterhöfe und Pensionspferdeställe meistens als Ableger der neu entstandenen Agrar-Genossenschaften oft unter abenteuerlichen Voraussetzungen. Nach der Erweiterung der fünf neuen Landesreit- und Fahrverbände wurden die örtlichen Reitturniere unter dem Dach der FN veranstaltet. Hier konnte man in den ersten Jahren nach der Wende noch Starter bewundern, die oft lange Strecken mit dem Traktor und offenen Viehanhängern zu den Turnierplätzen kamen. Die Reiter trugen nicht selten Maler- oder Maurerhosen mit russischen Offiziersstiefeln als Turnierkleidung. Diese Äußerlichkeiten taten der freundlichen und kameradschaftlichen Atmosphäre aber genauso wenig Abbruch wie die Stimme des Stadionsprechers, der im breitesten thüringisch oder sächsischen Dialekt die Pferd-Reiterpaare an den Start rief. Geritten wurde meistens auf einem „Edlen Warmblut“ der DDR. Es war ein Reitpferd, das auf Hannover oder Trakehner Grundlage gezüchtet wurde, oder aber einem „Schweren Warmblut“. Diese etwas kalibrigen Rösser erfreuen sich auch heute noch großer Beliebtheit und werden immer noch im Typ des „Alt- Oldenburger-Pferdes gezüchtet. Die ehemaligen Landgestüte der DDR wurden zum Teil fürstlich saniert und die Pferdezucht dank der offenen Grenzen und der künstlichen Besamung modernisiert. Wobei aber so manche alte gute Hengstlinie ausstarb, da die Züchter nun alle auf reines Holsteiner- oder Hannoveranerblut setzten und somit Ihre bewährten Stutenstämme durchmischten. Diese Zuchtpolitik führte zusammen mit den neuen regional gegründeten Zuchtverbänden dazu, dass die Nachfrage nach Pferden „aus dem Osten“ stark nachließ und der Markt erheblich einbrach. Hatte ein Pferd ein Brandzeichen aus den neuen Bundesländern auf dem Popo erzielte der Züchter nicht annähernd denselben Verkaufserlös, als wenn es sich um ein Pferd aus Westdeutschland mit der identischen Blutführung gehandelt hätte.
Diese spezielle Situation brachte viele Pferdezüchter (vor allem die kleinen Betriebe, die nicht als Anhängsel der großen Genossenschaften wirtschafteten, und jährlich hohe Subventionen von der EU bekamen) in große Existenznöte.
Einer von Ihnen -sozusagen ein Betrieb der ersten Stunde- ist der Grundhof in dem kleinen thüringischen Städtchen Bad Salzungen, nahe der hessischen Grenze. Hier betreibt die Familie Leifer seit der Wende Ihren Pferdehof in traumhaftschöner Alleinlage, trotz aller Widrigkeiten mit viel Sachverstand und Herzblut. Agraringenieur Stefan Leifer leitet den Hof mit 80 Hektar Grünland mit den Schwerpunkten Pferdezucht und -Aufzucht, Reitschule und Mutterkuhhaltung. Zwei Ferienwohnungen auf dem Hof bieten eine kleine zusätzliche Einnahmequelle.
Da der Grundhof kein Ableger“ einer großen Agrargenossenschaft, sondern Leifer schon seit nunmehr fast 25 Jahren „Einzelkämpfer“ ist, hat er alle Höhen und Tiefen, die die Selbstständigkeit mit sich bringt, erlebt. Die Höhe der bewilligten EU Subventionen werden nach den bewirtschafteten Ackerbauflächen bemessen. Reine Grünlandbetriebe mit Tierhaltung und relativ wenig Fläche, haben dabei das Nachsehen.
So mussten die Leifers von Anfang an auf eigene Füße stehen, wobei das thüringische Grenzgebiet nicht unbedingt zu den wirtschaftlich starken Regionen zählt und auch heute noch wesentlich weniger Kaufkraft vorhanden ist, als anderswo im Land
Dieses existenziell wichtige Manko wird auf dem Hof durch ganz besonders viel Zusammenhalt und Herzlichkeit wettgemacht. Jeder Pferdeliebhaber, egal ob Reitschüler oder Pferdebesitzer, wird umsorgt und wirklich äußerst zuvorkommend behandelt.
Natürlich ist im Laufe der Zeit aus dem Gehöft eine richtige Reitanlage mit 30 Boxen, einer Reithalle und zwei Außenplätzen entstanden. Der Grundhof selbst liegt eingebettet in traumhafter hügeliger Landschaft am Rande des Thüringer Waldes.
Es ist der ideale Platz um Jungpferde aufzuziehen. Hier können Sie Ihre Youngsters mit besten Gewissen zur Aufzucht geben. Immer mit der Gewissheit, dass die Fohlen ungestört ihre Kindheit auf riesigen Weiden und in großen Laufställen verbringen und wohl behütet heranwachsen. Die Pferde werden regelmäßig entwurmt und dem Hufschmied vorgestellt.
Familie Leifer, selbst erfolgreiche Reiter bis zur Klasse S, bieten als weiteren Service sowohl die Grunderziehung der Pferde, das Vorbereiten zur Körung, als auch zur Stutbucheintragung an.
„Stallgeflüster“ / Ulrich Schmelzer